Der Kinderbuchautor und Liedermacher Frederik Vahle unterhielt zum Auftakt am Freitag. Foto: factum

Kinderbuchautoren, Schauspieler und Musiker geben sich bei den baden-württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtagen vom 3. bis zum 24. November in Bietigheim-Bissingen die Ehre. Im Interview erklärt der Bibliotheksleiter Hans-Christian Pöhnl auch, wer erwartet wird.

Bietigheim-Bissingen - Knapp drei Wochen lang dreht sich seit dem Freitag bei den baden-württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtagen in Bietigheim-Bissingen alles ums Lesen sowie um die Schriftsteller hinter den Geschichten. Hans-Christian Pöhnl, der Leiter der Otto-Rombach-Bücherei in Bietigheim-Bissingen, erklärt, worum es geht und was die Zuschauer erwarten dürfen.

Herr Pöhnl, wie kommt es, dass die Kinder- und Jugendliteraturtage in diesem Jahr in Bietigheim-Bissingen stattfinden?
Die Literaturtage werden nach dem Prinzip der Landesgartenschau jedes Jahr in einer anderen Kommune ausgerichtet. Wir haben uns als Bibliothek schon vor acht Jahren für die Literaturtage 2017 beworben – und schnell eine Zusage aus dem Wissenschaftsministerium bekommen.
Wieso hatten Sie sich beworben?
Weil wir im Namen der Leseförderung viele tolle Projekte in der Gegend ausrichten können. Wir haben Lesungen bekannter und regionaler Autoren im Programm, Theaterstücke, Workshops für Jugendliche und Vorträge für Erwachsene.
Was sind denn die Höhepunkte?
Einer ist sicherlich der Auftritt von Paul Maar, dem Erfinder des Sams. Er kommt gleich mit einer ganzen Band, die seine Lesung musikalisch untermalen wird. Leider ist diese Veranstaltung schon ausgebucht. Ebenfalls sehr gefragt ist der Kinderbuchautor Andreas Steinhöfel, der im Anschluss an seine Lesung eine Signierstunde anbieten wird. Mit den großen Namen wollen wir aber lediglich auf unser Programm aufmerksam machen. Wir haben auch viele kleinere Events geplant. Einige auch mit Kooperationspartnern wie der Feuerwehr oder den Eisenbahnfreunden, wo wir Lesungen abhalten.
Wie müssen die Besucher bezahlen?
Die meisten der 70 Events sind umsonst. Wir wollen die Hemmschwelle senken und alle zu den Literaturtagen einladen, unabhängig von der sozialen Situation. Nur für einige aufwendigere Programmpunkte wie den Poetry Slam verlangen wir Eintritt. Jedoch muss man auch für die kostenlosen Vorstellungen vorab Karten bestellen.
Wen wollen Sie mit den Veranstaltungen konkret ansprechen?
Alle zwischen drei und 88 Jahren, Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern. Unsere Hauptzielgruppe sind jedoch Kinder zwischen drei und 13 Jahren. In dem Alter entdecken die Kinder oft die Faszination fürs Lesen. Das merken wir auch an unseren Ausleihstatistiken. Mit etwa 13 Jahren beginnen sich die Kinder für andere Dinge, wie zum Beispiel Sport zu interessieren. Nach der Pubertät kommen aber viele wieder zu uns. Das habe ich auch bei meinen eigenen Kindern gesehen.
Was sollten Kinder denn lesen?
Das ist vollkommen egal. Hauptsache, sie haben Spaß daran. Es muss nicht immer ein Kinderbuch sein. Wenn sich ein Achtjähriger für den Weltraum interessiert, kann er auch ein Sachbuch darüber lesen.
Haben Sie denn das Gefühl, Kinder lesen heutzutage weniger?
Nein. Das glaube ich nicht. Unsere Entleihzahlen im Kinderbuchbereich sind seit Jahren stabil. Allerdings gibt es heutzutage auch viel mehr Angebote. Da gibt es nicht mehr nur die klassischen Kinder- und Bilderbücher. Es gibt auch Apps, über die Eltern ihren Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte aufsprechen können oder interaktive Bücher, die sich die Kinder alleine anschauen können.
Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass Eltern ihren Kindern vorlesen?
Ich denke, das ist der erste Schritt zur Leseförderung. Das Vorlesen der Eltern macht den Kindern im Idealfall Lust darauf, selbst zu lesen. Und das ist ja auch das, was wir mit den Literaturtagen anstoßen möchten: Dass die Kinder Lust aufs Lesen bekommen, sich mit anderen Welten, Tieren und Themen auseinandersetzen und ihren Horizont erweitern.