Der siegreiche Entwurf wird nun doch nicht gebaut. Foto: Steinhoff Haehnel Architekten

Im Vergleich zum Gewa-Tower sei das geplante grüne Hochhaus in Waiblingen nur ein „Hochhäusle“ was Kosten und Risiken angehe, hat die Baubürgermeisterin den Gemeinderäten versichert. Dennoch stimmte eine Mehrheit gegen das Projekt.

Waiblingen - Auf eine Präsentation seiner Pläne für ein begrüntes Hochhaus im Waiblinger Gemeinderat hat der Ende Mai ins Spiel gekommene Projektentwickler Archy Nova am Donnerstagabend verzichtet. Kein Wunder, denn die Zeichen standen äußerst schlecht, dass das Projekt eine Mehrheit im Gremium finden würde. Schließlich hatten mehrere Gemeinderats-Fraktionen Anträge gestellt, das grüne Hochhaus zu stoppen: Die Alternative Liste (Ali) und die CDU hatten gefordert, generell auf die Realisierung zu verzichten, die Demokratischen Freien Bürger (DFB) konnten sich mit dem vom Bauträger vorgeschlagenen Genossenschaftsmodell nicht anfreunden.

Da half es auch nichts, dass Daniel Bok von der Liste „Grüne, Natur- und Tierfreunde“ (Grünt) das Projekt als „einmalige Chance für Waiblingen“ pries und der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied an seine Kollegen appellierte, Mut für dieses „deutschlandweite Experiment“ zu zeigen. Es sei ein Gewinn für die Stadt, sowohl architektonisch als auch monetär. Denn der Erlös aus dem Verkauf des städtischen Grundstücks bringe Geld in die Kasse, das man dringend benötige – auch um kostengünstigen Wohnraum zu schaffen.

CDU: Projekt ist an dieser Stelle nicht finanzierbar

Letzterer werde im grünen Hochhaus nicht entstehen, begründete der Ali-Fraktionsvorsitzende Alfonso Fazio seine zu dem Thema seit jeher ablehnende Haltung . „Das Projekt ist an dieser Stelle nicht finanzierbar, deshalb sind die zwei vorigen Investoren abgesprungen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Siegfried Kasper und warnte mit Verweis auf die Gewa-Tower-Misere in Fellbach vor „nicht verantwortbaren Risiken“. Auch Wilfried Jasper von der DFB meinte, er sei zwar erst angetan gewesen von dem Projekt, aber durch den Gewa-Tower sensibilisiert worden. Obendrein sei das von Archy Nova ins Gespräch gebrachte Genossenschaftsmodell, nach dem die Bewohner Miteigentümer des „Living Tower“ wären, für Waiblingen nicht überzeugend. „Das ist uns zu experimentell, das machen wir nicht mit“, sagte Julia Goll für die FDP, die Zweifel am ökologischen Wert des Gebäudes geäußert hatte.

Verwaltung: Normaler Geschossbau ist nicht möglich

Die Baubürgermeisterin Birgit Priebe argumentierte, angesichts einer Höhe von 56 Metern handle es sich beim grünen Hochhaus „letzten Endes um ein Hochhäusle“, das etwa die Hälfte des Volumens des Gewa-Towers habe und entsprechend kostengünstiger zu erstellen sei. Die Forderung nach einer alternativen Bebauung des Grundstücks lasse sich angesichts der topografischen Gegebenheiten nicht umsetzen: „Das Gelände fällt um circa neun Meter ab, da funktioniert kein normaler Geschossbau. Und ein Terrassenbau wäre nach Norden und der Straße hin orientiert, also sehr ungünstig.“ Auch könnten im Hochhaus bei einer Flächenversiegelung von rund 1300 Quadratmetern 60 Wohnungen entstehen – bei anderen Gebäuden benötige man dafür die fünffache Fläche.

„Wir waren am Anfang der Gespräche und können sicher nachjustieren“, sagte der Oberbürgermeister Andreas Hesky angesichts der Bedenken. So wäre der Projektentwickler laut der Verwaltung bereit gewesen, das genossenschaftliche Modell nicht weiter zu verfolgen. Außerdem hätte die Verwaltung einen Grundstücksverkauf davon abhängig gemacht, dass Archy Nova die Finanzierungszusage einer Bank vorlegt, auf 500 Quadratmetern kostengünstige Mietwohnungen errichtet und das Begrünungskonzept im Grundbuch festgeschrieben wird. Dennoch stimmten 23 Räte gegen das Projekt und nur acht dafür.