Der Jurist Fabian Mayer gilt als erster Anwärter auf den Job des Verwaltungsbürgermeisters. Auch der Wengerter Manfred Zaiß ist interessiert. Foto: Thomas Schlegel, Michael Steinert

Der 35-Jährige Wirtschaftsjurist und Stadtrat Fabian Mayer hat die besten Karten im Rennen um den frei gewordenen Posten auf der Rathausbank. Aber auch andere Bewerber sind noch mit im Rennen.

Stuttgart - Das Bewerberfeld für den frei werdenden Posten des Verwaltungs- und Kulturbürgermeisters, für den die CDU-Fraktion im Gemeinderat das Vorschlagsrecht hat, lichtet sich: Nach Informationen unserer Zeitung gilt der 35-jährige Wirtschaftsjurist Fabian Mayer innerhalb von Fraktion und Kreispartei als klarer Favorit. Das hindert freilich andere Kandidaten nicht daran, sich eine Bewerbung bis zum Ablauf der Frist am kommenden Mittwoch offen zu halten.

Wenn es um höhere Weihen geht, gibt es in der Stuttgarter CDU bekanntlich viele, die sich fast alles zutrauen. Dazu zählen etwa der Jurist und Stadtrat Klaus Nopper, die derzeitige Bundestagsabgeordnete und langjährige Stadträtin Iris Ripsam, der kulturpolitische Sprecher Jürgen Sauer oder auch der frühere Fraktionschef und sportpolitische Sprecher der Fraktion, Fred-Jürgen Stradinger. Aber auch außerhalb des Rathauses denkt der eine oder andere noch darüber nach, den Finger zu heben: Roland Schmid etwa, Ex-Stadtrat und Regionalrat, der erst kürzlich bei der Landtagswahl im Wahlkreis Cannstatt, Neckarvororte eine krachende Niederlage hinnehmen musste. Aber auch Christdemokraten aus der dritten Reihe wurden ins Gespräch gebracht oder fühlten sich berufen: So wurde den Spitzen von Partei und Fraktion etwa Friederike Ranke, die Tochter des früheren OB Wolfgang Schuster, als Kandidatin angedient. Der Ex-Stadtrat und Wengerter Manfred Zaiß kann sich den Job ebenfalls vorstellen. Schließlich gelte Wein ja als Kulturgetränk schlechthin, untermauerte der Rebensafthersteller seine Qualifikation. Doch eine Fortsetzung der Schusterschen Dynastie erschien den Parteigranden offenbar wenig wünschenswert, und bezüglich des Aspiranten Zaiß heißt es bei der CDU mit süffisantem Unterton: „Für ihn hängen die Trauben auf der Bürgermeisterbank deutlich zu hoch.“

Nach allem, was man hört, scheint Mayer breiten Rückhalt im Rathaus zu genießen; auch bei der politischen Konkurrenz gilt er offenbar als vorzeigbarer Kandidat. Der adrette Rechtswissenschaftler ist zurzeit Teilhaber der Wirtschaftskanzlei Haver & Mailänder. Seit sieben Jahren sitzt er für die CDU im Gemeinderat und hat sich in dieser Zeit etwa im Wirtschaftsausschuss durch druckreife Argumentationen hervorgetan, ohne sich politisch allzu sehr zu exponieren. Auch im OB-Wahlkampf 2012, als die Partei ob des vom Kreisvorsitzenden auserkorenen Bewerbers Sebastian Turner tief zerstritten war, hatte sich Mayer auf keine Seite geschlagen.

Dass der Kandidat aus den Reihen der Stuttgarter CDU kommen soll, darauf hatte sich Ratsfraktionschef Alexander Kotz früh festgelegt. Für Mayer spreche außerdem seine Jugend, sein politisches Talent und seine Fähigkeit zur Analyse, heißt es in CDU-Kreisen. Interesse an der Politik hat der Stadtrat schon als Schüler und noch ohne Parteibuch entwickelt: Als Schülersprecher am Königin-Charlotte-Gymnasium organisierte er Podiumsdiskussionen mit Bundestagsabgeordneten. Als Jugendlicher trat er dann der CDU bei, war von 2004 bis 2009 Vorsitzender der Nachwuchsorganisation Junge Union und wurde 2009 auf Platz 14 der CDU-Liste das erste Mal in den Gemeinderat gewählt. Zeitweise war Mayer Mitbetreiber der Cocktailbar „Waranga“ am Kleinen Schlossplatz – dementsprechend vertrat er im Wirtschaftsausschuss später auch die Belange der Clubszene offensiv. Weitergehende Affinitäten zur Kulturszene sind nicht bekannt. Er ist Mitglied im CVJM, World Wildlife Fund und beim TUS Stuttgart, verheiratet und hat zwei Kinder. Gewählt wird der neue Verwaltungsbürgermeister am 22. September. Falls Mayer aufs Schild gehoben wird, stehen seine Chancen nicht schlecht: Die FDP und die anderen Fraktionen – mit Ausnahme von SÖS-Linke-Plus und AfD – haben signalisiert, den Bewerber der CDU zu unterstützen.