Auf Infoveranstaltungen wie dieser in der Vaihinger Robert-Koch-Realschule Mitte Oktober versuchten die derzeitigen Nachwuchspolitiker ihre Nachfolger zu finden. Foto: Julia Schuster

In Vaihingen und Möhringen können wieder Jugendräte gewählt werden. In Plieningen-Birkach, Sillenbuch und Degerloch fanden sich jedoch nicht genügend Kandidaten.

Filder - Anderthalb Wochen hat es gedauert, bis die Anmeldungen ausgewertet waren. Bis zum Freitag, 30. Oktober, konnten sich Jugendliche melden, die sich im Rahmen des Jugendrates in den kommenden zwei Jahren politisch engagieren wollen. Um es nicht allzu eng zu nehmen, nahmen die städtischen Mitarbeiter auch noch die Briefe an, die etwas später ins Rathaus flatterten. Nun aber steht das Ergebnis der Kandidatensuche endlich fest. In Vaihingen und Möhringen haben sich genügend junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren gefunden, die sich zur Wahl aufstellen lassen wollen. Somit kann dort zwischen dem 18. Januar und dem 5. Februar auch gewählt werden. In Plieningen, Birkach, Sillenbuch und Degerloch mangelte es jedoch am entsprechenden Interesse.

In Vaihingen gibt es wieder einen Jugendrat

Vaihingen
wird also wieder einen Jugendrat haben. 15 im Stadtbezirk wohnenden Jugendliche soll das politische Nachwuchsgremium umfassen. Damit die übrigen Vaihinger Jugendlichen gleich welcher Nationalität auch eine Auswahl bei der Wahl im Januar haben, waren mindestens 17 Kandidaten gefordert. Letztlich meldeten sich 18. Vor zwei Jahren scheiterten die Vaihinger an dieser Hürde – und ließen sich trotzdem nicht vom Engagement abhalten. Sie bildeten eine Projektgruppe, die sich letztlich als genauso umtriebig erwies.

„Die Jugendlichen haben viel auf die Beine gestellt“, sagt Klaus Hausch vom Vaihinger Jugendhaus, der die pädagogische Betreuung übernahm. Zum Beispiel stand auf der Agenda, die Bustaktung zu verbessern. Das hat geklappt. Weitere Wünsche für die Zukunft gibt es bereits. So soll an der Haltestelle der Pestalozzischule ein Unterstand gebaut werden. Im Wohngebiet Lauchhau-Lauchäcker sähen die Jugendlichen gerne eine Fahrradleihstation. „Es ist immer mehr möglich, als man denkt“, sagt Hausch. „Das ist Politik zum Anfassen.“

Auch in Möhringen fanden sich genügend Kandidaten

Auch in Möhringen
wird es nach zwei Jahren ohne Jugendrat wieder eine solche gewählte – und damit demokratisch legitimierte – Runde geben. Für die 13 Sitze wären 15 Kandidaten nötig gewesen, es fanden sich aber sogar 22. Für diesen Erfolg musste ordentlich die Werbetrommel gerührt werden.

„Das hat unter großem Einsatz unser FSJler gemacht“, sagt der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann. Semmi Tümkaya, der in dem Möhringer Rathaus zurzeit sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, klapperte die Schulen ab und sprach die Jugendlichen auch in der Pause auf dem Schulhof an. Das hat sich gelohnt. Die dortige Projektgruppe war in den vergangenen zwei Jahren mit zuletzt drei bis vier Mitgliedern recht klein. Deshalb konnten auch keine großen Themen angegangen werden. „Mit einem großen Gremium kann man mehr erreichen und man kriegt besser heraus, was die Jugend will“, sagt Lohmann.

Erstmals wird in Plieningen-Birkach nicht gewählt

In Plieningen und Birkach
wird es erstmals keinen Jugendrat geben. Seit das neue Beteiligungsformat von der Stadt im Jahr 2008 eingeführt wurde, waren die dortigen Nachwuchspolitiker immer sehr rege gewesen. Nun meldeten sich elf Jugendliche. 13 hätten es aber sein müssen. „Das ist total unverständlich“, sagt die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. „Das ist einer der aktivesten Jugendräte in Stuttgart. Und wir haben noch viele Projekte auf der Pfanne, die die Jugendlichen umsetzen wollen.“ Das werden dann künftig eben die Mitglieder einer Projektgruppe richten müssen. Dass das grundsätzlich funktionieren kann, haben die Vaihinger ja schon vorgemacht.

Dauerbrenner sind das von den Jugendlichen organisierte Fußballturnier kurz vor oder nach Weihnachten, das Grillfest auf dem Grillplatz, der vor einigen Jahren auf Betreiben des Jugendrates gebaut worden war, und der Treff im Keller in der evangelischen Gemeinde Steckfeld. Aktuell setzen sich die Nachwuchspolitiker auch für die Sanierung des Bolzplatzes am Hagebuttenweg ein. Sie organisierten eine entsprechende Umfrage unter ihren Altersgenossen und hoffen, dass die Stadt Geld gibt.

Degerloch und Sillenbuch bleiben erneut ohne Jugendrat

In Sillenbuch
und in Degerloch
werden zum zweiten Mal in Folge keine Jugendräte gewählt werden können. Auch die an ihrer Stelle eingerichteten Projektgruppen traten zuletzt kaum mehr in Erscheinung.

„Viele unserer Jugendlichen sind weggezogen“, sagt etwa Klaus Dieter, der als Leiter des Sillenbucher Jugendhauses die pädagogische Betreuung des dortigen Gremiums übernahm. Die Gruppe hatte sich deshalb quasi aufgelöst, und es gibt demnach auch keine Anknüpfungspunkte für die Nachfolger. „Das muss man neu in Gang setzen.“ Mit sieben Bewerbern hatten sich auch in keinen anderem Filderbezirk weniger Jugendliche gefunden.

Und auch in Degerloch „haben wir nur acht Bewerber. Es hätten aber 13 sein müssen“, sagt Mykola Heinrich, der als stellvertretender Bezirksvorsteher die Verantwortung für die Geschäftsstelle übernommen hatte. Immerhin hatte es die Vorgänger-Projektgruppe im Gegensatz zum Sillenbucher Pendant bis zum Schluss gegeben, „aber nicht mehr in dem Umfang wie zu Beginn“.