Jetzt könnten die beiden Wunschpartner doch noch zusammenkommen. Bisher hält ZF sich zurück. Foto: dpa

Monatelang hat das Münchner Familienunternehmen darum gekämpft, den schwedischen Konkurrenten zu übernehmen. Nun gibt Knorr-Bremse auf und kritisiert gleichzeitig die mangelnde Unterstützung der Schweden. Damit kommt der Zulieferer ZF wieder ins Spiel.

München - Das Familienunternehmen Knorr-Bremse beugt sich im monatelangen Ringen um den schwedis chen Bremsenspezialisten Haldex den Realitäten. Man gebe die Absicht auf, beide Unternehmen zusammenzuführen, ließ Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller erklären. Das 582 Millionen Euro umfassende Übernahmeangebot für Haldex werde zurückgezogen und auch keine Alternativofferte unterbreitet. Zuvor hatte die schwedische Börsenaufsicht eine Verlängerung der Angebotsfrist über den 26. September hinaus abgelehnt. Verantwortlich für das Scheitern machen die Münchner das Haldex-Management.

Der Haldex-Verwaltungsrat unter Jörgen Durban habe jede Unterstützung der Übernahme verweigert, auch nachdem ihn ein entsprechendes Mehrheitsvotum der Haldex-Hauptversammlung noch im August eigentlich dazu verpflichtet hätte, kritisiert Knorr-Bremse. Ohne Zutun von Haldex könne aber keine Kartellfreigabe erzielt werden. Die wäre allerdings ohnehin fraglich gewesen. Denn sowohl Kartellwächter in den USA als auch in der EU hatten signalisiert, dass sie bei einer Fusion des Münchner Weltmarktführers bei Bremsen für Züge und Lkw mit dem schwedischen Konkurrenten eine zu große Wettbewerbsmacht in weiten Teilen des Geschäfts sehen. Auflagen der Kartellbehörden seien für sechs von acht Haldex-Sparten, die für die Hälfte aller Umsätze stehen, zu erwarten, hatte Durban gewarnt und eine Fusion deshalb als sinnlos und wertvernichtend bezeichnet. Haldex hatte sich zudem stets als Opfer eines feindlichen Übernahmeversuchs gesehen. Dem widerspricht Deller nun. „Unser Ansatz war stets eine freundliche Übernahme, um eine neue, treibende Kraft im Nutzfahrzeugsektor zu werden“, sagt der Chef von Knorr-Bremse. Nun verfolge man andere Optionen. „Wir halten Ausschau nach passenden Akquisitionen“, sagt Deller.

ZF könnte wieder ins Spiel kommen

Das Scheitern von Knorr-Bremse bei Haldex könnte wieder die Friedrichshafener ZF ins Spiel bringen. Denn der Zulieferer hatte sich ursprünglich um eine Übernahme von Haldex bemüht, war aber von Knorr-Bremse finanziell überboten worden. Im Gegensatz zu den Münchnern verfügen die Friedrichshafener bereits über alle Kartellfreigaben. Ob es für ZF bei Haldex einen Weg zurück gibt, ist offen. „Im Moment“ gebe es für ZF keinen Anlass, ein neues Angebot für Haldex zu machen, meinte ein ZF-Sprecher zurückhaltend. Derzeit versuchen sich die Friedrichshafener das nötige Knowhow für den Lkw-Bereich selbst zu erarbeiten. ZF bleibt mit einem Anteil von 20 Prozent größter Haldex-Aktionär. Knapp 15 Prozent hält Knorr-Bremse. Offenbar kalkulieren Börsianer damit, dass ZF bei Haldex zurück ins Spiel kommen könnte. Einiges deutet auf ein neues Angebot, ist zu hören.