Søren Schwesig (links) und Peter Schaal-Ahlers präsentierten als „Die Vorletzten“ ein rasantes Programm mit Scherzen über das urbane Milieu. Foto: Ehehalt

Sie haben ganz schön auf dem Putz gehauen, die beiden Pfarrer Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig. Bei einem Kabarettabend in Riedenberg hat das Publikum über die Darbietung der „Vorletzten“ fast Tränen gelacht.

Riedenberg - In einer großen Stadt gibt es „sotte und sotte“. So leiteten Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig den Kabarettabend ein. Die beiden evangelischen Pfarrer nennen sich „Die Vorletzten“, und ihr aktuelles Programm heißt „Zwei in einer großen Stadt“. Es soll eine Realsatire zum Kirchentag 2015 sein. Das Leben als Pfarrer in der Stadt kennen sie: Søren Schwesig ist Stadtdekan von Stuttgart und Peter Schaal-Ahlers Pfarrer an der Citykirche in Esslingen.

Bei der Veranstaltung im Augustinum fegten die Pastoren 90 Minuten lang mit Turbulenz, schnellen Jokes und spritzigen Szenen durch den Abend. Sie sprangen von einer Figur zur nächsten, wechselten rasant die Rollen und setzten knallende Pointen in dem voll besetzten Saal. Schaal-Ahlers meist in lupenreinem Schwäbisch, hemdsärmelig und derb, Schwesig in gepflegtem Hochdeutsch, aristokratisch und leicht arrogant. Der Stadtdekan begleitete das Programm außerdem mit Klaviergeplänkel. Das vorwiegend betagte Publikum honorierte die Darbietung mit Amüsement und Applaus.

Kehrwoche als Herzensangelegenheit

Zum Beispiel als Schaal-Ahlers den konservativen Herbert spielte, Mitglied in der CDU und im Obst- und Gartenbauverein, dem die ordentlich verrichtete Kehrwoche eine Herzensangelegenheit ist und der keinen Süßholzraspler als Pfarrer, sondern einen Ordnungshüter auf der Kanzel möchte.

Schwesig ließ die durchgestylte Gesine lebendig werden, die im Heusteigviertel lebt, alles plant, sich gesund ernährt und sich bei Glockengeläute „hinschmeißen“ könnte, aber aus der Kirche ausgetreten ist. Schaal-Ahlers gab den Achim aus dem Arbeitermilieu, der mit seiner Frau Sandra und den Kindern Kevin und Sabrina jeden Sommer an die Costa del Sol fliegt, beim Daimler schafft, freitags kegelt und bei den Gartenfreunden Degerloch eine Parzelle beackert.

Und dann war da noch der Manuel, der gern um die Häuser zieht und auf Ganzkörperenthaarung steht, damit er in der Schwabentherme mit einem glattem Baby-Popo angeben kann. „Wenn man sich als Mann in der Stadt etwas Gutes tun will, geht man allein in den Baumarkt“, erklärte Schaal-Ahlers und beschrieb die Faszination angesichts eines Meers von Schrauben, Dübeln und Hochdruckreinigern. Wenn man Glück habe, sei nach einem Baumarktkauf die Ehefrau nicht daheim, die unbequeme Fragen stellt: „Für was brauchsch’ des? Wo willsch des na stella? Was hot’s koscht?“

Auch das Altern hat ein Ende

Das Publikum hatte sich gerade vom Lachen etwas erholt, als die Pastoren eine Szene spielten, in denen Pfarrer Wachter dem Dekan Kollmar aus Ravensburg die Existenz zweier schwuler Störche auf seinem Pfarrhausdach gestand und um Rat fragte. Schließlich landete der Pfarrer beim theologischen Referat des Oberkirchenrats. Dort empfahl man ihm, einen Sichtschutz um das Storchennest anzubringen, – als „württembergische Lösung“ sozusagen: „Was man nicht sieht, gibt’s auch nicht.“

Am Schluss gab es noch ein paar Ratschläge zum Alter: „Lache, und die Welt lacht mit dir; schnarche, und du schläfst allein.“ Dieter Hildebrandt habe gesagt: „Das Alter kann kein Zufall sein, ich habe es lange kommen sehen.“ Doch es gebe einen Trost beim Altwerden: „Irgendwann sagt der Zahnarzt, heut’ tut Ihnen nichts mehr weh. Auch das Altern hat ein Ende!“