Auf dem Kart lernen die jungen Rennfahrer das kleine Einmaleins des Motorsports Foto: Baumann

Michael Schumacher und Sebastian Vettel haben sich auf dem Kart die Grundlagen für ihren Werdegang bis in die Formel 1 angeeignet. Darum kämpft auch die 17-jährige Sabrina Ueberschär aus Stuttgart.

Stuttgart - Die Gerüche von verbranntem Gummi und Benzindämpfen liegen in der Luft. Und es ist wahnsinnig laut. Motoren brüllen, Reifen quietschen. Bei dieser Atmosphäre denken viele zunächst eher an einen Formel-1-Grand-Prix oder an ein DTM-Rennen am Hockenheimring. Doch in diesem Fall liegen sie falsch.

Die Kartion-Kartbahn befindet sich in Gärtringen – es mag einige Nummern kleiner sein als im großen Motorsport, das Renngefühl ist allerdings vollkommen echt. Die Fahrer des Kartion-Racing-Teams, die einmal pro Woche trainieren, rasen ebenfalls hart am Limit durch die Kurven. Gnadenlos wird auf der engen Strecke überholt, manchmal geraten die Karts aneinander – für die Fahrer nur ein Grund, um noch schneller zu fahren.

Für manchen der Piloten könnte das bis zu 13 PS starke Kart irgendwann gegen stärkere und schnellere Flitzer eingetauscht werden, Kart-Fahren ist fast immer der Beginn von vielversprechenden Rennkarrieren. So war es bei Formel-1-Rekordchampion Michael Schumacher, beim viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel, bei Silberpfeil-Pilot Nico Rosberg.

Vielleicht auch bei der Stuttgarter Fahrerin Sabrina Ueberschär. Sie will es mal nach oben schaffen. „Ich will mal mein Hobby zum Beruf machen“, sagt die 17 Jahre alte Kart-Pilotin selbstbewusst. Die Ideallinie hin zu einer großen Karriere ist aber nicht leicht zu finden. Sabrina ist eine von lediglich zwei Mädchen im Verein. Das stört sie allerdings nicht im Geringsten. „Ich liebe diesen Sport. Da ist es egal, ob ich ihn mit Jungen oder Mädchen ausübe“, sagt sie.

Um Akzeptanz muss sich Sabrina Ueberschär ohnehin nicht bemühen. „Sie fährt unseren Jungs meist davon. Und die wollen sich nicht von einem Mädchen schlagen lassen. Das spornt an“, meint Teamchef Stefan Vogl. Für ihn geht es aber nicht nur um den sportlichen Erfolg, zu seiner Philosophie gehört auch die Fairness – der faire Umgang innerhalb des Teams ebenso wie mit den sportlichen Gegnern im Rennen.

Das Kartion-Racing-Team hat schon anderen Mannschaften geholfen, wenn die Probleme hatten, genügend Fahrer zu stellen. „Wir wollen das Rennen auf der Strecke gewinnen, nicht in der Box“, betont Vogl. Und gewinnen, das wollen seine Leute immer, wenn sie sich einem Wettbewerb stellen. Für den Erfolg des Rennteams legen sich Stefan Vogl und seine Mitstreiter mächtig ins Zeug.

Meistens werden die Talente während des Publikums-Bahnbetriebs entdeckt und rekrutiert, erst danach erhalten sie eine Fahrausbildung. Sie lernen, wie ein Fahrer die Ideallinie findet, wie in den Kurven der Körper eingesetzt werden muss. „Die jungen Fahrer setzen das Feedback, das ich ihnen unmittelbar nach dem Fahren gebe, sehr schnell um“, freut sich Stefan Vogl.

Zu diesen jungen Fahrern gehört auch Maxi Malinowski (13). Wie Sabrina Ueberschär kommt er aus Stuttgart und zählt mit zu den hoffnungsvollen Talenten des Vereins. Die Leidenschaft für den Kart-Sport wurde vererbt, wie es im Motorsport häufig der Fall ist. „Mein Vater arbeitet seit 26 Jahren im Rennsport. Das war schon immer mein gewohntes Umfeld“, erklärt Maxi Malinowski. Durch seinen Vater lernte er auch DTM-Fahrer kennen, mit denen er und Sabrina Ueberschär regelmäßig trainieren dürfen – ein Privileg, das die wenigsten Fahrer in diesem Alter genießen.

Dass die beiden selbst einmal schnittige Tourenwagen fahren können, davon sind in Gärtringen einige überzeugt. Auch wenn die Talente früher oder später der Verein verlassen müssten. „Wir würden zwar echt begabte Fahrer verlieren. Trotzdem wünschen wir ihnen das natürlich“, versichert Stefan Vogl.

Ob es wirklich klappt mit der Karriere, steht noch in den Sternen. Bis dahin werden noch viele Runden gedreht auf der Trainingsstrecke in Gärtringen, es ist die unablässige Suche nach der Ideallinie zum Erfolg.