Aus dem Bolzplatz wird ein Grundstück für soziale Zwecke. Foto: Patricia Sigerist

Der Gemeinderat Kernen beginnt damit, ein Wohnhaus zur Anschlussunterbringung von Asylbewerbern zu planen. Dafür wird aus dem Bolzplatz an der Seestraße ein Grundstück für soziale Zwecke.

Rommelshausen - Die Aufgabe ist dringend: Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Gemeinde Kernen nicht nur ein sondern mehrere Wohnhäuser für Asylbewerber schaffen muss, die bisher vom Landratssamt eine Bleibe zugewiesen bekamen. „Ich werde keine Prognose abgeben, wie viele Menschen wir unterbringen müssen. Das Landratsamt nennt keine Zahlen mehr“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger. Dennoch muss sich die Gemeindeverwaltung vorbereiten, so wie jetzt auf einem Grundstück in der Seestraße und zuvor zwischen der Erwin-Bahnmüller-Straße und Robert-Bosch-Straße, jeweils in Rommelshausen. Das dritte vorgesehene Grundstück befindet sich in der Dinkelstraße in Stetten. „Die Planung in der Seestraße bedeutet keinen Ausschluss anderer Gebiete“, sagt Andreas Stiene, der OGL-Fraktionsvorsitzende.

Auch wenn keine zuverlässigen Zahlen vorliegen: „Die Kommunen müssen Bauleitverfahren einleiten, sobald sich die städtebauliche Erfordernis ergibt“, so stellt der beauftragte Planer Erich Ernst Kuhn die gesetzliche Lage dar. Bei der Zuweisung der zur Unterbringung überstellten Menschen „haben die Kommunen keinen Handlungsspielraum“. Daher steigt die Gemeinde Kernen jetzt in die Planung auf dem Gelände südlich der Kindergärten und östlich des bestehenden zweistöckigen Wohnheims in Leichtbauweise an der Seestraße ein. Der Beschluss fiel am Donnerstag einstimmig.

Eine Idee wurde im Rat auch genannt: langfristig auf dem Gelände die Sozialstation zu integrieren

Mit diesem Votum hat der Gemeinderat nur die Grundstücke abgegrenzt, wo ein oder zwei Gebäude auf einer für soziale Zwecke reservierten Gemeinbedarfsfläche entstehen können. Eine Idee wurde im Rat auch genannt, langfristig auf dem Gelände die Sozialstation zu integrieren. Entgegen der ursprünglichen Absicht, nur südlich des bestehenden Wohnheims zu bauen, ist jetzt vorgesehen, einen Teil des Bolzplatzes für ein Gebäude parallel zum Bestand in Anspruch zu nehmen. „Wir sollten mit einer kleinen Einheit einsteigen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Kirgis. Auf der verbleibenden Fläche können Jugendliche aus der Umgebung noch kicken, allerdings liegt das Spielfeld dann quer zur Straße.

Erst wenn der Druck auf die Gemeinde noch weiter zunimmt, soll ein zweites Gebäude wiederum parallel entstehen. Für einen Bolzplatz müsste dann an anderer Stelle gesorgt werden. OGL-Gemeinderat Matthias Kramer setzt voraus, dass dieses Grundstück rechtzeitig zur Verfügung steht: „Ohne eine Alternative für den Bolzplatz würde ich einer zweiten Bebauung nicht zustimmen können.“

Die Bäume und Büsche am Rande des 0,3 bis 0,4 Hektar großen Gebiets sollen erhalten bleiben

Die Bäume und Büsche am Rande des 0,3 bis 0,4 Hektar großen Gebiets sollen erhalten bleiben, ebenso das kleine Biotop an der Ecke Haldenstraße. Weil auch noch die Kindergärten eine großzügige Freifläche mit viel Rasen in der Nachbarschaft haben und das freie Feld in der Nähe ist, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger: „Grün gibt es an der Stelle genug.“

Bürgermeister Altenberger: „Die Herausforderung liegt nicht im Bauen, sondern darin, Menschen an die Hand zu nehmen

Kuhn wies ausdrücklich darauf hin, dass der Beschluss, einen Bebauungsplan aufzustellen, noch kein Bauen ermöglicht. Er erläutert, wie die Gemeindeverwaltung vorgehen muss: „Die Öffentlichkeit ist noch zu beteiligen. Anregungen der Bürger zu den Planungen sind untereinander und gegeneinander gerecht abzuwägen. Das wird erfolgen.“ Ausdrücklich ist es möglich, dass sich aus diesem Verfahren auch noch Änderungen ergeben. Die Wohnungen entstehen im übrigen nur dann, wenn Bedarf vorhanden ist: „Keine Kommune baut solche Unterkünfte, wenn sie diese nicht benötigt“, sagt Erich Ernst Kuhn überzeugt. Darüber hinaus steht noch eine weit größere Aufgabe an: „Die Herausforderung liegt nicht im Bauen, sondern darin, die Menschen an die Hand zu nehmen, da sind wir alle gefordert“, sagt der Bürgermeister. Auch dafür gibt es Hilfen für Interessierte: „Es werden Schulungen angeboten.“