Fredi Bobic Foto: ddp

VfB-Manager will Khedira-Millionen nicht "auf Teufel komm raus ausgeben" - mehr Jugendarbeit.

Stuttgart - Sie Sache ist perfekt. Der VfB hat sich mit Real Madrid über die Modalitäten des Wechsels von Sami Khedira geeinigt. Die Königlichen überweisen 14 Millionen Euro auf das Konto der BW Bank. Die Frage lautet nun: Legen die Roten das Geld besser als zuletzt die 30 Millionen aus dem Gomez-Transfer an?

30 Millionen Euro! Die Summe klingt astronomisch. So viel bezahlte der FC Bayern für Mario Gomez. Hinzu kamen als Bonus knapp 25 Millionen Einnahmen aus der Champions League. Natürlich fragt sich jeder, was ist mit dem Geld passiert. Denn davon ist nichts mehr übrig. Und richtig greifbar scheinen die Ausgaben auch nicht. Abgesehen von den großen Ablösesummen für Zdravko Kuzmanovic (acht Millionen), Pavel Pogrebnjak (4,8), Georg Niedermeier (3,5), Cristian Molinaro (vier), Stefano Celozzi (2,5) und das Leihgeschäft Alexander Hleb (acht) sind es viele kleinere Posten, die sich in der Summe auswirken. Genannt seien nur die Handgelder für Christian Gentner (1,5) und Serdar Tasci (zwei) für dessen Vertragsverlängerung oder die Abfindungen an Markus Babbel (1,5) sowie Yildiray Bastürk (1,5).

Es ist wie in jedem Privathaushalt. Am Monatsende beschleicht einen das Gefühl: Das Geld ist irgendwie schneller ausgegeben als verdient. Genau das will der neue VfB-Manager Fredi Bobic nun vermeiden. Die 14 Millionen Euro für Khedira sollen sinnvoll angelegt werden. Obwohl Bobic klar ist, dass der VfB dringend Verstärkungen benötigt, will er seinen Weg gehen. Und der liegt in der Mitte zwischen Machbarkeit, Vernunft und Dringlichkeit.

Ein Beispiel: Abgesehen von den Kandidaten Philipp Degen (27/FC Liverpool), André Ayew (20/Olympique Marseille) und Ibrahima Traoré (22/FC Augsburg) gibt es Kontakte zu Mbark Boussoufa (25/RSC Anderlecht) und Balazs Dzsudzsak (23/PSV Eindhoven). Beide kosten zwischen acht und zehn Millionen Euro Ablöse. Und bei den beiden kreativen Mittelfeldspielern Boussoufa und Dzsudzsak stellt sich die Frage der Machbarkeit, die Bobic so beantwortet: "Wir werden jetzt nicht auf Teufel komm raus etwas unternehmen."

Es ist eine unkomfortable Lage, die Bobic in Zukunft vermeiden will. Er wünscht sich mehr Souveränität bei der Transferpolitik. Bobic will unabhängiger werden - von der aktuellen Kassenlage, schwebenden Transfers oder den Wünschen eines Trainers. "Es wäre schön, wenn wir in die Situation kämen, dass wir so einen Spieler wie Khedira nicht ziehen lassen müssten." Bobic zieht den Vergleich zu Werder Bremen, das es sich derzeit leisten könnte, die Millionen-Offerten für Mesut Özil auszuschlagen.

Der VfB-Manager weiß, dass die Grundlage dafür der kontinuierliche Erfolg der Bremer war - die Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben. "Auch wir brauchen so einen gesunden Sockel", sagt Bobic, nur dann hätte der Club diese Handlungsfreiheit. Und dann rät Bobic dazu, eines nicht zu vergessen: wem der VfB diese Millionen-Einnahmen zu verdanken hat - der Jugendabteilung und deren Kopf Thomas Albeck. "Die Jugendabteilung bringt schon seit den 90er Jahren immer wieder talentierte Spieler heraus, das spricht für sich", sagt Bobic und kündigt die erste Re-Investition aus den Khedira-Millionen an: "Wir werden noch mehr Geld in die Jugendabteilung stecken."