Dieter Oswald blickt auf die Lichtquelle, die ihn in seinem Leben beeinträchtigt, wie er sagt. Foto: Sascha Maier

Dieter Oswald, Anwohner im Asemwald, ist genervt vom Licht der Kelley Barracks. Doch das US-Militär scheint die Klagen aus der Nachbarschaft zu ignorieren.

Filder - Selbst wenn die Nacht stockfinster ist, kann Dieter Oswald die Wanduhr im Schlafzimmer lesen. Das liegt aber nicht daran, dass der 78-Jährige, der im 21. Stock eines der Asemwald-Hochhäuser lebt, besonders gute Augen hätte. Im Gegenteil, der Rentner braucht sogar eine Sehhilfe. „Aber die Festbeleuchtung, die die Amerikaner jede Nacht in den Kelley Barracks gegenüber veranstalten, raubt mir den Schlaf“, sagt er. Jetzt, da der neue Eingang zu der Kaserne der US-Streitkräfte gebaut wird, sei es noch heller geworden.

Dabei wissen die Amerikaner offenbar sehr wohl, dass sich manche Anwohner der Hochhauswohnsiedlung nicht erst seit gestern an den Lichtquellen stören, die ab den Abendstunden nach und nach eingeschaltet und erst in der Morgendämmerung ausgeknipst werden. Denn bereits Mitte 2015 gingen Anwohnerbeschwerden bei der Hausverwaltung ein.

Die Wartungsfirma sitzt in den USA

Im Oktober des Vorjahrs antworten die Verantwortlichen für die Lichtquelle auch prompt auf eine Nachricht der Hausverwaltung des Asemwalds, der Immobilienfirma Klauß & Partner. Innerhalb von 90 Tagen, versicherte die Hauswirtschaft der Kaserne, werde man das Problem in den Griff bekommen haben. Grund für den langen Dienstweg sei der Vertrag mit einer Wartungsfirma für die Haustechnik mit Sitz in den Vereinigten Staaten.

Elf Monate später: Dieter Oswald trägt ein pinkfarbenes Poloshirt und blickt im September 2016 von seinem Balkon hinaus in die Nacht. An der Ursache seiner Schlaflosigkeit, einer hell erleuchteten Feuertreppe und zwei weiteren Leuchten auf Laternenmästen, hat sich seitdem nichts geändert. Vielleicht vermeidet es Oswald deswegen, allzu oft zu Hause zu sein. Dass er offenbar gerne verreist, verrät seine Sonnenbräune. „Mir reicht das hier langsam“, sagt der 78-Jährige.

Im Juni kam das Thema erneut auf den Tisch

Im Februar hatte die Hausverwaltung des Asemwalds nochmals bei den Amerikanern nachgehakt. „Seitdem kam leider keine Reaktion mehr“, sagt Jan Schmälzle von Klauß & Partner. Und auch als die Hausverwalter nach einer Sitzung des Verwaltungsbeirats – wo das Thema im Juni erneut auf den Tisch kam – initiativ wurde, regte sich seitens der Kaserne auf eine weitere Nachfrage der Hausverwaltung im August hin überhaupt nichts. „Jetzt, wo es stattdessen noch heller geworden ist, glaube ich nicht mehr daran, dass sich was zum Positiven verändert“, sagt Rentner Oswald und klingt resigniert.

Betroffen sind theoretisch alle, deren Wohnungen nach Westen zeigen – und sich oberhalb der Baumgrenze befinden. Und auch nicht alle Anwohner beschweren sich – womöglich, weil sie gerne mit heruntergelassenem Rollladen schlafen. Oswald findet nur am gekippten Fenster einen ruhigen Schlaf, wie er sagt. Sein Bett hat er extra so gedreht, dass ihm die Kasernenbeleuchtung nicht direkt ins Gesicht scheint. Dafür strahlen die Kelley Barracks direkt die Schrankwand samt Uhr an.

Es ist jetzt kurz vor 9 Uhr. Das ist von der Uhr gut ablesbar, obwohl die Sonne gerade hinterm Horizont verschwindet. Das Fenster ist gekippt, das Laub raschelt. Doch wenn Oswald an den Winter denkt, kann er die laue Spätsommernacht nicht wirklich genießen: „Wenn die Blätter fallen, ist es noch schlimmer.“