Karlheinz Michels (Mitte) und Ivana Antunovic (rechts) moderieren den Ehevorbereitungskurs der Gemeinde Sankt Hedwig und Ulrich. Foto: Sabrina Höbel

Für viele Paare ist eine Hochzeit Stress pur. Doch auch die Zeit nach dem großen Tag ist nicht zu unterschätzen. Im Ehevorbereitungskurs der Gemeinde Sankt Hedwig und Ulrich sollen Paare schrittweise lernen, worauf es in der Ehe ankommt.

Möhringen - Das Kinderhaus Sankt Hedwig wirkt wie ein kleines Restaurant. Zwölf quadratische Tische sind fein säuberlich eingedeckt mit weißen Tischdecken, roten Läufern und einer Blume auf jedem Platz. Ein Heft beschriftet mit „Der Ehevorbereitungskurs“ liegt an jedem Tischende, daneben ein Stift. Im Hintergrund läuft sanfte Loungemusik. Wo sonst Kinder spielen, sollen heute 13 Paare lernen, wie Ehe funktioniert – oder eben auch nicht. Zum ersten Mal veranstaltet die katholische Gemeinde Sankt Hedwig und Ulrich dort einen Ehevorbereitungskurs. Eröffnet wird das Paartraining am Freitag, 10. März, mit dem ersten Treffen im Kinderhaus an der Probststraße 41.

In manchen Ländern ist der Kurs Pflicht

Das Gemeindemitglied Karlheinz Michels und die Gemeindereferentin Ivana Antunovic haben den Kurs ins Leben gerufen, um Paare schon im Voraus für das gemeinsame Leben nach der Hochzeit zu rüsten. Immer weniger Ehen halten heutzutage den Jahren stand. „In Stuttgart finden pro Woche 60 standesamtliche Hochzeiten statt. Darauf kommen wöchentlich 20 Scheidungen“, sagt Michels. „Dabei kann man mit kleinen Dingen schon so viel bewirken“, fügt Antunovic hinzu. Das Ziel des Kurses sei es, über Konfliktthemen der Ehe schon vor der Hochzeit zu reden.

Insgesamt vier Mal treffen sich die Teilnehmer mit Michels und Antunovic und zahlen dafür 150 Euro. „Wir wollen, dass der Kurs für die Paare wie Ausgehen ist“, sagt Michels mit Blick auf den dekorierten Raum. Gegen acht Uhr haben sich alle Tische gefüllt. Philipp Böcker und Martina Mascitelli haben sich einen Platz in der hinteren Ecke des Raumes ausgesucht. Die zwei wohnen in Degerloch und sind bereits seit zweieinhalb Jahren verlobt. Geheiratet wird allerdings nicht in der Schwabenmetropole, sondern in Italien, im Heimatort der Braut. „In Italien ist ein Ehevorbereitungskurs Pflicht, deshalb sind wir hier“, sagt Mascitelli. „Ich bin gespannt, ob sich der Kurs mit meinen Vorstellungen deckt“, sagt Böcker. Bei Margaret Janke und Ferdinand Eppli ist es ähnlich. Die beiden wollen in den USA, dem Geburtsland der Braut, die Ehe schließen, und müssen dafür sogar eine Bestätigung für einen absolvierten Kurs einreichen.

Das Thema des Treffens ist Kommunikation

Einige Paare wollen aber auch einfach nur mehr voneinander erfahren. Ivica Babić sagt, für ihn gehöre der Kurs zu einer katholischen Trauung schlicht dazu. Er und seine Frau Jasmin konnten schon etwas Eheerfahrung sammeln, denn sie sind bereits standesamtlich getraut. Kirchlich geheiratet wird in drei Monaten. „Man kann immer noch etwas dazu lernen“, sagen sie.

Als Erstes wird das Essen serviert. Das scheint die Gesprächsfreude der Verliebten nicht einzudämmen, vielleicht ist es auch der Wein, der die Stimmung auflockert. Nachdem sich die Teller geleert haben, treten Michels und Antunovic auf die Bühne. Die Paare verfallen in gespannte Stille, einige halten sich die Hände. „Keine Beziehung ist wie die andere“, sagt Michels. Das Thema des heutigen Treffens ist Kommunikation. In zweieinhalb Stunden soll den Paaren vermittelt werden, wie sie gut miteinander reden und sich bewusst zuhören können.

Niemand muss etwas Persönliches offenbaren

Der Kurs besteht aus Input von den Moderatoren und Paargesprächen, mittels derer das Gehörte verinnerlicht werden soll. Zudem sind kurze Videoclips zu sehen. Die Protagonisten sind englische Paare, denn das Kursmaterial stammt von dem Anbieter Alpha International. Heather, Steven und einige weitere erzählen auf der Leinwand von ihren Problemen, Sorgen und wie sie diese gemeistert haben. Die Moderatoren kommentieren das Gesagte und stellen im Anschluss daran Fragen, über welche die Paare miteinander einige Minuten diskutieren. Das sanfte Dudeln der Musik setzt wieder ein, die Kursleiter ziehen sich zurück. „Hier muss niemand etwas Persönliches von sich offenbaren“, sagt Michels. Nach dem selben Prinzip geht der Abend weiter, bis gegen 22.30 Uhr das Seminar endet. Nächste Woche ist das zweite Treffen.

Die Veranstalter sind von der Rückmeldung für den Ehevorbereitungskurs überwältigt. „Wir sind komplett ausgebucht. Ein Paar ist sogar 30 Kilometer angereist“, sagt Michels. Deshalb werde man das Angebot auf jeden Fall fortführen.