Die Neckarschleusen im Raum Stuttgart (hier in Obertürkheim) sind zu kurz Foto: dpa

Im Landtag wie auch im Regionalparlament sind sich die Fraktionen weitgehend einig: Der Ausbau der Neckarschleusen speziell im Raum Stuttgart auf 140 Meter Länge ist dringend erforderlich. Doch bei der Umsetzung hapert es. Das liegt nicht am Geld, sondern daran, dass kaum Bewerber für derartige Anforderungen zu finden sind.

Stuttgart - Die Fraktionen in Landtag oder Regionalparlament sind sich weitgehend einig: Der Ausbau der Neckarschleusen zwischen Mannheim und Plochingen und speziell auf Stuttgarter Gemarkung, um dort auch 135 Meter lange Schiffe fahren lassen zu können, ist dringend nötig. Die Aussichten sind derzeit allerdings so trübe wie das aktuelle Neckarwasser.

Dies zeigte sich am Donnerstag bei einem Ausflug von Bad Cannstatt flussabwärts bis zur Schleuse in Poppenweiler (Kreis Ludwigsburg), organisiert von der Gewerkschaft Verdi und der SPD. Wichtigste Erkenntnis. Zwar gibt es zwischen dem Bund und dem Land Baden-Württemberg eine klare Vereinbarung für den Ausbau der Schleusen bis Plochingen auf 140 Meter.

Da könne es nicht sein, „dass der Bund vertragsbrüchig wird“, wetterte der stellvertretende Landtagspräsident Wolfgang Drexler (SPD) in der Lounge der MS Wilhelma. Wenn die Schleusen nicht verlängert würden, drohe eine Verlagerung des Güterverkehrs auf Bahn oder Lastkraftwagen. „Sand, Kohlen, aber auch Container sind schnell auf Lkws geladen, das ist unsere Gefahr.“

Drexler berief sich im Übrigen auf eine Prognose, wonach bis in zehn Jahren bis zu 500 000 zusätzliche Lastkraftwagen-Fahrten in der Region Stuttgart zu erwarten seien. „Und selbst wenn es nur auf ein Viertel hinausliefe, also etwa 100 000 Lastwagen, wäre dies eine totale Überforderung für die Region“. SPD-Regionalfraktionschef Harald Raß aus Fellbach bezeichnete diese Vorstellung gar als „Horrorvision“ für die Staustadt Stuttgart mit ihrer Feinstaubproblematik. Der Neckar sei als wichtige Verkehrsader unerlässlich für den Gütertransport.

Dass der Ausbau der Schleusen allerdings kaum vorankommt, ist indes keine Geldfrage. Denn das steht durchaus zur Verfügung. Das Problem ist mangelndes Personal: Es gibt zu wenig Bauingenieure, die die Ausbauplanung vorantreiben könnten. Ähnlich wie bei die Kollegen im Straßenbau hat die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Probleme, neue Kräfte zu finden. „Der Markt ist leergefegt“, erläuterte Gustav Herzog, in der SPD-Bundestagsfraktion zuständig für die Binnenschifffahrt.

Eine Folge des seit zwei Jahrzehnten anhaltenden Personalabbaus, was mit einem verschärften Imageproblem einherging. Wenn jahrelang in der Öffentlichkeit vermittelt werde, bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung werde abgebaut und es gebe keine Perspektive, müsse man sich nun nicht wundern, dass Interessenten abspringen oder gleich besser dotierte Jobs in der freien Wirtschaft annehmen.