Die Bienen hatten wetterbedingt in diesem Jahr wenig Gelegenheit zum Nektarsammeln. Foto: dpa

Ist es sonnig und trocken, sind viele Bienen unterwegs auf Wiesen und in Wäldern. Dieses Jahr waren die Wetterbedingungen aber ziemlich mies für das kleine Insekt. Das bekommen auch Imker zu spüren.

Mayen - Das schlechte Wetter vergangener Monate hat in Baden-Württemberg zu Einbußen bei der Honigernte geführt. Der Ertrag pro Bienenvolk sank im Vergleich zu 2015 um 13 Prozent auf 28,9 Kilogramm, wie das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen mitteilte. Normalerweise liegt der Wert deutlich über 30 Kilo. „Es war zu kalt und hat zu viel geregnet, daher hatten die Bienen wenig Gelegenheit zum Nektarsammeln“, sagte Bienenexperte Christoph Otten von dem Fachzentrum. Auch bundesweit ging es abwärts, und zwar um 17 Prozent auf 31,1 Kilo. Etwa 6000 Imker hatten sich an den bundesweiten Umfragen zur Frühjahrs- und Sommerernte beteiligt.

In Deutschland gibt es rund 100.000 Imker, davon etwa 10.000 in Württemberg und 8000 in Baden. Nur gut zwei Prozent sind Vollzeit-Profis. Das Honigjahr unterteilt sich in eine blütendominierte Frühjahrsernte und eine Sommerernte, die ihren Schwerpunkt auf spätblühenden Pflanzen und Nektar aus dem Wald hat.

Wegen der Ernteeinbußen müssen Verbraucher aber nicht deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zum einen hat der deutsche Honig hierzulande nur einen Marktanteil von einem Fünftel, zum anderen rechnet das Mayener Fachzentrum auf Basis der Umfragen nur mit einem Preisanstieg von bis zu drei Prozent auf knapp fünf Euro pro 500-Gramm-Glas. Die Lager sind bei vielen Imkern noch gut gefüllt, daher dürfte es keine Angebotsengpässe geben bei deutschem Honig.

Durchschnittliches Erntejahr

Branchenvertreter bestätigten den Abwärtstrend. Klaus Schmieder vom Verband Badischer Imker sprach von unterdurchschnittlichen Erträgen. „Es war zu kalt und zu nass.“ Dadurch seien Bienen häufig nicht geflogen.

Heinz-Dieter Klein vom Landesverband Württembergischer Imker nannte das Erntejahr durchschnittlich. Trotz des wechselhaften Wetters habe man in manchen Regionen gute Erträge gehabt, etwa auf Streuobstwiesen auf der Schwäbischen Alb. Tatsächlich fielen die Einbußen in der Imkerregion Tübingen, die auch die Schwäbische Alb einbezieht, relativ schwach aus - dort gab es den Umfragen zufolge nur ein Minus von circa fünf Prozent auf 30,3 Kilo. In Stuttgart (minus 12 Prozent auf 26,5 Kilo), Freiburg (minus 18 Prozent auf 30,4 Kilo) und Karlsruhe (minus 21 Prozent auf 27,7 Kilo) waren die Einbußen größer.

„Regional unterschiedlich, insgesamt aber nicht miserabel“

In Nord- und Ostdeutschland sah es hingegen besser aus, in Brandenburg gab es den Umfragen zufolge beispielsweise ein Plus von 1,8 Kilogramm auf 39,5 Kilogramm. Wegen des Wetters sei die Honigernte 2016 „regional sehr unterschiedlich, insgesamt aber nicht miserabel“ ausgefallen, so Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund.

Die meisten Imker haben bereits begonnen, ihre Völker nach der Ernte auf den Winter vorzubereiten. Wichtig ist hierbei vor allem die vorsorgliche Behandlung gegen den Varroamilben-Befall. „Die Milben haben sich in dem feuchtwarmen Sommer sehr gut entwickelt, das ist gefährlich für die Bienen“, sagt der badische Verbandschef Schmieder. Gibt es zu viele Varroamilben in einem Bienenstock, droht im Winter ein aus etwa 10.000 Bienen bestehende Volk zu sterben.