So präsentierte sich Kaileigh Fryer auf ihrem Facebook-Profil Foto: Facebook

Die 19-jährige Kaileigh Fryer hatte große Pläne, nach ihrem Tod werden sie nun von Menschen aus aller Welt in die Tat umgesetzt. Dafür setzen sich mehr als 7000 Menschen auf Facebook ein. 30 Träume der Toten wurden bereits in die Tat umgesetzt.

Sydney - Kaileigh Fryer liebte roten Lippenstift und tanzte leidenschaftlich gern. Sie war neunzehn und hatte Pläne: Mit einer Harley-Davidson durch die Gegend fahren, ein Buch schreiben, Fallschirm springen oder mit Delfinen schwimmen. Doch die junge Australierin hatte auch Ambitionen: Ein Waisenhaus in Südafrika wollte sie gründen, eine Essenstafel für Obdachlose organisieren, ein Kind adoptieren. Kaileigh Fryer ist nicht dazugekommen, ihre Pläne zu verwirklichen. Am 9. April ist die junge Frau aus Bateman’s Bay, einer Kleinstadt 280 Kilometer südlich von Sydney, bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Nach ihrem tragischen Tod fand die Familie in Kaileighs Tagebuch eine „Bucket List“ – eine Liste von Dingen, die man in seinem Leben machen möchte. Sie verteilten Kopien des Zettels bei der Beerdigung am 22. April und baten die Trauergäste, all das zu tun, was Kaileigh in ihrem Leben noch vorgehabt hatte. Als die Facebook-Seite „In loving Memory of Kaileigh Fryer“ ins Leben gerufen wurde, entwickelte das Projekt eine Eigendynamik. Menschen aus aller Welt machten sich daran, die Liste abzuarbeiten und einen Punkt nach dem anderen abzuhaken.

Mehr als 7000 Anhänger auf Facebook

Die einen gingen Blut spenden, andere pflanzten einen Baum, gingen auf ein Blind Date oder lernten Salsa tanzen, und wieder andere aßen Pizza in Italien, streichelten einen Löwen, reisten nach Santorin, Kroatien oder kreuzten in der Karibik. Kaileighs Schwester Stacey fing an, Spanisch zu lernen, eine Frau stand zwei Wochen lang jeden Morgen vor 6 Uhr auf und postete Fotos der erwachenden Natur. Womit sich Kaileigh Fryer mit ihrem Vermächtnis einen Wunsch posthum selbst erfüllt: Sie hat nicht nur – Punkt 42 ihrer Liste – eine Person inspiriert, sondern 7096 Leute. So viele Mitglieder hatte die offene Facebook-Gruppe bis Freitagmittag – und täglich kommen neue hinzu, darunter viele Deutsche.

Hagen Schäfer aus Neubrandenburg lernte Surfen, Erla Schmidt-Hildebrandt aus dem Taunus restaurierte einen Oldtimer. Florian Fackert vom Klinikum Heidelberg kündigte an, als Freiwilliger ein Jahr fürs Internationale Rote Kreuz im Jemen zu arbeiten, und vor wenigen Tagen setzten Ingo und Helena Döring aus Bergheim bei Köln Vorhaben Nummer 34 in die Tat um: Sie schliefen mit jemandem, den sie lieben, unter freiem Himmel. 18 der 49 Träume sind noch nicht abgehakt, darunter ein Marathonlauf, im Regen tanzen und das Moulin Rouge in Paris besuchen.

Der größten Herausforderung stellen sich fünf Mädchen der Abschlussklasse des Carroll College in Broulee, südlich von Bateman’s Bay. Diese Schule besuchte einst auch Fryer und stand dort einer der Mädchen zur Seite, als sie gemobbt wurde. Die fünf Teenies riefen „The Smiling Angels Project“ ins Leben, das Projekt der lächelnden Engel. Sie wollen mit ihrer Aktion rund 170 000 Euro sammeln, um ein Waisenhaus für Kinder von Aids-Opfern in einer der ärmsten Gegenden Südafrikas zu gründen. Punkt 34 der „Bucket List“. Sollte es gelingen, wäre gleichzeitig Punkt 29 eingelöst: „to make a difference“ – etwas bewirken. Im Kleinen hat Kaileigh Fryer das schon vieltausendmal geschafft, und das beileibe nicht nur in ihrem Heimatort südlich von Sydney.