Der Kalender der Tafel Schorndorf kann auch gekauft werden. Foto: Gottfried Stoppel

Mit einem Kalender für das kommende Jahr will sich die Tafel Schorndorf bei ihren Spendern bedanken und gleichzeitig zeigen, warum sich Menschen für die Einrichtung engagieren. Und es soll rüberkommen, dass die Mitarbeiter auch Spaß haben.

Schorndorf - Der Tag in der Schorndorfer Tafel beginnt lange bevor sich die Eingangstür für die ersten Kunden öffnet. Um sieben Uhr starten die Fahrer, um bei Supermärkten, Bäckereien oder auch Bauern Waren einzusammeln. Wenig später kommen weitere Helfer in die Grabenstraße: Laden und Regale werden gereinigt, das gelieferte Gemüse wird sortiert und geputzt, Konserven und Kekspackungen mit Preisen ausgezeichnet.

Und mittags stehen wieder andere hinter dem Tresen, um Brot und Obst zu verkaufen oder zu kassieren. „Es wird immer viel über Tafeln berichtet, aber wenig über diejenigen, die dort mithelfen. Dabei müssen sie echt anpacken“, sagt Renate Frank, die die Tafel in Schorndorf zusammen mit Helmut Topfstedt leitet.

Die Botschaft: es macht auch Spaß, für die Tafel zu arbeiten

Das soll sich in Schorndorf mit einem neuen Projekt ändern. „Wir wollten uns dieses Jahr nicht nur mit einem Schreiben, sondern mit einem Kalender bei unseren Spendern und Sponsoren bedanken“, erzählt Renate Frank, die sich dieses Idee bei der Tafel in Waiblingen abgeschaut hat. Gezeigt werden in dem Kalender zwölf der knapp 50 Mitarbeiter. Jeder beschreibt in einem Satz, warum er sich für die Einrichtung engagiert. Die einen möchten die Not lindern, andere etwas Sinnvolles tun und etwas von dem Glück, das sie hatten, weitergeben. „Und es sollte vor allem rüberkommen, dass es Spaß macht, hier zu arbeiten“, sagt Renate Frank.

Das ist tatsächlich gelungen: Die Fotomodelle strahlen um die Wette und posieren mit Obst und Gemüse. Dante Miggiano beißt herzhaft in eine Melone, Manfred Ehmann trägt Orangenhälften als Ohrenschützer und Harald Wagner telefoniert mit einer Banane.

Der Kalender zeigt die Bandbreite der Mitarbeiter

Mehr zufällig als gewollt bildet der Kalender nahezu die ganze Bandbreite an Mitarbeitern ab: Rentner genauso wie jüngere Mitarbeiter, Ehrenamtliche, die selbst bedürftig sind, Flüchtlinge und Deutsche, frischgebackene Helfer und langjährige Unterstützer. Dante Miggiano beispielsweise arbeitet seit elf Jahren als Fahrer und Verkäufer mit und damit fast seit Gründung der Tafel vor zwölf Jahren. Shadwan Allshik aus Syrien ist erst zwei Jahre dabei, aber er war im Herbst 2015 eine große Hilfe, als die Tafel jeden Tag von Flüchtlingen überrannt wurde. „Er hat unsere ersten Hinweise auf arabisch geschrieben, hat vor der Tür für Ordnung gesorgt“, sagt Renate Frank. Shadwan Allshik macht mittlerweile eine Ausbildung als Mechatroniker – und ist trotzdem fast jeden Tag als Helfer in der Tafel.

Junge Menschen sollen die Arbeit der Tafel kennenlernen

Nicht alle Mitarbeiter bleiben der Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt so lange treu. „Ziel war es von Anfang an, Arbeitsplätze zu schaffe. Deswegen arbeiten wir mit dem Jobcenter zusammen“, sagt Renate Frank. Jedes Jahr werden vier Langzeitarbeitslose angestellt, um wiederum ein Jahr lang im Tafelladen zu arbeiten. Auch straffällige Menschen arbeiten regelmäßig in der Einrichtung, um ihre Sozialstunden abzuleisten. Und dann sind fast jeden Tag Schüler als Praktikanten da. „Mir ist wichtig, dass auch junge Menschen die Tafel kennenlernen. Damit sie sich in Zukunft dafür einsetzen, dass es so eine Einrichtung nicht mehr geben muss und sie selbst alles dafür tun, nicht in einer Tafel einkaufen zu müssen“, sagt Renate Frank.

Die Arbeit der Tafeln

Das Prinzip: Tafeln erhalten Waren, die von Herstellern oder Supermärkten nicht mehr verwendet werden und vernichtet würden. Sie werden an Bedürftige verteilt oder günstig abgegeben. In Deutschland gibt es mehr als 900 Tafeln, sie können als Verein geführt werden, in anderen Fällen sind Verbände wie Caritas oder Arbeiterwohlfahrt die Träger.

Im Rems-Murr-Kreis: Tafeln gibt es in Waiblingen, Weinstadt, Schorndorf, Winnenden und Backnang. Waiblingen ist eine Verteilertafel – die Einrichtung holt überregionale Lieferungen aus Ludwigsburg für den Rems-Murr-Kreis ab.

Situation: In Schorndorf sind zurzeit 600 Einkaufsberechtigungsausweise ausgegeben. Versorgt werden vermutlich etwa 1200 Menschen. Die Zahl ist etwas gestiegen, auch durch die Flüchtlingszuzüge. Unterstützen kann man die Tafel mit Geld- oder Lebensmittelspenden. Immer benötigt werden etwa Mehl, Zucker oder Öl. Auch Kühlwaren wie Butter oder Joghurt sind selten im Sortiment und deswegen begehrt.