An der Musikhochschule in Stuttgart soll der Studiengang Jazz gestrichen werden Foto: Leif Piechowski

 Baden-Württembergs Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) hat die umstrittene Reform der fünf Musikhochschulen im Land verteidigt.

Stuttgart - Baden-Württembergs Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) hat die umstrittene Reform der fünf Musikhochschulen im Land verteidigt. „Jede Reform trifft zunächst bei vielen Betroffenen nicht auf Begeisterung. Ich würde mir aber wünschen, dass man unser Konzept auch einmal als Ganzes anschaut“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten. „Wir wollen unsere Musikhochschulen zukunftssicher machen und dabei die Qualität in den Mittelpunkt der Überlegungen rücken. Wir haben einen Vorschlag für Weiterentwicklung der Musikhochschulen auf den Tisch gelegt. Und diesen diskutieren wir in den kommenden Wochen mit den Beteiligten und weiteren Experten, bevor wir entscheiden. “

Walter erinnerte an die Vorgabe des Landesrechnungshofes, an den fünf Standorten insgesamt fünf Millionen Euro einzusparen - schließlich sei Musik nach Medizin der teuerste Studiengang überhaupt: „Es gab drei Möglichkeiten. Erstens eine gleichmäßige Kürzung bei allen. Das wollten wir auf keinen Fall, denn das hätte massive Qualitätsverluste gebracht. Wir hätten in Mannheim 18 Professorenstellen verloren, in Karlsruhe 16, in Trossingen 9. Manche Hochschule hätte dann kein Orchester mehr zusammengebracht. Die zweite Möglichkeit war, eine Musikhochschule ganz zu schließen. Das hätte wohl Trossingen getroffen. Darum haben wir uns für die dritte Alternative entschieden, die Spezialisierung.“ Walter meint damit die Verlegung des Studiengangs Jazz von Stuttgart nach Mannheim und die Streichung der Studiengänge Klassik und Schulmusik in Mannheim.

Die Verlegung des Studiengangs Jazz nach Mannheim begründet Walter so: „Der Kardinalfehler in Stuttgart war meiner Meinung nach, den Jazz mit dem Pop ohne klares Profil zusammenzulegen. Wir hatten in Stuttgart immer wieder die Situation, dass die besten Bewerber abspringen und doch nach Berlin oder Köln gehen. Wir wollen, dass die Ausbildung hier in Baden-Württemberg eine Strahlkraft entwickelt, dass die Leute sagen: Ich möchte nach Baden-Württemberg“. Dennoch soll in Stuttgart auch weiterhin Improvisation gelehrt werden und in Mannheim auch klassische Ausbildung.

"Das heißt aber nicht, dass ich dafür jeweils dieselben Kapazitäten brauche und vorhalten muss wie bisher. Ich habe in meiner Rede beim Landesjazzpreis gesagt: Jazz ist eine Großstadtmusik, und deswegen muss es selbstverständlich in Stuttgart auch Jazz geben."