Gloria von Nesenbach (Else Storhas) fällt in Ohnmacht, als ihr bewusst wird, dass die Hochzeit wohl platzt. Foto: Alexandra Kratz

Am 15. Mai hebt sich zum ersten Mal der Vorhang des Kaltentaler Burgtheaters. Der Ort des Schauspiels ist die Gaststätte Oberweiler, die es in dem kleinen Stuttgarter Stadtteil Kaltental einst wirklich gegeben hat.

Kaltental - Else Storhas prustet vor Lachen. Die Szene ist einfach zu komisch. Sie selbst spielt die Gloria von Nesenbach, eine reiche Kaltentaler Dame. Und die hat soeben erfahren, dass die eingefädelte Hochzeit ihrer Tochter Vanessa mit dem Pforzheimer Geschäftsmann Konstantin Hochstedter wohl platzen wird. Denn der Bräutigam ist tot. „Tot? Meine Wallungen kommen wieder“, ruft Else Storhas alias Gloria von Nesenbach und fällt vor Schreck in Ohnmacht. Nur das Lachen kann sie sich dabei eben noch nicht verkneifen. Beim zweiten Mal klappt es dann aber schon viel besser.

Und ein bisschen Zeit ist ja noch. Am Freitag, 15. Mai, soll sich der Vorhang des Kaltentaler Burgtheaters zum ersten Mal heben. So hat sich das im vergangenen Herbst gegründete Ensemble des VfL Kaltental genannt. Die Gruppe zeigt das Stück „Gschäft für Zwoi“. Geschrieben hat es Martin Obrecht. Er ist der zweite Vorsitzende des Sportvereins, hat von 1979 bis 1982 Schauspiel in Zürich studiert und bei dem Stück die Regie übernommen. Vorlage war die Komödie „Diener zweier Herren“, die der italienische Dramatiker Carlo Goldoni im Jahr 1745 schrieb.

„Wir haben viel erreicht“, sagt Obrecht. Mit „wir“ meint er das rund 20-köpfige Ensemble. Gemeinsam habe man das Stück vollkommen neu inszeniert. „Ich finde es toll, dass ihr das alles mitgetragen und mitgeschaffen habt“, sagt der Regisseur.

Die Gaststätte Oberweiler hat es wirklich gegeben

Die Mehrheit der Gruppe war dafür, dass die Handlung in Kaltental spielt und dass in dem Stück zumindest teilweise Schwäbisch geschwätzt wird. Der Ort des Schauspiels ist die Gaststätte Oberweiler, die es in dem kleinen Stuttgarter Stadtteil einst wirklich einmal gegeben hat. Das Stück spielt im Jahr 1990, also kurz nach der Wende.

Die Gruppe ist bunt gemischt. Einige schnuppern zum ersten Mal Theaterluft, andere haben schon das ein oder andere Mal auf der Bühne gestanden. Drei junge Mitglieder studieren gar Schauspiel, und zwar an der Schauspielschule Crearte im Stuttgarter Osten. So kann einer vom anderen lernen, sagen die Mitglieder. Für die Laien ist das Lernen der Texte die größte Herausforderung. Das sei richtig harte Arbeit, sagt Birgit Heimerdinger. Der Schauspielstudent Terrell Klein meint hingegen: „Am schwierigsten ist es, sich in die Rolle hineinzudenken.“ Peter Totzek, der schon viel Bühnenerfahrung gesammelt hat, ergänzt: „Das Beste an unserer Gruppe ist, dass wir alle zusammenhalten. Wenn jemand nicht so gut drauf ist, dann unterstützen die anderen ihn.“

Das Bühnenbild hat die Gruppe selbst gebaut

Jetzt im Mai übt das Ensemble fast jeden Tag. Das sei schon stressig, geben die Mitglieder zu. „Aber das haben wir vorher gewusst“, sagt Franziska Volle. Doch mit den Proben allein ist es nicht getan. Die Mitglieder mussten sich auch um Kostüme und Requisiten kümmern. Martin Obrecht hatte da freilich Beziehungen zu verschiedenen Bühnen. Dort hat das Ensemble das ein oder andere Stück geliehen. Zudem braucht die Gruppe ein Bühnenbild und hat es kurzer Hand selbst gebaut. Das Material hat richtig Geld gekostet. Ebenso muss das Ensemble die Miete für die Kirche stemmen.

Um so mehr hoffen die Mitglieder auf gut besuchte Vorstellungen. Doch Obrecht ist sich sicher, dass es „in jedem Fall drei tolle Abende für das Publikum und uns werden“. Und wie geht es danach weiter? „Ich hoffe irgendwie“, antwortet Obrecht. Doch er selbst werde beim nächsten Stück nicht Regie führen können. Denn er wolle wieder verstärkt als Autor tätig sein und Bücher schreiben. „Doch beratend würde ich selbstverständlich zur Verfügung stehen“, sagt Obrecht und ergänzt mit Blick in die Runde: „Die Plattform für ein weiteres Stück ist da. Es müsste nur jemand die Regie übernehmen.“

Termine und Preise

Das Kaltentaler Burgtheater
zeigt am 15., 16. und 17. Mai sein Stück „Gschäft für Zwoi“. Die Vorstellungen am Freitag und Samstag beginnen um 19.30 Uhr, am Sonntag beginnt sie um 17.30 Uhr. Einlass ist jeweils 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Veranstaltungsort ist der Theatersaal in der Thomaskirche, Schwarzwaldstraße 7.

Die Karten
für 17 Euro gibt es im Vorverkauf in der VfL-Vereinsgaststätte im Kohlhau, Christian-Belser-Straße 63, bei der BW-Bank, Böblinger Straße 471, und im Tabakwarenladen Volker Suchanek, Böblinger Straße 86. An der Abendkasse kostet der Eintritt 20 Euro. Alle Einnahmen kommen dem VfL Kaltental zugute.