Das zurück gezogene Motiv für einen Wagen Foto: Festkomitee Kölner Karneval

Ein Jeck, der mit einem Zeichenstift den Schießprügel eines Terroristen verstopft – bei diesem Motiv ist den Kölner Narren das Lachen vergangen. Sie wollen einen unbeschwerten Umzug. Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte, versteht das nicht.

Köln/Stuttgart - Aus Angst vor einem Terroranschlag haben die Veranstalter des Kölner Rosenmontagszugs einen Umzugswagen aus dem Verkehr gezogen, der das Blutbad in der Pariser Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ thematisieren wollte. „Einen Persiflage-Wagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht“, begründete das Festkomitee seine Entscheidung. Es habe Rückmeldungen besorgter Bürger gegeben, „die wir sehr ernst nehmen“.

Das Festkomitee stehe weiter „zur Aussage dieses Wagens“, der Karneval solle die Menschen jedoch nicht beunruhigen: „Wir möchten, dass alle Teilnehmer des Kölner Rosenmontagszuges befreit und ohne Sorgen einen fröhlichen Karneval erleben.“

Aus der Politik hagelte es Kritik: Die Botschaft des Wagens sei gewesen, dass man sich von Gewalttätern nicht einschüchtern lasse, sagte der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach den Stuttgarter Nachrichten. „Umso überraschender ist für mich die Entscheidung“, so der Leiter des Innenausschusses des Bundestags. Kein Muslim hätte zu Recht sagen können, dass es sich bei den dargestellten Motiven um einen Angriff auf seine religiösen Gefühle handle, so Bosbach. „Offenbar haben wir die Schere schon im Kopf. Wer sich mit der Katholischen Kirche anlegt, der braucht nicht mutig zu sein. Beim Islam sieht das schon anders aus.“

Auch in Narrenkreisen stieß die Entscheidung auf Kritik: Er finde sie „schade“ und hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht, sagte Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. „Die Narrenfreiheit ist wie die Pressefreiheit ein ganz hohes Gut.“

Was die geplanten Veranstaltungen in Baden-Württemberg angehe, so hat Wehrle keine Sicherheitsbedenken, auch weil sich seine Vereinigung klar von der islamkritischen Pegida-Bewegung distanziert habe. Im Übrigen hätten die schwäbisch-alemannischen Narren in der Regel keine „hochpolitischen“ Motivwagen, wie dies in Mainz, Düsseldorf und Köln traditionell der Fall sei.