Der evangelische Pfarrer Jürgen Spohn, Ivana Antunovic, Gemeindereferentin von Sankt Ulrich und Sankt Hedwig, und Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann (von links) beim ökumenischen Neujahrsempfang auf dem Fasanenhof. Foto: Stahlberg

Pfarrer Heiko Merkelbach spricht beim ökumenischen Neujahrsempfang auf dem Fasanenhof über die Gesamtkirchengemeinde, die es von Anfang 2016 an in Möhringen geben wird. Die katholischen Gemeinden Sankt Hedwig und Sankt Ulrich fusionieren.

Fasanenhof - Was ist passiert, was steht an?“ Beim Neujahrsempfang der Kirchengemeinden auf dem Fasanenhof am 14. Januar hat Pfarrer Heiko Merkelbach diese einleitenden Fragen seiner Begrüßungsrede vorangestellt. Jedes Jahr im Wechsel laden die katholische und die evangelische Kirchengemeinde im Januar ein. Dieses Mal war Sankt Ulrich der Gastgeber.

Das Projekt „Aufbruch“ innerhalb der katholischen Kirche sei im Stadtdekanat Stuttgart vergangenes Jahr ein großes Thema gewesen, beantwortete Merkelbach seine eigene Frage. Die 44 Gemeinden in Stuttgart sind in zwölf Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Diese sollen zu Gesamtkirchengemeinden werden. Das bedeutet unter anderem, dass die einzelnen Gemeinden jeweils einen gemeinsamen Haushalt führen, eine gemeinsame Verwaltung haben, eine pastorale Linie fahren.

„Man verspricht sich davon Vereinfachungen“, erläuterte er. Zu Beginn des Jahres 2016 sollen auch Sankt Hedwig und Sankt Ulrich eine Gesamtkirchengemeinde werden. „Vieles läuft schon zusammen, dies soll nun intensiviert werden.“ Der neue Kirchengemeinderat, der am 15. März gewählt wird, werde sich mit diesem Übergang beschäftigen. Er sei sich sicher, dass dieser „fast geräuschlos“ zu vollziehen sei.

Die Kirche Sankt Ulrich wird nicht abgerissen

Ein weiteres Thema, das damit im Zusammenhang steht, ist das Kirchengebäude der Gemeinde Sankt Ulrich auf dem Fasanenhof. Man hab einst für eine Gemeinde mit 5000 Katholiken geplant, aktuell seien es circa 1600. Mittlerweile fließe fast das ganze Geld im Haushalt in das Bauwerk. Dies dürfe nicht sein, die Aufgabe der katholischen Kirche sei es nicht, Gebäude zu unterhalten. Seit einigen Jahren gebe es daher Überlegungen, berichtete Merkelbach. Ein Gedankenspiel sei etwa, mit der Caritas zusammenzugehen; vorstellbar sei auch sozialer Wohnungsbau auf dem Grundstück. „Die Kirche abzureißen ist nicht angedacht“, betonte der Pfarrer. Und fügte hinzu: „Die Anbauten an die Kirche stehen aber zur Disposition.“ Der Standort sei durch den nahen Stadtbahnanschluss jedenfalls sehr interessant. „Mit diesem Pfund werden wir zu wuchern verstehen.“

Einen weiteren Schwerpunkt für die Zukunft sieht Merkelbach darin, von den Strukturdebatten weg und wieder hin zum Eigentlichen zu kommen: „Den Glauben leben, vorleben und verbreiten. Es gibt aktuell ein Wertedefizit in unserer Gesellschaft.“ Die Werte des christlichen Abendlandes seien „in den vergangenen 20 Jahren abgewirtschaftet“ worden. „Und zwar von uns selbst. Das kommt nicht von außen“, betonte Merkelbach. Womit fülle man das entstandene Vakuum? Dies sei auch Aufgabe der Kirchen. „Das Evangelium ist notwendig für die Gesellschaft.“ Man müsse allerdings neue Wege finden, dieses zu verkünden.

Baustellen, Verkehr und Flüchtlinge

Der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann sagte im Anschluss, dass man im Stadtbezirk Möhringen im Allgemeinen und auf dem Fasanenhof im Besonderen mit dem vergangenen Jahr zufrieden sein könne. Große Themen im Bezirk seien etwa die angedachte Verlängerung der Stadtbahnlinie U6 zum Flughafen gewesen sowie die Diskussion um die S-21-Baustelle auf den Fildern und die damit einhergehenden vielen Lastwagen, die durch das Gewerbegebiet fahren werden. Letzteres müsse man wohl leider hinnehmen, so der Bezirksvorsteher. Generell sei Verkehr ein Thema, das den Stadtbezirk weiterhin beschäftigen werde. Sehr erfreut sei man daher über die Aufnahme des Bezirks in die Integrierte Verkehrsleitzentrale.

„Auch der Neubau der Feuerwache 5 und die geplante Bebauung am Möhringer Bahnhof haben uns intensiv beschäftigt“, sagte Lohmann. Der Fortschritt der Neubebauung des Europaplatzes sei freilich ebenso ein wichtiges Thema gewesen. „Mein eindringlicher Wunsch ist, dass das neue Zentrum und die Läden dort auch angenommen werden.“ Der Blick nach vorn schließe die Flüchtlinge im neuen Heim am Lautlinger Weg ein. Aufgabe sei es nun, diese willkommen zu heißen und sich um sie zu kümmern, so der Bezirksvorsteher.