Die Keltersiedlung soll in den kommenden Jahren umfassend modernisiert werden. Umstritten sind vor allem die Teilbereiche 3 und 4, wo die SWSG Gebäude mit insgesamt 105 Wohnungen abreißen und durch 186 neue Wohnungen ersetzen möchte. Foto: SWSG

Die SWSG möchte die Wohnsiedlung umfassend modernisieren. Einige Häuser sollen saniert und modernisiert werden, andere abgerissen. Vor allem die Abrisspläne stoßen auf Widerstand aus Reihen der Bewohner.

Zuffenhausen - In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats ist erneut über das Thema Keltersiedlung diskutiert worden. Helmuth Caesar, der Technische Geschäftsführer der SWSG, war zusammen mit Lars Hoffmann, dem Bereichsleiter Bestandsmanagement der Gesellschaft, in die Zehntscheuer gekommen, um den Beiräten den aktuellen Planungsstand vorzustellen. Mit dabei waren auch zahlreiche Anwohner, um gegen das Vorhaben zu protestieren. Rederecht bekamen sie allerdings keines.

„Die Keltersiedlung liegt uns sehr am Herzen“, sagte Helmuth Caesar zu Beginn seiner Ausführungen. Mindestens genauso am Herzen liegt die Siedlung auch den Anwohnern. Die Interessenlagen sind freilich verschieden: Während die SWSG insgesamt 105 Wohnungen abreißen und durch 186 Neubauten ersetzen möchte, fordern Bewohner dieser Häuser, dass die Gebäude erhalten bleiben und saniert werden. Sie fürchten, dass sie sich die Mieten in den Neubauten nicht werden leisten können und deshalb ihre Heimat verlieren. Diese Befürchtung wollte Lars Hoffmann zerstreuen. Nach der Modernisierung, so betonte er, werde es genauso viele preiswerte Wohnungen geben wie jetzt. Insgesamt plane die SWSG den Bau von 90 Sozialwohnungen mit einem Mietpreis von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Es könne deshalb nicht die Rede davon sein, dass preiswerter Wohnraum vernichtet werde. Bald gebe es neue Termine für Einzelgespräche mit den Mietern, zudem plane die SWSG noch vor der Sommerpause eine Mieterversammlung. Grundsätzlich sei es die Politik der SWSG, den Bestand zu erhalten, wo es möglich sei. Im Falle der Gebäude an der Schöntaler, Stuppacher, Künzelsauer und Langenburger Straße ginge dies aber nicht. Bei diesen Häusern, das erläuterte Caesar, handle es sich um Notbauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, deren Qualität nicht gerade gut sei. Eine Sanierung käme fast so teuer wie der Neubau, allerdings seien Neubauten viel langlebiger. Sowohl Caesar als auch Hoffmann machten deutlich, dass sie ihre Mieter nicht im Stich lassen wollen. So übernehme die SWSG komplett die Umzugskosten, mache vom Umzug betroffenen Mietern exklusive Wohnungsangebote, unterstütze Senioren und Härtefälle und gehe bei der Beantragung von Wohnberechtigungsscheinen zur Hand. Zudem verzichte die SWSG auf Kautionen und Kündigungsfristen und biete beim Rück- oder Umzug in eine sanierte SWSG-Wohnung einen Euro Mietreduzierung pro Quadratmeter. „Es wird niemand auf der Straße sitzen. Wir haben noch Zeit, um für jeden Mieter eine Lösung zu finden“, sagte Hoffmann. Laut SWSG sollen die Bauarbeiten im Herbst 2018 beginnen.

Arbeitsgruppe kann Anregungen machen

In der anschließenden Diskussion ging vor allem Susanne Bödecker aus der Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus hart mit der SWSG ins Gericht. Die Wohnungsbaugesellschaft habe jahrzehntelang nichts an den Häusern gemacht und es darauf ankommen lassen, dass diese dermaßen verrotten, dass man nicht mehr sanieren könne. Bödecker stellte in Frage, dass ein Quadratmeterpreis von 7,50 Euro künftig zu halten sei. Auch Elisabeth Schneeweiß-Bauer von Bündnis 90/Die Grünen sprach sich für eine Sanierung aus. Die Keltersiedlung sei eine grüne Oase, die gerettet werden müsse. SPD-Vertreter Hans-Georg Kerler zeigte sich zufrieden damit, dass mehr Wohnraum entstehe. Allerdings müsste dieser sozial verträglich belegt werden. Kerler kritisierte, dass es bei dem Vorhaben bislang an Transparenz gefehlt habe. Als Bezirksbeirat wolle er die Pläne so früh wie möglich sehen. Kerlers Fraktionskollege Alexander Mak griff dies auf und regte an, dass Vorschläge der Beiräte bereits vor der Entscheidung des städtebaulichen Wettbewerbs in die Planungen einfließen. Einen Antrag von Bödecker, dass die Abrisspläne gestoppt und Alternativen gesucht werden sollen, ließ Bezirksvorsteher Gerhard Hanus nicht zur Abstimmung zu. Die SWSG sei ein Privatunternehmen, dem der Beirat keine Vorschriften machen könne. Deshalb wäre ein Bezirksbeiratsbeschluss nicht rechtsgültig. Hanus’ Haltung wurde von Bödecker und ihrem Fraktionskollegen Karl Reif kritisiert. Die SWSG, so deren Argumentation, sei nicht privat, sondern ein städtisches Unternehmen.

Nach weiteren Diskussionen (ein Antrag von FDP-Vertreter Karlheinz Schmid auf Schließung des Tagesordnungspunkts war mehrheitlich abgelehnt worden) einigten sich die Räte auf Vorschlag von Hanus schließlich darauf, dass eine Arbeitsgruppe aus sieben Beiräten frühzeitig über Entwürfe und Pläne informiert wird und Anregungen machen kann. Außerdem soll die Gruppe als Bindeglied zu den betroffenen Mietern fungieren. Caesar hatte nichts gegen diese Idee einzuwenden und sagte zeitnahe Informationen zu. Allerdings solle es nicht darum gehen, eine Grundsatzdiskussion zu führen, sondern darum, wichtige Punkte gemeinsam zu klären.