Julian Schieber im Duell mit Nicolai Jörgensen (li.) Foto: dpa

VfB-Profi Julian Schieber über seine Rollen beim Club - als Leihgabe und einzige Spitze.

Stuttgart - Für den VfB Stuttgart bestritt er 31 Bundesligaspiele, die allermeisten als Ersatzspieler. Als Leihgabe für den 1. FC Nürnberg stand er in den ersten vier Punktspielen jeweils 90 Minuten auf dem Platz. "Der Druck ist jetzt größer, aber so wollte ich es ja", sagt Stürmer Julian Schieber (21) vor dem Duell gegen seinen Stammverein.

Julian Schieber, Sie gehören jetzt zwei Vereinen. Ist das nicht eine komische Situation?

Nein, ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf den 1. FC Nürnberg und möchte hier meine Leistung bringen.

Im direkten Duell sollen Sie den Roten wehtun.

Das wird schwer genug. Der VfB hat ja seine Form wieder gefunden und beim 7:0 gegen Gladbach Selbstvertrauen getankt.

Wie wollen Sie den Roten beikommen?

Wir müssen auf unsere Stärken in der Defensive setzen und öfter als zuletzt schnelle Angriffe starten. Ich hoffe auf ein frühes 1:0.

Die Rolle als Stammspieler ist ungewohnt für Sie. Wie gehen Sie damit um?

Beim VfB musste ich mich hinten anstellen, hier habe ich viel mehr Verantwortung. Ich muss mehr Akzente setzen, mehr Tore erzielen, der Druck ist ungleich größer. Aber deshalb bin ich in Nürnberg, so wollte ich es ja.

Beim Club sind Sie die alleinige Sturmspitze. Ihr Sturmkollege Albert Bunjaku fällt rund sechs Monate lang verletzt aus - hängt jetzt alles an Ihnen?

Bunjaku hat vergangene Saison zwölf Tore erzielt, das ist natürlich ein Verlust für uns. Aber es hilft nichts: Wir müssen das kompensieren. Dass ich jetzt immer allein gegen zwei Innenverteidiger den Ball behaupten muss, schult mein Durchsetzungsvermögen. Ich muss insgesamt flexibler spielen. Das ist nur gut für mich, daraus lerne ich.

Nürnberg auch nach der Saison?

Klingt so, als seien Sie rundum glücklich.

Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, ich habe auf Anhieb eine Wohnung gefunden, die Stadt ist schön, und ich bin Stammspieler. Nürnberg ist ein Glücksfall für mich. Jetzt fehlen nur noch die Punkte, um den Klassenverbleib so früh wie möglich zu sichern, dann fühlen wir uns alle wohl.

Könnte es auch sein, dass Sie auch nach dieser Saison in Nürnberg bleiben wollen?

(Lacht) Da gehören immer zwei dazu. Ich habe ja einen Vertrag beim VfB bis 2012. Ich werde nach dieser Saison zurückkehren - und dann sehen wir mal.

Heute treffen Sie viele Freunde. Zu welchen VfB-Kollegen haben Sie am meisten Kontakt?

Mit Christian Träsch bin ich gut befreundet, mit Daniel Didavi auch. Mit ihm bin ich in die Schule gegangen. Ich freue mich, dass er es in die Mannschaft geschafft hat.

Sie haben sieben Mal in der U 21 gespielt...

... und wie es ausschaut, war's das. Mein Jahrgang 1988/89 ist die Generation, die sich nicht für die U-21-EM qualifiziert hat. Jetzt gibt es einen Schnitt. Ich habe keine Chance mehr, eingeladen zu werden.

Kürzlich hieß es, Bundestrainer Joachim Löw habe Sie für die A-Nationalelf im Visier.

Da mache ich mir keine großen Gedanken. Das passt überhaupt nicht zu unserer Situation. Wir brauchen Erfolgserlebnisse für den Club, das allein zählt für mich.