Ein Auerhuhn. Foto: dpa

Umweltministerium veröffentlicht erstmals Landkarten mit möglichen Standorten für Windräder.

Stuttgart - Wo entstehen sie denn nun, die Windkraftanlagen, von denen Grün-Rot so viel erzählt? Neue Karten im Internet zeigen zumindest, wo sie grundsätzlich möglich sind. Aber auch, wo der Naturschutz gegen sie spricht.

Tausend neue Windräder will Grün-Rot bis 2020 in Baden-Württemberg bauen lassen. Aber wo? In der Bürgerschaft herrscht noch immer Unsicherheit darüber, ob die Energiemaschinen auch an ihrem Horizont auftauchen. Keine Gemeinde, die nicht über Verspargelung, Landschafts- und Naturschutz diskutiert.

Zwar hat das Umweltministerium seit einigen Monaten im sogenannten Windenergieerlass auf 50 Seiten aufgelistet, welche rechtlichen Vorgaben bei einem Bau zu berücksichtigen sind – vom Boden- über den Denkmalschutz bis hin zur Wetterradarvorschrift. Doch wie sich die Beschränkungen konkret am Ort X auswirken, konnten bisher nur Fachleute ermessen.

Laien bekommen nun eine Interpretationshilfe in Form von Karten. Sie sind auf den Internetseiten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) abrufbar (windenergie.fva-bw.de und www.lubw.baden-wuerttemberg.de). „Unsere Karten ermöglichen einen schnellen Überblick über die beim Ausbau der Windenergie zu beachtenden naturschutz- und forstrechtlichen Schutzgüter“, sagte Forstminister Alexander Bonde. Sein Umwelt-Kollege Franz Untersteller wertet die Veröffentlichung als wichtigen Beitrag zur Transparenz.

Machen wir die Probe aufs Exempel und betrachten einen Höhenrücken im Nordschwarzwald zwischen Gaggenau und Herrenalb. Der Windatlas Baden-Württemberg weist für Kammlagen wie etwa die Hohe Wanne Windgeschwindigkeiten von bis zu sieben Meter pro Sekunde in 140 Meter über Grund auf – für die Windkraftnutzung durchaus lohnend.

Doch an dieser Stelle werden die Gaggenauer wohl nie ein Windrad sehen, denn just in den lukrativsten Gebieten hat sich längst Auerwild angesiedelt. In den neuen Karten ist der Höhenzug denn auch schwarz markiert, was so viel heißt wie tabu. Weitere Detailkarten zeigen auf wenige Hundert Meter genau, wo mit der scheuen und streng geschützten Tierart zu rechnen ist.

Aber nicht nur das Auerhuhn durchkreuzt so manchen Windkraftplan. Die interaktiven Karten weisen auch andere Hindernisse aus: so etwa Naturschutzgebiete, geplante Naturschutzgebiete, Bann- und Schonwälder, Biosphärengebiete, den vorläufigen Suchraum für den Nationalpark Nordschwarzwald oder Vogelschutzgebiete, in denen windenergieempfindliche Arten wie etwa der Rotmilan leben.

Die Karten dokumentieren aber auch, welche „windhöffigen“ Höhenrücken nicht von rechtlichen Beschränkungen betroffen sind. Und da birgt auch der Schwarzwald noch einiges Potenzial. Allerdings längst nicht so viel wie die Hohenloher Ebene: Dort weht der Wind am stärksten, und dort sind auch die rechtlichen Beschränkungen am geringsten.

Wo letztlich gebaut wird, hängt jedoch nicht nur von den Investoren, sondern auch von den Behörden ab. „Die Karten können die fachkundige vertiefte Prüfung und Beurteilung der einzelnen Standorte im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens nicht ersetzen“, so Umweltminister Untersteller.