Die Kammerforstheide wurde aufgewertet. Eine artenreiche Streuobstwiese ist entstanden. Foto: Wolz

Mit dem letzten Stein der Trockenmauer sind die Arbeiten in der Stettener Kammerforstheide abgeschlossen.

Stetten - Dem Kernener Bürgermeister Stefan Altenberger und dem Ersten Landesbeamten Bernd Friedrich oblag die ehrenvolle Aufgabe, den letzten Stein in die Trockenmauer zu setzen – aufmerksam beobachtet von Lutz Berendt, dem neuen Präsidenten des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg. Der symbolische Akt am Mittwoch war der sichtbare Schlusspunkt unter die Arbeiten für die Flurbereinigung in der Kammerforstheide, landesweit die erste in einem Streuobstgebiet.

Die rund 80 Meter lange und bis zu zwei Meter hohe Mauer wurde als ökologischer Ausgleich für die Flurbereinigung errichtet und soll als Lebensraum für geschützte Reptilienarten dienen. Bevor der finale Stein eingefügt wurde, hatten die Verantwortlichen das Projekt in den höchsten Tönen gelobt. „Vorher hat es hier übel ausgesehen“, sagte Stefan Altenberger. Mit der Flurbereinigung sei „das Paradies“, die herrliche Landschaft des Remstals, noch schöner geworden. Aus der teilweise verwilderten Fläche sei ein artenreiches Streuobstgebiet entstanden.

Der Weg von der Wildnis zur gepflegten Kulturlandschaft war nur unter Einbeziehung der Eigentümer möglich

Der Weg von der Wildnis zur gepflegten Kulturlandschaft sei nur unter Einbeziehung der Eigentümer möglich gewesen, wusste Altenberger. Die schmalen Grundstückszuschnitte und die oftmals sehr steile Lage hätten die Bewirtschaftung der Flächen erschwert. „Der ursprüngliche Charakter der Streuobstwiesen war kaum noch zu erkennen.“ Deshalb hätten sich die Gemeinde und die Interessengemeinschaft (IG) Streuobst das Ziel gesetzt, die Kammerforstheide unterhalb des Stettener Sängerheims aufzuwerten und mit dem Landratsamt in Waiblingen das Flurneuordnungsverfahren angestoßen. „Diese Flurbereinigung bedeutet einen ökologischen Mehrwert und schafft ein neues Naherholungsgebiet. Wir von der Gemeinde Kernen sind stolz, dass wir damit zum Erhalt unserer Kulturlandschaft beitragen können.“

Auch Bernd Friedrich ist erfreut über das, was 2009 mit dem Antrag des Gemeinderats angeleiert wurde. „Wir sind landesweit die ersten, die eine reine Streuobstwiesen-Flurbereinigung gemacht haben.“ Nun nahe der erfolgreiche Abschluss des Verfahrens, dessen Kosten die Europäische Union, der Bund und das Land miteinander zu 75 Prozent getragen haben. „Wir haben einen Lebens- und Naturraum dazugewonnen und hoffen, dass unser Beispiel Nachahmer gewinnt.“

Erholungssuchende und Tagestouristen schätzen intakte Kulturlandschaften

Das hofft auch der Landesnaturschutzverband (LNV) Baden-Württemberg. „Flurbereinigungsverfahren in Streuobstgebieten sind wichtige Bestandteile zur Rettung unserer Kulturlandschaft“, sagt Robert Auersperg, der Sprecher des LNV-Arbeitskreises Rems-Murr-Kreis. Intakte Streuobstwiesen dienten der Artenvielfalt der Natur, außerdem schätzten Erholungssuchende und Tagestouristen intakte Kulturlandschaften. Wenn sich Verwaltung und Gemeinderat der Bedeutung von Streuobstwiesen bewusst seien, könne viel Positives gelingen, appelliert Auersperg an die Kommunen im Landkreis, dem Vorbild Kernens nachzueifern.

Lutz Berendt ist erst seit wenigen Wochen im Amt. Die Kammerforstheide sei sein erster Außentermin als Präsident des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung, und er könne sich keinen schöneren vorstellen. Unter der grün-roten Landesregierung habe die Ökologie mehr an Gewicht gewonnen. Die Kammerforstheide sei mit neun Hektar ein überschaubares Gebiet, aber die Flurbereinigung sei dennoch aufwändig gewesen. „Aber sie ist ein Beweis dafür, dass solche Flurordnungen richtig sind.“ Und für Marc Schweigert, den stellvertretenden Vorsitzenden der IG Streuobst und der Teilnehmergemeinschaft, steht fest, dass „dieser Fleck Erde es verdient hat“.