Der Schulhof des Karls-Gymnasiums war bisher immer frei zugänglich (links). Erst kürzlich wurde der neu gestaltete Rupert-Mayer-Platz eingeweiht. Foto: Nina Ayerle , Michael Steinert

Der Schulhof des Karls-Gymnasiums im Stuttgarter Süden wird eingezäunt – obwohl der Bezirksbeirat Süd sich in seiner Sitzung vor Weihnachten mehrheitlich gegen diesen Zaun ausgesprochen hat.

S-Süd - Ein etwa 1,20 Meter hoher Zaun trennt künftig den Schulhof des Karls-Gymnasiums von dem restlichen Rupert-Mayer-Platz ab. Den hatten sich die Schulleitung und der Elternbeirat gewünscht; das Schulverwaltungsamt ist dem Wunsch nachgekommen – obwohl der Bezirksbeirat Süd sich in seiner Sitzung vor Weihnachten mehrheitlich gegen diesen Zaun ausgesprochen hat. Die Meinung des Gremiums hatte aber scheinbar keinen Einfluss auf die Entscheidung. „Sie haben gewonnen, wir haben verloren“, fasste Wolf-Dieter Wieland (FDP) mit Blick in Richtung des Vertreters des Schulverwaltungsamtes und des Schulleiters Dieter Elsässer den Prozess in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats zusammen.

Erst im November wurde der neu gestaltete Platz von OB Kuhn eingeweiht

In mehreren Stufen ist der Rupert-Mayer-Platz in den vergangenen Jahren verschönert worden. Der Wunsch der Stadt und des Bezirksbeirates war es immer, einen zusammenhängenden Platz rund um die Marienkirche zu haben. Erst im November hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn diesen Platz eingeweiht und einige Bäume gepflanzt. Durch die Aufhebung der Straßenverbindung von Tübinger- und Furtbachstraße ist der Schulhof des Karlsgymnasium nun nicht mehr sichtbar abgegrenzt. Als „Tragödie“ bezeichnete Wieland es deshalb, dass „dieser schöne Platz nun eingezäunt werden muss“.

Auch fast alle anderen Parteien waren enttäuscht über diese Lösung. Wolfgang Jaworek (Grüne) kritisierte die Vorgehensweise von Schule und Stadt: „Eine Beteiligung des Bezirksbeirats hat nur Sinn, wenn sich ein Prozess noch in einer Phase befindet, wo eine Diskussion möglich ist.“ Dorothee Staengel von der CDU-Fraktion nannte die Entscheidung für den Zaun eine „Enttäuschung“, „weil das Gremium eindeutig dagegen war“.

In der Sitzung vor Weihnachten hatte der Bezirksvorsteher Raiko Grieb (SPD) vorgeschlagen, die neue Situation am Platz erst ein Jahr lang zu beobachten. Falls sich die Probleme an dem Platz gehäuft hätten, hätte man immer noch einen Zaun bauen können. Der Schulleiter Dieter Elsässer führte Probleme bei der Pausenaufsicht bei einem nicht abgegrenzten Schulhof ins Feld. Die Vorsitzende des Elternbeirats, Susanne Karck, klagte offenbar darüber, dass Hunde ihre Notdurft dort verrichteten.

Ulrike Holch (SPD) bemängelte in der Sitzung, dass bei der Entscheidung der Stadt, den Zaun zu bauen, nur Argumente von Seiten der Schule berücksichtigt worden wären. Eine gute Basis für eine weitere Zusammenarbeit mit der Schule sei dies nicht.

In der Zusammenarbeit zwischen Gremium und Amt ist einiges schief gelaufen

Der Vertreter des Schulverwaltungsamtes, Javier Bellviure, bedauerte den Vorgang: „Ich kann Ihre Enttäuschung verstehen, die Dinge sind nicht gut gelaufen“, sagte der Abteilungsleiter Gebäudemanagement. „Vor allem weil Sie so viel Hirnschmalz in die Gestaltung des Platzes gesteckt haben.“ Man habe wohl amtsintern dem Thema nicht die Brisanz beigemessen, die sie nun bekommen habe.

Da der Bezirksbeirat in seiner Sitzung vom 13. Dezember den Vorschlag der Verwaltung abgelehnt hatte, musste die Verwaltung noch einmal reagieren. Dies geschah in einer fünfseitigen Stellungnahme von Schulbürgermeisterin Isabel Fezer, in welcher die Gründe für den Zaun noch einmal dargelegt wurden, unter anderem, dass man sich von weiterer Wartezeit nicht viel verspricht. Generell sind, so Bellviure, viele Schulen in der Innenstadt umzäunt; schlicht, weil die Schulhöfe eben häufig ungerechtfertigt von anderen benutzt oder gar verschmutzt werden. Aus Sicht des Schulverwaltungsamtes ist die Entscheidung ein Kompromiss: Der Zaun sei mit 1,20 Meter in der Höhe moderat gehalten und beginne erst hinter der Baumreihe, sagt Bellviure.

Innerhalb der Verwaltung herrschte nicht sofort Konsens. So war nach Informationen unserer Zeitung das Stadtplanungsamt nicht begeistert, eben weil der Platz ja erst schön gerichtet worden ist. Umgekehrt hätte für Schulleiter Elsässer der Zaun gerne höher sein können. Mit dieser Auffassung ist er nicht allein: Auch der Vertreter der AfD-Fraktion, Ernst-Udo Abzieher, wünschte einen höheren Zaun. Er sprach in der Sitzung Isabel Fezer seinen „Dank“ für den Zaun aus und lobte sich selbst als „einziger im Gremium, der sich einen unideologischen Blick bewahrt“ habe.