Stefan Kaufmann und andere Politiker kritisieren eine Allgäuer Firma, weil sie keine Getränke an eine Stuttgarter Schwulenbar liefern wollte. Der Fall zieht inzwischen bundesweit Kreise Foto: Leif Piechowski

Weil ein Allgäuer Hersteller keine Waldmeister-Limo an eine Stuttgarter Schwulenbar liefern wollte, schlagen die Wellen hoch. Kritik kommt auch von der Politik, wie beispielsweise vom Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann.

Stuttgart - Die Weigerung eines kleinen Getränkeherstellers aus Füssen, die Boots Westernbar im Heusteigviertel mit einer neuen Waldmeisterlimonade zu beliefern, zieht bundesweit Kreise. Die Firma TMW Kern hatte der Kneipe, in der viele Schwule verkehren, erst angeboten, das Getränk zu Testzwecken zu beziehen, dann aber einen Rückzieher gemacht, weil „Homosexuelle leider nicht in unsere Zielgruppe gehören“. Die Firma wurde daraufhin trotz einer öffentlichen Entschuldigung mit Beschimpfungen und Morddrohungen überzogen.

Dieser Sturm hat sich bisher noch nicht gelegt. Dabei versucht das kleine Unternehmen einiges, um die Wogen zu glätten. „Wir haben eine Spende an den Lesben- und Schwulenverband Deutschland gezahlt als Zeichen der auch bei uns geltenden Gleichberechtigung“, sagt Thomas Kern. Alle Entschuldigungen zeigten bisher aber noch keine Wirkung. Zudem rollt eine wahre Medienlawine über die Firma hinweg.

Damit ist sie allerdings nicht allein. Auch die Stuttgarter Bar ist in aller Munde. „Das Ganze hat eine Riesenwelle ausgelöst“, sagt Mitbetreiber Thomas Drewitz. Radiosender und Zeitungen aus ganz Baden-Württemberg und Bayern seien inzwischen vorstellig geworden. Die Spende der Firma an Verbände der schwul-lesbischen Szene sei für ihn „völlig okay“. Die Diskussion über das Verhalten des Allgäuer Unternehmens allerdings „ebbt noch nicht ab und wird wohl noch einige Zeit anhalten“, so Drewitz.

Dafür sorgt inzwischen auch die Politik. Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, hat eigens eine Erklärung zum Fall veröffentlicht. Er spricht von „Diskriminierung pur“ und verweist auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. „Limonade verkauft sich nicht besser mit homophoben Marketingstrategien von vorgestern“, wettert der gebürtige Stuttgarter. Er habe deshalb bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes um eine Prüfung des Falls gebeten. Beck folgert aus den Vorgängen: „Wir trinken solange eine andere Limo.“

Auch bei weiteren Politikern hat die Geschichte für Empörung gesorgt. Die Aussage „wir verkaufen nicht an Schwule“ sei „diskriminierend und geht gar nicht“, sagt der Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann. Über den Sturm der Entrüstung brauche sich der Hersteller deshalb nicht zu wundern. Allerdings kann sich Kaufmann mit den Entschuldigungen der Firma anfreunden: „Der Jungunternehmer hat einen großen Fehler gemacht, den er aufrichtig bereut. Nun will er an den Verband spenden. Das finde ich gut.“

Ganz so einfach stellt sich die Sache für die Stuttgarter Grünen-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Muhterem Aras nicht dar. „Ich war sprachlos, als ich das gelesen habe“, sagt sie. Ein solches Vorgehen sei völlig inakzeptabel und verstoße gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Sie beobachte auch die Proteste gegen die Aufwertung der sexuellen Vielfalt durch die grün-rote Landesregierung mit Sorge: „Ich dachte, die Gesellschaft sei schon weiter. Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten.“ Dabei sei auch die Politik gefordert: „Es ist noch sehr viel zu tun.“