Frankreichs Präsident François Hollande Foto: dpa

Frankreich unterstützt die USA bei Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak. Am Freitag flogen französische Kampfjets erste Angriffe.

Frankreich unterstützt die USA bei Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak. Am Freitag flogen französische Kampfjets erste Angriffe.

Paris - Frankreich hat als erster Staat nach den USA Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak bombardiert. Rafale-Kampfflugzeuge zerstörten laut Elyséepalast ein Versorgungsdepot der Extremisten im Norden des Landes. Die Bundeswehr schickte sieben weitere Soldaten in die dortigen kurdischen Autonomiegebiete. Im benachbarten Syrien nahmen IS-Extremisten derweil an der Grenze zur Türkei drei weitere Dörfer ein. Der US-Kongress genehmigte die Versorgung gemäßigter Rebellen in dem Bürgerkriegsland mit Waffen.

Frankreich will in den nächsten Tagen weitere Einsätze gegen IS-Stellungen im Irak fliegen. Die französische Luftwaffe hat Kampfjets in den Vereinigten Arabischen Emiraten stationiert. Präsident François Hollande hatte am Donnerstag angekündigt, die USA bei Luftangriffen zu unterstützen. Bodentruppen und eine Intervention in Syrien schloss der Staatschef und oberste Befehlshaber aus.

Die Extremisten beherrschen im Irak und in Syrien rund ein Drittel der Fläche beider Länder. Dort haben sie ein „Islamisches Kalifat“ ausgerufen. Die Terrormiliz geht in Gebieten unter ihrer Kontrolle brutal gegen Gegner und Andersgläubige vor. Immer wieder gibt es Berichte über öffentliche Tötungen und Entführungen.

Bundeswehrsoldaten bilden Kurden aus

Die Bundeswehr-Soldaten sollen kurdische Peschmerga-Kämpfer an deutschen Waffen, Maschinegewehren und Panzerfäusten ausbilden. Eine Transportmaschine flog das Team aus sechs Fallschirmjägern und einem Sanitäter am Freitag von Schleswig-Holstein nach Erbil, die Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak.

Bei US-Luftangriffen auf Extremisten nahe der nordirakischen Stadt Mossul kamen am Freitag laut Augenzeugen mindestens 22 IS-Kämpfer ums Leben. Die 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt ist eine Hochburg der Terrormiliz. Die USA, Frankreich, Deutschland und weitere Länder unterstützen mit ihrem Einsatz im Nordirak eine Offensive kurdischer Einheiten. Diese konnten zuletzt den strategisch wichtigen Mossul-Staudamm und mehrere Orte zurückerobern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach dem Irak weitere Unterstützung im Kampf gegen die Extremisten. Deutschland werde mit seinen internationalen Partnern weiterhin „eng an der Seite des Irak“ stehen, sagte Merkel nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert in einem Telefonat mit Ministerpräsident Haidar al-Abadi.

Die drei vom IS im Norden Syriens eroberten Dörfer liegen westlich der Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) in einer Enklave, die bisher von kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wurde. Diese stehen der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe. Bereits am Donnerstag hatte die Terrormiliz 21 Dörfer rund um Ain al-Arab eingenommen. Die Kämpfe zwischen Kurden und IS-Anhängern gingen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte auch am Freitag weiter.

Tausende auf der Flucht

Aus Angst vor IS-Gräueltaten flohen Tausende in Richtung Türkei. IS-Extremisten beschossen zwei syrische Dörfer, in denen sich Tausende Flüchtlinge aufhielten, wie die Beobachtungsstelle berichtete. Nach Tumulten an der Grenze erlaubte Ankara zahlreichen Flüchtlingen die Einreise. Frauen, Kinder und Männer überquerten zu Fuß die Grenze in der Region Suruc. Zuvor war auf TV-Bildern zu sehen, wie türkische Sicherheitskräfte Tränengas und Wasserwerfer einsetzten.

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte bei einem Besuch in Aserbaidschan, die rund 4000 Flüchtlinge würden in der Türkei willkommen geheißen. „Unsere Brüder“, die in Syrien oder anderswo mit dem Tode bedroht würden, fänden unabhängig von ethnischer oder konfessioneller Zugehörigkeit Aufnahme.

Um die Terrormiliz auch in Syrien zu vernichten, wollen die USA gemäßigte syrische Rebellen ausrüsten und trainieren. Nach dem Abgeordnetenhaus gab dafür am Donnerstag auch der Senat in Washington grünes Licht. Die Trainingsmission des Militärs wird nach Angaben von Verteidigungsminister Chuck Hagel pro Jahr 500 Millionen Dollar (387 Millionen Euro) kosten. Damit könnten jährlich 5000 oppositionelle Kräfte ausgebildet und bewaffnet werden.

US-Präsident Barack Obama hatte zudem in der vergangenen Woche angekündigt, die US-Luftangriffe auch auf Syrien auszudehnen. Die moderaten Rebellen kämpfen in Syrien zugleich gegen den IS und die Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

Die US-Regierung hatte in den ersten drei Jahren des syrischen Bürgerkriegs die Forderungen nach Waffenlieferungen für die Opposition sehr zurückhaltend betrachtet. Das Weiße Haus war besorgt, sich mit den falschen Kräften zu verbünden. Washington fürchtete vor allem, dass Waffen in die falschen Hände fallen könnten.