Unter einem Himmel voller Rosen wird das 25-Jahr-Jubiläum gefeiert. Foto: Patricia Sigerist

Auch Fellbachs Erster Bürgermeister Günter Geyer kommt zur offiziellen Eröffnung des 25-Jahr-Jubiläums der Bunten Bühne im Jugendhaus.

Fellbach - Unter einem Himmel voller Rosen – und Porträt-Fotos in goldenen Rahmen von Gustav Adolf Frank, Peter Hauser und Alt-OB Friedrich-Wilhelm Kiel, jenen drei Männern, ohne die es die Bunte Bühne wohl nicht geben würde – ist am Mittwochabend die 25. Auflage des internationalen Jugendtheater-Festivals eröffnet worden.

Die Erinnerung an vergangene Bunte Bühnen hängen in Form von Fotos und Zeitungsberichten an den Wänden

Naomi Zoe Keuler, die Präsidentin des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg, hatte eine dekorative Urkunde zum 25-Jahr-Jubiläum mitgebracht. Die Erinnerung an vergangene Bunte Bühnen hängen in Form von Fotos und Zeitungsberichten an den Wänden des Jugendhauses. Die Zahlen sprechen für sich: Seit ihrem Bestehen hat das Jugendtheater-Festival in Fellbach mehr als 2500 junge Theatermenschen von allen Kontinenten zusammengebracht. Auch in diesem Jahr ist das Fellbacher Festival, das noch bis Samstag dauert, ein Podium und Drehscheibe für einen nachhaltigen kulturellen Austausch auf internationaler Ebene – mit mehr als 120 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Russland, Belgien, dem Iran, Marokko, Frankreich, der Schweiz und Deutschland.

Für die Eröffnung hatten Jugendliche 500 Häppchen zubereitet

Für die Eröffnung hatten Jugendliche 500 Häppchen zubereitet. Die Mitarbeiter vom Best Western Hotel Sekt und Helfer vom Weltladen servierten Kaffeespezialitäten. „Diese Deals sind auf dem Markt der Möglichkeiten entstanden“, sagte Barbara Konrath, Vorsitzende des Fördervereins Theater im Polygon. Peter Hauser, der künstlerische Leiter der Polygonis des Jugendhauses und des Festivals, erinnerte derweil an die Beweggründe für die Bunte Bühne. Sie sei „aus dem Bedürfnis von Begegnungen, die nachhaltig sind“, entstanden, sie schaffe Werte, vor allem den Wert, der Verbindung mit anderen Menschen. „Theater kann zuweilen die Welt verändern, aber dann muss aus dem Zuschauen ein Handeln entstehen, und das passiert durch die Auseinandersetzung mit den Stücken, die Diskussionen und Reflektionen“, sagte Peter Hauser.

Bürgermeister Günter Geyer ist überzeugt, dass die Bunte Bühne Werte geschaffen hat, das zeige die Unterstützung durch die Kommunalpolitik. Gustav Adolf Frank, der mit der Gruppe Theater im Gymnasium, kurz Thag, die Idee des internationalen Festivals ins Leben gerufen hatte, erklärte, es sei die beste Entscheidung gewesen, von Anfang an, das Theater im Polygon ins Boot zu holen. „Deshalb haben wir jedes Jahr die Bunte Bühne.“ Und mit ihr diese besondere Atmosphäre von Festivals: „Hier trifft man keine Fremden, sondern nur Freunde, die man bis jetzt noch nicht getroffen hat“.

Aufführung: Das Gossen-Drama „Tanzen im Wartesaal“

Das Gossen-Drama „Tanzen im Wartesaal“ - Erst erlosch das kalte Neonlicht, dann gingen die Scheinwerfer aus. Die Bühne und das eng umschlungene und dennoch verlorene tanzende Paar verschwanden im Dunkel. Für den Bruchteil einer Sekunde war es totenstill in der Bewegungshalle des Jugendhauses. Dann brach tosender Applaus für das intensive, körperliche Spiel los.

Mit der Neuinszenierung von „Tanzen im Wartesaal“, eines mehr als 20 Jahre alten Gossen-Dramas von Peter Hauser, hat das Theater im Polygon bei der 25. Bunten Bühne ein künstlerisches Ausrufezeichen gesetzt.

Die fiktive Geschichte erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Welten und basiert auf einem realen Erlebnis.

Die fiktive Geschichte erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Welten und basiert auf einem realen Erlebnis. Weil die Einsamkeit der Menschen geblieben ist, bleibt „Tanzen im Wartesaal“ immer aktuell. Das haben die Polygonis mit ihrer mutigen Wiederauflage eines ewigen Themas bewiesen. Mona, behütete Tochter aus gutem Hause, aber ohne Vater aufgewachsen, verpasst die letzte S-Bahn. Sie trifft auf die etwa gleichaltrige, herunter gekommene Fixerin Silv, die mit dem Stricher Soffo, ihrem „Wahlbruder“ auf der Straße lebt. Begleitet werden sie von einem Gitarrenspieler, eine Art poetischer Kommentator des realen Lebens. Anfänglich halten sich die beiden Mädchen an Äußerlichkeiten auf, was angesichts ihrer Unterschiedlichkeit unweigerlich zur Konfrontation führt. Doch dann lassen sie sich ein Stück weit aufeinander ein, spüren die Ängste der anderen und ihre Ähnlichkeit und bewegen sich vorsichtig aufeinander zu. Mona will Silv mitnehmen, sie retten. Aber die Realität schneidet ihnen eine groteske Fratze. Und Mona kritzelt zum Abschied ihre Adresse auf Silvs dürren Arm. Alle wissen: „Es war kurz so, wie es hätte sein können.“

Janina Wissmann spielt die Rolle der hoffnungslosen Silv intensiv und schonungslos. Yeama Bangali gelingt es, Monas großen Schritt aus einer angewiderten Abwehrhaltung hin zum Mitgefühl überzeugend darzustellen. Martin Schäfer als Soffo bringt allein schon mit seinen Auftritten im Laufschritt die gewünschte Unruhe in die karg gehaltene Kulisse aus Bauzäunen im Neonlicht. Jonatan Tropea, der seltsame Gitarrenspieler, der seine lebensweisen Kommentare scheinbar ohne innere Beteiligung einfach so in den Raum wirft, bleibt selbst dann auf Distanz, als Mona für einen Moment, in ihm den nie gekannten Vater sucht