Samuel Härtl (links) und David Härtl im Hotel A2 Gastwerk in Plochingen, in dem ihre App Hotelbuddy derzeit getestet wird Foto: Jan Reich

Alles, was gedruckt ist, wird digitalisiert. Das geht nicht immer, aber oft gut. Ein Jungunternehmer-Brüderpaar ist der Meinung, dass die klassische Hotelmappe ausgedient hat – und hat darum die App Hotelbuddy entwickelt.

Alles, was gedruckt ist, wird digitalisiert. Das geht nicht immer, aber oft gut. Ein Jungunternehmer-Brüderpaar ist der Meinung, dass die klassische Hotelmappe ausgedient hat – und hat darum die App Hotelbuddy entwickelt.

Stuttgart - Es ist spät, als Samuel Härtl (25) und sein Bruder David Härtl (30) in Barcelona im Hotel ankommen. Und sie sind hungrig. Wo man um 23 Uhr noch etwas Gutes zu essen bekommt? Der Rezeptionist weiß es nicht. Und die Hotelmappe ist sowieso veraltet, bemerkt David Härtl, der selbst Hotelbetriebswirt ist. Also geht es mit Loch im Bauch ins Bett.

In der Not werden oft die besten Ideen geboren. Ob Hotelbuddy, eine App, die Insidertipps vom Personal über das Umfeld eines Hotels liefern soll, eine gute Idee ist, muss sich mit der Markteinführung im Sommer erst noch zeigen. Die Gebrüder Härtl sind sich jedenfalls sicher, dass ihr Produkt die klassische Hotelmappe ablösen wird.

„Vor allem die Tatsache, dass in immer mehr Hotels an Personal gespart wird, spielt uns da in die Hände“, sagt David Härtl. Als Hotelier weiß er, dass das nicht nur für Billighotelketten, sondern auch für Übernachtungstempel im hohen Sterne-Bereich gilt. „Wir sprechen jedes Hotel an, das auf Effizienz getrimmt ist“, so David Härtl.

Fürs Technische ist vor allem Samuel Härtl zuständig. Schon während er Grafikdesign an der Merz-Akademie studierte, machte er sich mit einer kleinen Werbeagentur selbstständig. Heute ist der Hotelbuddy sein Hauptprojekt, mit einem Netzwerk aus Ex-Kommilitonen hat er Spezialisten für alle technischen Spezifitäten parat. Dabei das Schwierigste: Der Hotelbuddy muss vor allem einfach bedienbar sein.

„Das gilt für Hotelbesucher und Hotelpersonal gleichermaßen“, erklärt der 25-Jährige. Programmiert ist der Hotelbuddy wie eine normale Website und soll auf jedem Smartphone, Tablet oder Laptop als Startseite erscheinen, sobald man sich in die Internetverbindung des Hotels eingewählt hat. Außerdem wollen die Härtls den Hotels zusätzlich Monitore und Werbemittel zur Verfügung stellen. Eine Einmalzahlung von 380 Euro und eine monatliche Nutzungsgebühr von 59 Euro sind unabhängig von der Größe des Hotels angedacht.

Doch was kann der Hotelbuddy, was eine normale Website eines Hotels nicht leisten kann? „Ziel ist, dass das Programm vom Personal selbst gepflegt wird“, sagt Samuel Härtl. Dazu dient ein intuitiv bedienbares sogenanntes Content Management System – ein Inhaltsverwaltungssystem –, bei dem die Mitarbeiter des Hotels ihre Freizeit-, Kultur- und Gastro-Tipps selbst abgeben. Eine enge Verbindung mit Google-Diensten stellt dabei sicher, dass Öffnungszeiten und andere Infos aktuell sind, der Weg zum Ziel wird zu Fuß, mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln angezeigt. Alles Dinge, die bei einer Internetseite mit größerem Aufwand verbunden sind.

„Der eigentliche Clou“, fährt Samuel Härtl fort, „ist aber die Tatsache, dass man sich als Hotelmitarbeiter ja auch ein Hotel nach seinem Geschmack raussucht.“ Will heißen: Hotelbuddy-Empfehlungen in einem urbanen Stadthotel sind andere als in einem Luxushotel oder einem Landgasthof. Dadurch bekommt jede Klientel Insidertipps, die auf den individuellen Geschmack zugeschnitten sind. So stellen es sich die Brüder vor. Dass die Geschäftsführung das Personal natürlich dazu anhalten muss, selbst aktiv zu werden, ist David Härtl klar.

Darum geht der Hotelbuddy jetzt in die Proberunde, im Hotel A2 Gastwerk in Plochingen. Praktischerweise ist dort David Härtl der Direktor. „Jetzt müssen wir in der Praxis erproben, wie der Hotelbuddy funktioniert, und dann Kinderkrankheiten so schnell wie möglich ausmerzen“, sagt Samuel Härtl. Da die Hotelkette A2 mit besonders wenig Personal auskommt, seien die Ergebnisse genau auf die Zielgruppe von Hotelbuddy übertragbar.

Doch den Braten haben auch andere gerochen. Es gibt Hotelverwaltungsprogramme, die deutlich mehr leisten als Hotelbuddy – aber auch deutlich teurer sind. Der Dienst der Firma Sweetpads funktioniert so ähnlich wie die App der Härtls, ist aber an Hardware gebunden. Und die zahllosen Webportale für Urlaubsempfehlungen „sind sowieso alle gekauft“, will David Härtl aus Erfahrung wissen und gibt sich optimistisch, dass der Hotelbuddy seine Lücke im Dickicht der digitalen Dienstleister findet.