Der Meister ist tot. Zum Glück hat er erfahrene Schüler, die sein Werk fertigkomponieren. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Tod ist ein in unserer jugendlichen Zeit häufig verdrängtes Thema. Das Junge Ensemble Stuttgart versucht dieses Thema anhand Mozarts „Requiem“ kindgerecht aufzubereiten. Ein Probenbesuch.

Stuttgart - Auf einem schlichten, schwarzen Podest, vor einem weißen Vorhang stehen mehrere gleich gekleidete Musikschüler. Sie sind in Aufruhr. Gerade hatte ihr Meister Wolfgang Amadeus Mozart einen neuen Auftrag für die Komposition eines Requiems erhalten. Doch nun ist Mozart erkrankt, liegt in seiner hinter dem Paravent leicht angedeuteten Wohnung. Es geht ihm von Stunde zu Stunde schlechter. Falls es zum Äußersten kommt, wer soll das Werk vollenden? Sie beginnen zu diskutieren. Sie selbst, die Schüler, vielleicht? Und was würden diese selber noch gerne fertig stellen, bevor sie sterben?

Um solche Fragen kreist die Inszenierung von „Amadeus’ Erben“ unter Leitung des Theaterpädagogen Hanns Michl. Der Theaterspielclub des jungen Ensemble Stuttgart (Jes) kooperiert dabei mit dem Knabenchor Collegium iuvenum Stuttgart und dem Barockorchester L’arpa festante, die Premiere ist an diesem Samstag.

Der Plan: eine musikalisch-szenische Interpretation von Mozarts „Requiem“, dem Werk, dem Mysteriöses anhaftet: Mozart soll Besuch von einem Boten bekommen haben, der ihm ein Requiem in Auftrag gab. Während der Arbeit daran starb Mozart, das Requiem wurde zur Totenmesse. Man spekuliert – auch in dieser Produktion – darüber, ob der Auftragsüberbringer Mozarts Todesbote gewesen sein könnte.

„Die Kostüme sind dabei bewusst simpel gehalten“, sagt Hanns Michl, „alle haben von einer grauen Perücke, über ein weißes Oberteil und Jeans bis hin zu grauen Chucks dasselbe an. Die Figuren sind auf einfache Typen – etwa der Streber, die Schüchterne – reduziert. Chor, Orchester und Schauspieler wechseln sich bei der Vorstellung ständig ab.“ Von Anfang an war Michl wichtig, dass die Kinder zwischen zehn und 13 Jahren auch ihre eigenen Vorstellungen mit einbringen konnten. So stellen sich die Schüler in der Schlüsselszene von Mozarts Tod in einer Reihe auf und berichten von ihren Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. Dasselbe bei der Frage, was man unbedingt vor seinem Tod noch erledigen sollte: Eine Schülerin will nach Thailand fahren, jemand anderes unbedingt noch mit seinem Lieblingsschauspieler auf der Bühne stehen, der Dritte den schwarzen Gürtel in Karate.

Aber finden es Spieler nicht verstörend, sich mit so einem düsteren Thema wie dem Tod zu beschäftigen? Überhaupt nicht, wie sich bei einem Gespräch in einer Probenpause zeigt: „Man muss über den Tod sprechen. Er ist natürlich und gehört nun einmal zum Leben dazu. Dass der Tod so ein Tabuthema ist, liegt oft eher an den Erwachsenen als an uns Kindern. Die Erwachsenen wollen oft nicht mit uns über das Thema sprechen, weil sie denken, wir Kinder würden es nicht verstehen.“

Doch woher kommt überhaupt diese allgegenwärtige Angst vor dem Tod? Die jungen Künstler erklären es sich so: „Es weiß keiner so genau was danach geschieht. Und wenn man gerade selber jemanden verloren hat, ist es oftmals besonders schwer, sich damit auseinanderzusetzen, weil einen das so emotional berührt.“

Genug geredet. Hanns Michl ruft wieder zur Probe. Schließlich führt sich so ein Requiem nicht von alleine auf.

Die einzige Vorstellung für Zuschauer ab neun Jahren ist am 7. März um 16 Uhr in der Kirche St. Fidelis in Stuttgart (Seidenstraße 41). Karten unter 0711 / 6070202 oder tickets@collegium-iuvenum.de