Ein 22 Jahre alter Insasse der Justizvollzugsanstalt Bruchsal (Kreis Karlsruhe) ist am Mittwochmorgen tot in seiner Zelle gefunden worden. (Symbolfoto) Foto: dpa

Beim Aufschließen der Zelle findet das Wachpersonal den 22-Jährigen leblos im Bett. Der junge Mann war wegen mehrerer Fälle von Körperverletzung inhaftiert. Nach Angaben der Behörden befand er sich "unter Dauerbehandlung mit Medikamenten."

Bruchsal - Acht Monate nach dem Tod eines Häftlings in Bruchsal ist erneut ein Gefangener allein in seiner Zelle ums Leben gekommen. Der 22-jährige Mann lag am Mittwochmorgen leblos auf dem Bett, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Ein Notarzt habe nichts mehr für ihn tun können.

Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an. Ein vorläufiges Ergebnis wird bereits am Donnerstag erwartet. Der junge Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit war seit November 2012 wegen mehrerer Fälle von Körperverletzung inhaftiert, seit Anfang Januar saß er in Bruchsal ein. Er befand sich nach Angaben der Behörden "unter Dauerbehandlung mit Medikamenten". Es werde zu untersuchen sein, ob dieser Umstand bei dem Todesfall eine Rolle gespielt habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Zum Todeszeitpunkt sei der 22-Jährige allein in einer Zelle gewesen, in Einzelhaft habe er sich nicht befunden, betonte ein Sprecher von Justizminister Rainer Stickelberger (SPD). "Was die Todesursache angeht, warten wir jetzt die unabhängigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab."

Am 9. August des vergangenen Jahres war ein 33-jähriger Mann aus dem afrikanischen Staat Burkina Faso tot in seiner Zelle in Bruchsal gefunden worden. Der Todesfall wurde erst Ende August öffentlich bekannt, nachdem ein anonymer Brief auf ein mögliches Versagen der Beamten im Vollzug aufmerksam gemacht hatte. Eine Untersuchung ergab, dass der Häftling ohne die erforderliche Genehmigung des baden-württembergischen Justizministeriums in Einzelhaft war. Als Todesursache wurde Verhungern festgestellt. Im Oktober wurde dann ein weiterer Todesfall in Bruchsal bekannt, der nach Angaben der Behörden durch einen Herzinfarkt verursacht wurde.

Nach den Vorfällen in Bruchsal und dem Tod eines 17-Jährigen im September 2014 im Jugendgefängnis Adelsheim sah sich Justizminister Stickelberger mit wochenlanger Kritik konfrontiert. Die CDU-Opposition im Landtag forderte den Rücktritt des Ministers mit der Begründung, Stickelberger habe die Aufklärung nicht mit voller Kraft vorangetrieben. Ende November scheiterte ein Entlassungsantrag der CDU an der Stimmenmehrheit der grün-roten Koalition. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion, Hans-Ulrich Rülke, sagte: "Die Häufung von zu Tode gekommenen Häftlingen in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal ist auffällig und gibt vollends Anlass zur Sorge um das Ansehen des Gefängnisses Bruchsal". Rülke forderte Stickelberger auf, diesen erneuten Todesfall restlos aufzuklären und die näheren Umstände öffentlich zu machen.