Eine Ampel aus Pappe haben Kinder des Palotti-Kindergartens auf die Bühne mitgebracht, um allen klarzumachen, was sie sich von der Stadt wünschen. Foto: Cedric Rehman

In den Bezirken Birkach und Plieningen hat zum ersten Mal ein Kinderforum getagt. Die Stadt befragt dabei die jüngsten Bewohner nach ihren Anliegen.

Birkach - Die Frage, ob das junge Publikum jetzt mal richtig laut sein könnte, geht in einem deutlichen „Ja!“ aus circa 200 Kindermündern unter. Auf die folgende Frage, ob denn jetzt auch alle einmal ganz still sein könnten, folgt von manchen ein rebellisches „Nein“.

Insgesamt hielten sich die Delegierten des ersten Kinderforums in Plieningen und Birkach aber dann doch an die Regeln, die von der Moderatorin auf der Bühne in der Alfred-Was-Halle zu Beginn der Veranstaltung ausgegeben worden waren: andere nicht unterbrechen und sie ausreden lassen. Aus Sicht von Ulrike Kieninger, die beim Jugendamt für Kinderbeteiligung zuständig ist, haben die Teilnehmer des Kinderforums von Kindertagesstätten und Grundschulen damit etwas Entscheidendes gelernt: wie Partizipation funktioniert. „Wie Bürgerbeteiligung geht sollte so früh wie möglich eingeübt werden“, sagte Ulrike Kieninger.

Paten für die Kinderanliegen

Kinderforen gibt es in Stuttgart seit 2005 in einigen Bezirken. Dabei können Schulen und Kindergärten beim Jugendamt ihre Wünsche einreichen. Diese sucht dann innerhalb der Verwaltung oder außerhalb Paten, die für die Realisierung der Anliegen eintreten. Diese werden zu den Kinderforen geladen und unterschreiben einen Vertrag, in dem sie sich verpflichten, für die Vorhaben einzutreten.

Bei der Veranstaltung in der Alfred-Wais-Halle wurden allerdings nicht etwa Schokoladenriegel für alle in der Schulpause gefordert. Die erste Gruppe auf dem Podium vertrat die Kindertagesstätte Köpfertstraße. Sie wünscht sich eine Ampel oder einen Zebrastreifen vor der Kita.

Den Verdacht, dass dieser so vernünftig klingende Wunsch vielleicht von erwachsenen Erziehern den Kindern eingeflüstert worden war, quittierte Ulrike Kieninger vom städtischen Jugendamt mit einem Lächeln. „Wir halten die Einrichtungen schon an, die Kinderwünsche abzufragen. Erwachsene sind oft erstaunt, welche pragmatischen Dinge sich die Kinder dann wünschen. Da unterschätzen sie viele“ , sagte Ulrike Kieninger.

Sport ist den Kindern wichtig

Ganz im Sinne ihrer Erklärung wünschen sich auch die Kinder aus dem Pallotti-Kindergarten eine Ampel. Sie brachten ihren Wunsch sogar als Pappmodell mit auf die Bühne. Neben der Verkehrssicherheit schien der Sport ein großes Anliegen der Kinder zu sein. Kinder von der Grundschule Birkach sprachen sich für einen sogenannten Pumptrack in Birkach aus. Das ist eine Mountainbike-Strecke, die mit Wellen, Steilwandkurven und Sprüngen versehen ist. Sportler sollen auf ihr nicht durch Treten, sondern das Hochdrücken des Körpers Geschwindigkeit aufbauen.

Der Pate für das Projekt ist ein Mitarbeiter des Gartenamts. Er erklärte den Kindern seinen grundsätzlichen Willen, das Vorhaben zu unterstützen. Dann machte er aber einen Exkurs in die Erwachsenenwelt und erklärte, wie lange es dauern kann, bis aus dem Traum vom Pumptrack Realität wird. So müsste zunächst ein Grundstück gefunden werden. Und dann müsste der Gemeinderat die Mittel bewilligen, schildert der Mitarbeiter der Verwaltung.

Auch die Körschtalschüler mussten also erleben, dass die Paten keine Feen sind, die Geschenke einfach rasch herbeizaubern. Ihr Wunsch nach einem neuen Zaun werde sich erst dann erfüllen, wenn die Grundschule ihren langersehnten Anbau erhalte, sagte der Vertreter der Stadtverwaltung. Dafür soll ein Sandkasten an der Schule gereinigt werden. Die Grundschüler können also bald wieder Sandburgen bauen.