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Mehr Geld, mehr Personal: Weitere Kitas sollen zu Kinder- und Familienzentren ausgebaut werden.

Stuttgarter Norden - Um benachteiligte Kinder und auch deren Eltern zu fördern, hat das Jugendamt 2012 mit dem Ausbau einiger Kindertagesstätten zu sogenannten Kinder- und Familienzentren (Kifaz) begonnen. Sie bekommen zusätzliches Fördergeld, anhand dessen sie mehr Personal einstellen und einzelne Projekte finanzieren können. Der Gemeinderat bezuschusst die Kifaz im laufenden Doppelhaushalt mit einer halben Million Euro. Alexander Vecellio von der Jugendhilfeplanung stellte vergangene Woche im Bezirksamt Weilimdorf beim Runden Tisch für Kinder und Jugendliche das Konzept vor.

„Kifaz entstehen dort, wo Armut und Bildungsbenachteiligung besonders ausgeprägt sind“, erklärte Vecellio. Ein Schwerpunkt des Konzepts liegt darin, dass beispielsweise durch den Einsatz von Logopäden, Kunstpädagogen oder Bewegungstherapeuten einzelne Kinder individuell gefördert werden. Genauso wichtig ist aber auch der enge Kontakt zu den Eltern. In offenen Cafés oder auch bei Koch- und Gitarrenkursen wird der Kontakt zu ihnen gesucht und niederschwellige Beratung angeboten. Die Idee dahinter: „Wir gehen mit unserem Angebot dort hin, wo die Familien schon sind, zu einem Ort, wo sie sich wohlfühlen“, sagt Dorothea Rieber von der Jugendhilfeplanung. Denn von sich aus würden nur wenige, die zur Zielgruppe gehören, die Beratungszentren des Jugendamts aufsuchen.

Nicht jede Kita kann ein Kifaz werden

Um in das Programm aufgenommen zu werden, muss in einer Kita mindestens jedes dritte Kind eine Bonuscard besitzen; insgesamt sollen es mindestens 30 Kinder sein. Stadtweit entsprechen 45 Kitas dieser Vorgabe; sie sollen nach und nach zu Kifaz ausgebaut werden. Aktuell sind es sieben städtische und kirchliche Einrichtungen, die eine jährliche Fördersumme zwischen 40 000 und 80 000 Euro bekommen. Darüber hinaus befinden sich 15 Tagesstätten in der Startphase; sie haben einen einmaligen Betrag von 20 000 Euro für den Aufbau von Projekten und Kooperationen erhalten.

Eine der sieben Kinder- und Familienzentren in Regelförderung ist die Tageseinrichtung Pforzheimer Straße 245 in Weilimdorf. Die Kita Ottmarsheimer Straße 47 in Stammheim sowie die Einrichtung Löwensteiner Straße 49/Rotweg 44 in Zuffenhausen befinden sich in der Startphase und sollen im kommenden Haushalt zu Kifaz ausgebaut werden.

Ob der Ausbau voranschreiten kann, entscheidet die Politik

Alexander Vecellio hofft, dass der Gemeinderat auch für den zweiten Ausbauschritt Geld zur Verfügung stellen wird. Rund 1,04 Millionen Euro wären nötig, um die 15 Kifaz, die zurzeit im Aufbau sind, in die dauerhafte Förderung sowie zwölf neue Kitas in die Startphase aufzunehmen. Im Dezember wird im Zuge der Haushaltsberatungen darüber entschieden. „Noch steht es in den Sternen, ob es weitere Kifaz geben kann“, sagte Vecellio. Er hoffe sehr, dass noch mehr Kitas ausgebaut und die begonnenen Projekte verstetigt werden können. „Es wäre schade, wenn die Kifaz aus der Startphase wegfallen würden. Wir haben einiges aufgebaut, das dann in Gefahr wäre.“

Jana Schwarzkopf, die Leiterin der Tageseinrichtung Pforzheimer Straße, hat gute Erfahrungen mit dem Förderprogramm gemacht. In ihrer Einrichtung haben mehr als 70 Prozent der Kinder eine Bonuscard. Kein Kind besuche die Musikschule, nur wenige seien in einem Sportverein angemeldet, einige seien in ihrer Entwicklung zurückgeblieben, berichtete Schwarzkopf. Schon vor 2012 hätten die Erzieher anhand zahlreicher Projekte versucht, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern, „aber es fehlte an Personal“. Mit dem Fördergeld konnte mit einer zusätzlichen halben Stelle eine Naturpädagogin eingestellt werden, die mit den Kindern Waldtage organisiert. Darüber hinaus wurden weitere Kooperationen ausgebaut und vertieft. Zum Beispiel besteht ein guter Kontakt zur Musikschule Eberhard, zusammen mit dem Elternseminar werden Treffen der Eltern organisiert, eine Tanzpädagogin war zu Besuch und auch mit Weilimdorfer und Feuerbacher Sportvereinen wird kooperiert. „Es ist enorm, wie sich die Kinder entwickeln, wenn man ihnen solche Angebote zur Verfügung stellt“, sagt Schwarzkopf.