Blick ins All: Im alten Planetarium im Schlossgarten wird er weiter möglich sein. Foto: Planetarium

Die Pläne für einen Umzug des Stuttgarter Planetariums vom Schlossgarten nach Bad Cannstatt werden beerdigt. Jetzt geht es um die Sanierung des 36 Jahre alten Sternentheaters.

Stuttgart - Das Ringen um einen Umzug des Planetariums dauerte Jahre. Das Ende kam am Mittwoch ganz schnell. Neben dem von Porsche geplanten Technik-Erlebniszentrum sollte ein Planetariums-Neubau Besucher in den Neckarpark ziehen. Weil der Sportwagenbauer sein Science-Center auf Eis gelegt hat und das 1977 eröffnete Planetarium im Schlossgarten dringend renoviert werden muss, hat die Verwaltung jetzt die Notbremse gezogen. Der Gemeinderat soll am 16. Mai zustimmen. Im Verwaltungsausschuss signalisierten alle Fraktionen, den Kurswechsel mitmachen zu wollen.

Wichtige Papiere aus dem Rathaus unterschreibt der Chef selbst. Ex-OB Wolfgang Schuster (CDU) hatte lange für ein Science-Center in Verbindung mit dem Planetarium geworben und letztlich Porsche ins Boot gezogen. Sein Nachfolger Fritz Kuhn (Grüne) greift Anträge von CDU und SPD auf und beendet nun die Hängepartie. Auf die mögliche Investition von Porsche soll die Entscheidung keinen Einfluss haben. Das Technik-Erlebniszentrum wäre auch allein lebensfähig.

Gas geben bei der Ausstattung

Mit dem Grundsatzbeschluss für den alten Standort, der „langfristig der beste“ und ein „exzellenter Standort“ sei, müsse saniert werden, listete Finanzbürgermeister Michael Föll am Mittwoch die dringendsten Arbeiten auf. Betonsanierung, neue Schließanlage, Blitzschutz und Dachreparaturen summieren sich auf 350.000 Euro. Dafür ist Geld da. Auch ein neues, 2,7 Millionen Euro teures Video-Projektionssystem nickte der Gemeinderat bereits 2010 ab. Der sonstige Investitionsstau, zu dem zum Bespiel die 35 Jahre alten Stühle, nicht mehr zulässige farbige Glühlampen zur Saalbeleuchtung oder eine Kältemaschine mit einem ab 2015 verbotenen Kältemittel zählen, werden im Herbst zum Thema der Haushaltsplanberatungen. Dann soll auch geklärt werden, wie das Planetarium sich im Schlossgarten gegen die direkt angrenzende Baustelle des Stuttgart-21-Tiefbahnhofs behaupten kann. Mehr Werbung und Personal ist gefordert. Erste Reaktion aus dem Haus des Finanzbürgermeisters dazu: „Völlig unverhältnismäßig und nicht sachgerecht, der bisherige Kostendeckungsgrad von 30 Prozent würde weiter drastisch reduziert.“ 2012 kamen 132.974 Besucher, rund 5000 mehr als im Vorjahr.

Alle Fraktionen begrüßten am Mittwoch den Grundsatzbeschluss zum Standort und das Ende der Hängepartie, auch die CDU und der Planetariums-Direktor Uwe Lemmer: „Ich habe zwei Planetarien für Cannstatt geplant, die Zustimmung jetzt ist ermunternd.“ Gas geben muss Lemmer bei der Ausstattung. Im dritten Anlauf soll die von der Firma Zeiss jeweils gekippte Ausschreibung für die neue Video-Technik nun klappen. Der Zeiss-Projektor aus dem Jahr 2001 bleibe erhalten, so Lemmer, und auch der 1988 zum 100. Todestag von Carl Zeiss durch den Gemeinderat verliehene Name Carl-Zeiss-Planetarium. Die neue Technik mache für die Besucher „den Flug durchs Weltall möglich“, so Lemmer., auch wenn die Technik aus China oder Taiwan kommen sollte.