Anastasia Fragkouli, Chris Köder, Michelle Stuttmeister und Kevin Deutsch (v.l.) haben die Stammheimer Hall of Fame eingeweiht. Foto: Martin Braun

Am Samstag hat die Jugendrat-Projektgruppe zur Dose gegriffen und gesprüht – ganz legal, versteht sich. In ihrer Hall of Fame können Interessierte nun ihre Werke anschauen.

Stammheim - Wonder Walls haben sie die Unterführung, die Stammheim und Zuffenhausen unter der Bundesstraße 10 hindurch verbindet, genannt. Sie, das sind die Jugendlichen der Stammheimer Jugendrat-Projektgruppe, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten um eine Fläche bemüht haben, auf der legal Graffitis gesprüht werden können. Am vergangenen Samstag wurde die Stammheimer Hall of Fame – zu Deutsch: Ruhmeshalle – eingeweiht.

Zitat aus Alice im Wunderland ziert die Wand

„Wir haben uns kurz vor 14 Uhr getroffen und erst mal besprochen, was wir machen wollen“, erklärt Chris Köder von der Projektgruppe. Eine Idee kam von Michelle Stottmeister. Sie hatte in der Schule während der Pause ein Zitat aus „Alice im Wunderland“ gezeichnet, erst mit Bleistift, dann in Farbe ausgemalt. Ihr Mitschüler Kevin Deutsch hat den Entwurf Chris Sluiter von der Mobilen Jugendarbeit Stammheim gezeigt. Und seit Samstag schmückt das Zitat nun die Unterführung zwischen der Zuffenhäuser Edisonstraße und der Stammheimer Straße In den Hochwiesen.

Mehr legale Flächen führen zu weniger illegalen Graffitis

Unterstützung beim Sprayen bekamen die Jugendlichen von Patrick Klein. Er ist professioneller Graffiti-Künstler und hat schon einige Projekte mit dem Jugendhaus Stammheim realisiert – etwa die Gestaltung des Trafohäuschens am Puppenweg. „Da haben wir einen klassischen Workshop gemacht, mit Grundlagen der Typografie, aber auch mit den gesetzlichen Grundlagen“, erzählt Klein. Bei seiner Arbeit gehe es ihm auch darum, zu verhindern, dass Jugendliche, die sprühen wollen, mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Deswegen setze er sich dafür ein, dass im ganzen Stadtgebiet legale Flächen zum Sprayen geschaffen werden. „Es wird immer illegal gesprüht werden, aber man kann es reduzieren“, glaubt Klein, der auch einen Laden für Graffitibedarf betreibt. „Wir haben überwiegend eine Taschengeld-Kundschaft“, sagt er. Und weil deren Budget begrenzt sei, nehme die Zahl illegaler Graffitis ab, je mehr legale Flächen es gebe.

Für die Graffitis unter der B 10 haben die Jugendlichen teilweise schon im Jugendtreff geübt, erzählt Chris Sluiter von der Mobilen Jugendarbeit Stammheim: „Ich habe gestaunt darüber, wie schnell sie begriffen haben, wie es funktioniert.“ Abgesehen von ein paar Tipps und Tricks hätten die Kids den Großteil ihrer Kunstwerke selbst gemacht. Auch die Voraussetzungen dafür, dass die Hall of Fame eröffnet werden konnte, hätten sie weitgehend selbst geschaffen: „Wir unterstützen die Jugendlichen, wenn sie uns brauchen.“

Die Halle of Fame ist auch Thema in der Politik

Unterstützung kam auch von der Kommunalpolitik: Die Stadträtinnen Judith Vowinkel (SPD) und Silvia Fischer (Grüne) hatten beim Kindergipfel im vergangenen Jahr die Patenschaften für eine legale Fläche für Graffitis in Stammheim übernommen, erzählt Susanne Laufenberg. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin koordiniert die Jugendrat-Projektgruppe. Unabhängig vom Kindergipfel sei dort der Wunsch nach einer Hall of Fame aufgekommen. „Und nachdem die Jugendlichen das selbst hinbekommen haben, haben die beiden Patinnen eben Geld gespendet“, berichtet Susanne Laufenberg.

Neben Gunter Schmidt von der kommunalen Kriminalprävention haben deshalb am Samstag natürlich auch die beiden Stadträtinnen bei den Wonder Walls vorbeigeschaut – und sich die Kunstwerke hoffentlich gut eingeprägt. Denn in den Halls of Fame werden die Graffitis immer wieder übermalt, erklärt Patrick Klein das Prinzip der Freiluftgalerien: „Für die Ewigkeit bleiben am Ende nur der Fotobeweis und die Erinnerung.“