Julius Bissier, „19.III. 56“, 1956 Foto: Galerie Schlichtenmaier

Der Maler und Zeichner Julius Bissier (1893-1965) gehört zu den wichtigsten deutschen Nachkriegskünstlern. Weshalb das so ist? Eine feine Schau in der Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart nennt zahlreiche Bildgründe.

Stuttgart - Die Geschichte des Malers und Zeichners Julius Bissier (1893–1965) ist eine Geschichte der Freundschaften – zu Willi Baumeister zuvorderst, aber auch zu Oskar Schlemmer. Brüder im (Kunst-)Geiste waren sie ja, einig in ihrem Glauben an die Wahrhaftigkeit von Kunst – und einig ebenso darin, dass die vorgefundene Bildsprache nicht genügen kann.

Zu den Anstößen Baumeisters zählt wohl 1930 auch eine Reise des in Freiburg geborenen Bissiers nach Paris. So geht die Neuformulierung der zuvor wiederholt wechselnden und bis in die späten 1920er Jahre hinein durch die Neue Sachlichkeit geprägten künstlerischen Position bei Bissier einher mit einer Vielzahl an Impulsen der Pariser Szene.

Wie Bissier diese verdichtet, eine Bildwelt entwickelt, deren Kraft weniger in der (sehr wohl vorhandenen) Geste oder in einem (ebenso ausgearbeiteten) Chiffren-Vokabular liegt denn in einem eigenwilligen Beharren auf Kunst als Poesie, macht eine Schau in der Stuttgart-Dependance der Galerie Schlichtenmaier beispielhaft deutlich. Genusshaft gar, ist doch die 1938 – also abseits der bestimmenden Kunst-Doktrin Hitler-Deutschlands – beginnende und 1963 schließende Werkauswahl schlicht exquisit. In einem Dreisprung („Heilige Doppelaxt“ von 1938 – „5.6.50“ von 1950 – „21.6. 61“ von 1961) ist hier in aller Kürze wie in aller Klarheit und Präzision Bissiers sich nach 1930 entfaltende bildnerische Klangwelt zu entdecken.

Über die Preisgestaltung sind die Signale des Kunstmarktes eindeutig – Bissier zieht an. Ein Grund mehr, sich diese Schau (Stuttgart, Kleiner Schlossplatz, Mi bis Fr 11 bis 19, Sa 11 bis 14 Uhr) einander im besten Sinn zugewandter Raritäten nicht entgehen zu lassen.