2012 enthauptete Luka Magnotta einen Bekannten nach Sexspielchen und zerstückelte die Leiche. Jetzt sucht er einen neuen Partner Foto: MONTREAL POLICE

Der zu lebenslanger Haft verurteilte kanadische Mörder Luka Rocco Magnotta sorgt wieder einmal für Aufregung – diesmal wegen einer Kontaktanzeige im Internet.

Edmonton - Eigentlich liest sich das Inserat wie eine ganz normale Kontaktanzeige aus der Rubrik Er sucht Ihn: „Suche einen alleinstehenden Mann weißer Hautfarbe zwischen 28 und 38 Jahren in guter körperlicher Verfassung. Wenn Du glaubst, mein Traumprinz zu sein, schreibe mir einen ausführlichen Brief mit mindestens zwei Fotos“. Doch was zunächst sympathisch klingt, jagt dieser Tage so manchem Kanadier eiskalte Schauer über den Rücken. Denn der Mann, der sich jetzt per Kontaktanzeige auf die Suche nach einem Traumprinzen gemacht hat, ist kein Geringerer als Luka Rocco Magnotta, in Europa auch unter dem Namen „Porno-Killer“ bekannt.

Magnotta ist einer der berüchtigsten Mörder der kanadischen Kriminalgeschichte. 2012 hatte er weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als er einen Bekannten nach Sexspielen enthauptet und zerstückelt, die Tat gefilmt und den elf Minuten langen Streifen ins Internet gestellt hatte. Die Leichenteile verschickte er später per Post an Politiker. Danach hatte sich Magnotta abgesetzt und war tagelang auf der Flucht durch Europa geirrt – bis er schließlich in einem Internetcafé in Berlin-Neukölln gefasst und nach Kanada ausgeliefert wurde.

Vor einem halben Jahr wurde der heute 33-jährige Kanadier nach einem spektakulären Kriminalprozess von einem Geschworenengericht in Montréal wegen Mordes, Leichenschändung und obszönen Verhaltens zu lebenslanger Haft verurteilt. Danach war es still geworden um den wohl bekanntesten Häftling Kanadas. Bis am letzten Sonntag Magnottas Inserat im Internet auftauchte. Darin beschreibt er sich selbst als „alleinstehenden Mann weißer Hautfarbe, einen Meter achtzig groß, 79 Kilogramm schwer und mit dunklen Haaren und blauen Augen“. Hinzugefügt hat er zwei Fotos, die ihn in lässiger Pose zeigen – mit weit geöffnetem, weißem Hemd.

Magnotta schreibt, dass er im Jahre 2037 aus dem Gefängnis entlassen werde und in der Zwischenzeit nach einem Partner suche, „der loyal, möglichst gut gebildet, finanziell und emotional stabil ist“. Die Anzeige endet mit dem Appell: „Bitte sendet nur ernst gemeinte Angebote. Unerwünschte Post wird weggeschmissen.“ Veröffentlicht wurde das Inserat von einer speziellen Partnervermittlungsagentur, die Gefängnisinsassen wie Magnotta mit Partnern von außerhalb zusammenbringen will. „Ich war verblüfft, als ich den Brief bekam“, berichtete die Inhaberin Melissa Fazzina der Nachrichtenagentur Canadian Press. Magnotta habe den Text und die Anzeigengebühr von 35 Dollar mit der Post geschickt, da er in der Justizvollzugsanstalt im Sainte-Anne-des-Plaines in der Provinz Québec keinen Zugang zum Internet hat.

Der Inhalt und die Form der Anzeige sind pikant, denn Magnotta hatte sich vor seiner gruseligen Tat immer wieder unter wechselnden Pseudonymen im Internet mit Fotos, Videos und Texten zur Schau gestellt. Auf einem der Videos war zu sehen, wie er Katzen quält und erstickt. In Kanada wird Magnotta auch „Canadian Psycho“ genannt, weil er das Mord-Video mit Musik aus dem Kinofilm „American Psycho“unterlegt hatte. Der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Steven Blaney, zeigte sich entsetzt und nannte die Anzeige und Partneragentur „ungeheuerlich und eine Beleidigung für die Opfer“. Blaney forderte die Gefängnisbehörden in Québec auf sicherzustellen, „dass verurteilte Kriminelle und Sexualverbrecher keinen weiteren Schaden anrichten können“.

Die Agentur dagegen hatte keine Bedenken, Magnottas Anzeige live zu schalten. Zwar räumte Besitzerin Fazzina ein, dass sich Angehörige des Mordopfers und Teile der Öffentlichkeit durch die Anzeige verletzt fühlen könnten: „Viele Leute glauben, dass Herr Magnotta kein Recht hat, auf unserer Webseite zu erscheinen, und dass er keinerlei Kontakt zur Außenwelt mehr haben sollte.“ Fazzina aber teilt diese Meinung nicht. Die Inhaberin ist der Überzeugung, dass jeder eine zweite Chance verdient – auch wenn er ein verurteilter Mörder ist und Luka Rocco Magnotta heißt. „Vielleicht ist Herr Magnotta tatsächlich einsam und sucht nach einem festen Partner.“ Die Chance auf Rehabilitation dürfe man auch ihm nicht verwehren.

Diese Mission nimmt Fazzina auch ernst. So ernst, dass sie Magnotta jetzt schriftlich um weitere Details zu seinem Lebenslauf und zu seinem Leben im Gefängnis gebeten hat – um seine Vermittlungschancen zu verbessern.