Das Kloster Denkendorf ist ein herausragendes Kulturdenkmal. Jetzt soll es Seniorenresidenz werden. Foto: dpa

Die Evangelische Landeskirche hat es abgelehnt, das Kloster Denkendorf (Kreis Esslingen) für Flüchtlinge zu öffnen. Jetzt ist klar warum: Das altehrwürdige Gemäuer, das seit Jahren leer steht, soll eine diakonische Altenpflegeeinrichtung werden.

Denkendorf - Landesbischof Otfried July hat die Katze aus dem Sack gelassen: „Die Landeskirche steht in konkreten Planungen und Verhandlungen mit diakonischen Trägern. Das Kloster Denkendorf soll eine Senioreneinrichtung werden.“ Einen konkreten Zeitplan nannte er nicht, doch sei „der Abschluss der Planung und Verhandlungsphase in Monaten anzugeben und nicht in Jahren“. Deshalb sei auch eine Zwischennutzung für Flüchtlinge, die den Landkreis viel Geld kosten würde, nicht sinnvoll.

Die Immobilie Kloster Denkendorf sei aus Sicht der Evangelischen Landeskirche in dieser Situation kein geeignetes Objekt zur Flüchtlingsunterbringung. „Wir haben hier miteinander diese Fragen nüchtern zu betrachten, auch wenn mir selbst freilich bewusst ist, dass dies unseren Gefühlen widersprechen mag“, ließ der Bischof verlauten. Der Vorschlag, das Kloster für syrische und andere Flüchtlinge zu öffnen, war vom Esslinger Dekan Bernd Weißenborn gekommen. Auch ihm war bisher nicht bekannt, dass es ganz aktuelle Pläne zur künftigen Nutzung der Anlage gibt. Beim Esslinger Landratsamt hat sich damit wieder eine Tür geschlossen, Menschen aus Syrien und andere Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten zu können. „Natürlich wäre das eine Erleichterung gewesen“, sagt der Sprecher des Landkreises, Peter Keck.

Die Landeskirche zieht mit der Entscheidung jetzt jedoch einen Schlussstrich unter eine jahrelange Hängepartie, wie es mit dem fast 900 Jahre alten Kloster weiter geht. Ihre Blütezeit erlebte die imposante Anlage bereits zwischen 1200 und 1350, als die Klosterkirche Ersatzwallfahrtsort für Jerusalem war, das die Sarazenen besetzt hatten. Zu bestimmten Anlässen pilgern auch heute noch tausende von Menschen zur Nachbildung des Heiligen Grabes in der Krypta unter der Klosterkirche.

Der Kreuzgang mit Netzgewölbe und die hohen Buntglasfenster sind wahre Schätze

Das änderte nichts daran, dass die Landeskirche sich von dem im Unterhalt teuren Kloster trennen wollte. Damit sollte vor zehn Jahren der Haushalt der Landeskirche gestützt werden. Doch es gab viel Kritik. Basierend auf einem Gutachten von 2004/2005 standen dann nur noch die beiden Gästehäuser – der Fruchtkasten und das Blarerhaus – auf der Liste der zu veräußernden Immobilien. Wegen der schwierigen Eigentumsverhältnisse – die Klosterkirche gehört dem Land, Kloster und Gästehäuser der Kirche und Pfarrhaus und Pfarrscheuer der Gemeinde – kam es aber nicht dazu.

Das kommt dem neuen Vorhaben zugute. Weil die beiden Gästehäuser in die Seniorenanlage eingebunden werden können, stehen dort dann an die 100 Betten zur Verfügung. Eine solche Zahl ist Voraussetzung, dass Umbau und Betrieb für einen Träger rentabel sind. Eine weitere Hürde sind bei einem solchen Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung: die Aspekte des Denkmalschutzes. Kreuzgang und Kapitelsaal gelten als absolute Tabuzonen für einen Umbau. Allerdings, so der Sprecher der Landeskirche, Oliver Hoesch, gebe es Signale, dass das Projekt Seniorenheim realisiert werden könne.

Die Menschen, die nach dem Umbau dort einziehen, dürfen ihren Lebensabend in einer ganz besonderen Atmosphäre zubringen. Der Kreuzgang mit Netzgewölbe und die hohen Buntglasfenster sind wahre Schätze.

Viele andere Ideen sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Mal brachte jemand die Nutzung für eine Kommunität (religiöse Gemeinschaft) ins Spiel, mal sollte das Kloster Denkendorf Einkehrhaus werden, wie die Klöster Urach und Kirchberg. Der Verein Haus Abraham zeigte auch einmal Interesse. Ebenso wenig setzte sich schließlich die Idee eines Bildungsklosters für den Mittleren Neckarraum durch.