Spannende Lektüre beim Camp von „kicken und lesen“. Foto: Baumann

84 Jungs haben am Wochenende das Thema Fußball mit dem Spaß am Lesen verbunden – und freuten sich ganz besonders über einen Überraschungsgast.

Stuttgart - Der Reporter ist ganz schön hartnäckig, doch der junge Mann, der sich hier als Jos Luhukay ausgibt, gibt auch nicht nach. „Doch“, sagt er, „der neue Abwehrspieler muss noch an seinem Kopfballspiel arbeiten.“ Warum er ihn als neuer Trainer des VfB Stuttgart dann trotzdem nach Cannstatt geholt hat? „Weil er großes Potenzial hat.“ Gut gekontert – und die ungewohnte Situation gekonnt gemeistert. Was so, oder so ähnlich für alle 84 Jungs gilt, die am vergangenen Wochenende beim VfB Stuttgart zu Gast waren.

Wie über 1400 Jungen vor ihnen sind sie Teilnehmer des Projekts „kicken und lesen“ der Baden Württemberg Stiftung. Und wie in jedem Jahr ist das Fußballcamp im Schatten der Mercedes-Benz-Arena einer der Höhepunkte der monatelangen Arbeit, die das Thema Fußball mit dem Lesen verbindet. Also wird auch am Wochenende beim VfB nicht nur gekickt – sondern auch die Zeitung gewälzt. Doch wie liest man die eigentlich?

„Meine Oma liest immer erst die Überschriften und entscheidet dann, ob sie den ganzen Text liest“, sagt ein Steppke. Dirk Preiß, Sportchef beim Projektpartner „Stuttgarter Nachrichten“, weiß noch den einen oder anderen Rat für die jungen Leser, die nun die „Stuttgarter Kindernachrichten“ durchblättern und Spaß haben am Rollenspiel zwischen Reporter und Sportler. Bis es dann plötzlich an der Türe klopft.

Im dem Raum, in dem der VfB normalerweise seine Pressekonferenzen abhält, richten sich plötzlich alle Augen auf den Ein- und Ausgang – und die Jungs staunen nicht schlecht, als plötzlich ein echter Profi hereinspaziert. Günther Schäfer, einst treibende Kraft des Fußballcamps, hat Alexandru Maxim mitgebracht. Wenig später ist der heutige Teammanager wieder da – diesmal mit Timo Baumgartl im Schlepptau, der sich zu den Kindern setzt und davon erzählt, wie es war auf dem Weg vom Knirps zum Profikicker. Was er deutlich macht: Nicht nur das Fußballtraining ist wichtig, sondern auch eine gute Bildung: „Man weiß schließlich nie, ob man sich nicht plötzlich schwer verletzt.“

An einer Partnerschule des Sports hat er neben all dem Training sein Abitur gebaut. Demnächst will er ein Studium beginnen – den Aufstieg mit dem VfB hat er dennoch fest im Visier. Die Jungs hören gebannt zu, stellen Fragen, verabschieden den Profi nach einer Viertelstunde mit einem donnernden Applaus – und sind am Tag danach dort, wo Baumgartl so gern seiner Arbeit nachgeht: in der Mercedes-Benz-Arena. Dort spielen sie zwar nicht Fußball, kommen dem Thema bei der Stadion-Rallye mit Leseaufgaben aber noch einmal ganz nah.