Der durch die L-Bank initiierte Mittelstandsfonds LEA Mittelstandspartner hat schneller als erwartet sein Zielvolumen von 100 Millionen Euro erreicht. Foto: dpa

Mit dem Mittelstandsfonds will die L-Bank Investitionen in die Digitalisierung und die Internationalisierung fördern. Sie kommt dabei schneller und besser voran als geplant.

Stuttgart - Der vor gut einem Jahr durch die L-Bank initiierte Mittelstandsfonds LEA Mittelstandspartner hat schneller als erwartet sein Zielvolumen von 100 Millionen Euro erreicht und will aufgrund der Nachfrage von Investoren das Volumen deutlich ausweiten. Der Fonds habe die ursprüngliche Marke „bereits locker geknackt und strebt für seinen finalen Zeichnungsschluss ein Volumen zwischen 150 und 200 Millionen Euro an“, sagt L-Bank-Chef Axel Nawrath. Im Juni soll der Fonds geschlossen werden.

Im Fokus stehen technologieorientierte Wachstumsunternehmen. Die L-Bank als Standortförderer hat den Mittelstandsfonds aufgelegt und sich 2016 lokale Partner aus dem Banken- und Versicherungsbereich ins Boot geholt. Zu den fünf Gründungspartnern des Fonds sind in den vergangenen Monaten drei neue dazu gekommen – darunter die Bürgschaftsbank in Stuttgart. Weitere sollen folgen. „Es macht uns stolz, dass wir über 95 Prozent der Fondsmittel von institutionellen Investoren und Unternehmerfamilien aus der Region eingesammelt haben“, sagt Sebastian Müller, einer der beiden Geschäftsführer von LEA Partners, der Managementgesellschaft des Fonds. „Wir führen derzeit noch Gespräche mit institutionellen Investoren wie Pensionskassen und Versorgungswerken sowie Unternehmerfamilien.“ Nach Schließung des Mittelstandsfonds blieben fünf Jahre Zeit zu investieren.

Zwei Beteiligungen in diesem Jahr geplant

Bisher hat der Fonds sich mit insgesamt 28,8 Millionen Euro an zwei Softwareunternehmen beteiligt, die digitale Lösungen im Geschäftskundenbereich entwickeln: An AOE aus Wiesbaden und Bellin aus dem badischen Ettenheim. Zwei weitere Beteiligungen sind in diesem Jahr geplant. Das besondere an dem neuen Fondskonzept ist das doppelte Netzwerk, wie Müller sagt: „Wir stellen den Unternehmen nicht nur Kapital sondern auch unternehmerisch erfahrene Partner aus der Industrie zur Seite, die sie bei der Weiterentwicklung unterstützen.“

Die Firma Bellin, eines der ersten Finanztechnologieunternehmen in Deutschland, erhofft sich durch die Unterstützung des Fonds einen idealen Zugang zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und zur Fintech Start-up-Szene. „Es ist gut, wenn jemand Türen öffnet“, sagt Martin Bellin, Gründer und Geschäftsführer des Ettenheimer Unternehmens. „Für uns war sehr wichtig, dass der Fonds eine langfristige Strategie verfolgt und substanzielle Unternehmen aus Baden-Württemberg entwickeln möchte.“ Der 51-Jährige ist überzeugt: „LEA Partners und wir – das passt perfekt zusammen.“

Die Firma Bellin entwickelt Software für Unternehmen zur Bankensteuerung, dem Risikomanagement für Währungen, Zinsen und Rohstoffen sowie für den Zahlungsverkehr. Mit Hilfe der Software lassen sich bei Großkonzernen auch Tausende von Konten bei einer großen Anzahl von Banken steuern und auswerten. „Wir helfen Unternehmen aller Größenordnungen, ihre Prozesse unabhängig von Banken zu steuern“, sagt Bellin. Nach den Erfahrungen der Finanzkrise – damals wurden Kreditlinien plötzlich reduziert oder ganz in Frage gestellt – sei das für viele Unternehmen essenziell. Die Firma Bellin versteht sich nicht ausschließlich als reiner Softwareentwickler, sondern auch als Dienstleister mit dem Schwerpunkt der Optimierung des Geschäfts mit Banken.

Regional verwurzelter Finanzierungspartner

Für den Softwareentwickler kommt die Beteiligung zur rechten Zeit. „Wir haben in den vergangenen 20 Jahren ein sehr konstantes Wachstum hingelegt von 15 bis 20 Prozent pro Jahr“, sagt Bellin. Heute liegt der Umsatz bei 20 Millionen Euro und die Firma beschäftigt 150 Mitarbeiter.

Das Softwareunternehmen sieht noch sehr viel Potenzial, weiter zu wachsen. „Wir wollen unsere technische Marktführerschaft ausbauen und neue Märkte erschließen“, sagt der Unternehmenschef. Bei beiden Zielen sollen das Netzwerk und die Expertise des Mittelstandsfonds helfen. Die Fondsmanager sehen sich dafür gut aufgestellt, wie Geschäftsführer Christian Roth betont: „Wir sind ein regional verwurzelter Finanzierungspartner, der durch seinen unternehmerischen geprägten Ansatz und als Brücke zu neuen Technologien viel zur Weiterentwicklung von Firmen beitragen kann.“

Vorteil, einen Partner an der Seite zu haben

Unternehmenschef Bellin sieht es als großen Vorteil an, einen Partner an der Seite zu haben, „mit dem man mehr erreichen kann, als wenn man jede Disziplin selber abdecken muss“. Die Beteiligung des Mittelstandsfonds bedeutet für ihn auch, ein Stück weit loszulassen. Viele Mittelständler tun sich damit schwer. Sie „wollen einen potenziellen Partner erst über eine gewisse Zeit kennenlernen und überlegen lange, bevor sie die Kontrolle ein Stück weit an einen Partner abgeben“, sagt Fonds-Geschäftsführer Müller. Nicht so Bellin. „Ich überlasse Aufgaben gerne denen, die ihre Disziplin beherrschen und konzentriere mich auf die Aufgaben, bei denen ich den größten Mehrwert einbringen kann“, sagt der Firmengründer.

Für die Förderbank L-Bank, die den Mittelstandsfonds auf den Weg gebracht hat, ist das wachsende Fondsvolumen ein Signal, dass das Konzept überzeugt. L-Bank-Chef Nawrath sagt: „Mit 150 bis 200 Millionen Euro würde der LEA Mittelstandspartner zu den fünf größten Fonds in Deutschland, die auf mittelständische Wachstumsunternehmen im Industrie 4.0-Umfeld spezialisiert sind.“