500 Liter Markierungsfarbe haben sich auf die A 8 ergossen - zuvor verklebten 6000 Liter Formaldehydharz die Gegenfahrbahn. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Matthias Kapaun

6000 Liter Klebstoff am Leonberger Dreieck – Beim Stuttgarter Kreuz macht Lack die Straße glatt.

Sindelfingen - Die Einsatzkräfte von Polizei, der Leonberger und Sindelfinger Feuerwehr, Umweltexperten und Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Herrenberg mussten aufpassen, dass sie nicht festkleben: Auf einer Länge von etwa 300 Metern ergoss sich eine klebrige Lache. Aus einem Tanklastzug, der mit 25 000 Litern Harnstoff-Formaldehydharz beladen war, sickerten rund 6000 Liter dieser Substanz aus, die unter anderem bei der Herstellung von Resopal als Klebstoff verwendet wird.

Das Leck in dem Kunststofftank wurde gegen 8.15 Uhr am Mittwochmorgen durch eine relativ geringfügige Panne ausgelöst: Etwa 400 Meter vor dem Kreuz Stuttgart war bei dem Tanklastzug ein Reifen geplatzt, und durch die umherfliegenden Gummiteile wurde der Tank beschädigt. Der 58 Jahre alte Fahrer stoppte und inspizierte sein Fahrzeug. Doch erst eine Streife des Autobahnpolizeireviers Ditzingen stellte fest, dass Klebstoff austrat, und alarmierte die Feuerwehr. Obwohl die nur wenig später vor Ort war, waren bis dahin bereits rund 6000 Liter des wassergefährdenden Klebstoffs ausgetreten und gelangten zum Teil in das Entwässerungssystem der Fahrbahn. Weiter austretende Flüssigkeit wurde von der Feuerwehr aufgefangen und zurück in den Tank geleitet. Anschließend wurde das Formaldehydharz in ein Ersatztankfahrzeug umgepumpt.

Spezialfirma mit zwei Kanalreinigungsfahrzeugen im Einsatz

„Zum Glück hat die Substanz Wassergefährdungsklasse eins. Das ist die geringste Klasse“, stellt Kurt Linhart, Leiter der Autobahnmeisterei Herrenberg, fest. Er ist mit seinen Leuten ebenfalls vor Ort. Gegen Mittag kann er bereits Entwarnung geben. „Ins Grundwasser sind keine Giftstoffe gesickert.“ Um zu verhindern, dass Schadstoffe ins Kanalsystem gelangen, wurden in den Rohrleitungen Blomben gesetzt. Außerdem war eine Spezialfirma mit zwei Kanalreinigungsfahrzeugen im Einsatz und hat den Kanal unter der Autobahn durchgespült. Das nahe Regenrückhalte- und Klärbecken wurde vorbeugend am Ablauf mit Schiebern gesperrt. „Wäre Klebstoff in den Kreislauf gelangt, wäre er dort aufgefangen worden. Allerdings konnten keine Schadstoffe nachgewiesen werden“, sagt Linhart.

Um die Fahrbahn zu reinigen, wurde ein Spezialfahrzeug mit Spüleinrichtung angefordert. Aus einem Arm mit Sprühdüsen quer zur Fahrbahn wurde mit einem Druck von 120 Bar der Leim auch aus den Hohlräumen des Straßenbelags gesprüht und per Besen und einer Saugvorrichtung am Fahrzeug aufgenommen. Für den Verkehr war die klebrige Autobahn ungefährlich. Das hat ein Anruf des Chefs der Autobahnmeisterei bei der Werkfeuerwehr des Chemiekonzern BASF ergeben, dem Hersteller der Substanz. „Es hätte sein können, dass die Substanz den Asphalt auflöst und er rutschig wird“, sagt Linhart.

Markierungsfarbe macht die Straße eisglatt

Während der Fahrbahnreinigung mussten bis zum späten Nachmittag vier von fünf Fahrstreifen gesperrt werden. Dadurch hat sich der Verkehr etwa 20 Kilometer bis zur Anschlussstelle Heimsheim gestaut.Die Autofahrer im Stau wurden wegen der Hitze von Helfern des DRK mit Getränken versorgt. Einer Mutter, deren Säugling in dem heißen Wagen Probleme bekam, leisteten sie Erste Hilfe. Gegen 16.30 Uhr konnte Linhart die Strecke wieder für den Verkehr freigeben. Die Kosten dieses Einsatzes werden bei mehreren Hunderttausend Euro liegen. Schäden an den Karosserien soll der Leim laut Polizei nicht verursachen.

Etwa zeitgleich mit der Freigabe der Fahrbahnen wurde der Chef der Autobahnmeisterei Herrenberg zu einer weiteren Panne auf der A 8 gerufen: Richtung Karlsruhe sind bei einer Baustelle vor dem Kreuz Stuttgart rund 500 Liter weiße Markierungsfarbe ausgelaufen. „Die beiden Tanks waren nicht sachgerecht verschlossen und sind umgestürzt“, sagt Linhart. Die Farbe hat sich in einem armdicken Strahl über den Asphalt ergossen und die mittlere Spur unbefahrbar gemacht.

Da sich die Markierungsfarbe im Asphalt festbeißt und die Fahrbahn eisglatt wird, sobald sie nass wird, muss mit einer Fräsmaschine der Belag abgehobelt und die Fahrbahn aufgeraut werden. Kilometerlanger Stau bis etwa zum Flughafen war auch hier die Folge. Die beiden Fahrstreifen an der Überleitung Richtung Singen waren davon nicht betroffen. die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest.