Wie diesen Untertürkheimer Spielplatz wünschen sich viele Bezirke ihre Spielflächen. Bis jetzt fehlt es an Geld. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Kinderbeauftragte Maria Haller-Kindler hat den Stadträten einen Bericht zur Lage der Jugendhilfe in Stuttgart vorgelegt. Nun werden Prioritäten gesetzt.

Stuttgart - Substanziell, hilfreich und teils überraschend, so beurteilten die Stadträte im Jugendhilfeausschuss am Montagnachmittag den Statusbericht zur Kinderfreundlichkeit in Stuttgart. Den legte nicht Fritz Kuhn selbst vor, der für die Mitteilungsvorlage verantwortlich gezeichnet hatte, sondern Maria Haller-Kindler.

Die Kinderbeauftragte unterstrich die Bedeutung des Berichts: „Wir werden in zehn Jahren in Stuttgart rund 10 000 Kinder und Jugendliche mehr haben als heute. Es ist also absolut notwendig, dass wir uns um dieses Thema kümmern.“

Kinderbeauftragte setzt auf mehr Personal

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hatte bereits vor einem Jahr die Konzeption „Kinderfreundliches Stuttgart 2015 bis 2020“ vorgelegt. Auf mehr als 50 Seiten berichten Kuhn und Haller-Kindler nun über den Stand der Dinge und ordnen die Wirkung zahlreicher Einzelaktionen und die Wichtigkeit verschiedener Handlungsfelder ein. Auf etlichen Feldern hat die Stadt in Zusammenarbeit mit Ämtern und freien Trägern Verbesserungen erreicht; diese sind im Bericht mit einer grünen Ampel gekennzeichnet. Wo man nicht wesentlich vorankam, steht die Ampel auf Gelb, bei unerledigten Problemen auf Rot.

„Der Bericht zeigt absichtlich Defizite auf, damit wir uns weiterentwickeln können“, so Haller-Kindler. Es sei ihr Ziel, der weiteren Arbeit am Thema Struktur zu geben und verbindliche Prozesse und Standards zu verankern. Insbesondere „nachhaltig und verbindlich“ müssten die Maßnahmen sein, die die Stadt ergreife. Die Ämter könnten aber nur „mit entsprechenden Sachmitteln und Personal das Thema gut behandeln“. Sie kündigte an: „Ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten für Stellen klappern.“

Fraktionen beraten intern über Prioritäten

Dies veranlasste CDU-Stadträtin Iris Ripsam zu der Frage: „Muss der Gemeinderat überhaupt Anträge für weiteres Personal stellen? Der OB hat die Vorlage und damit den Personalbedarf ja eigentlich schon mitgezeichnet. Ich bin gespannt, was da in den Haushaltsberatungen vonseiten der Verwaltung auftauchen wird.“ Die eher rhetorische Frage stellt sich Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) nicht: „Wir werden uns insbesondere mit der Sauberkeit und Sicherheit in den Bezirken und auf Spielplätzen befassen müssen“, und kündigte Anträge der Grünen für die Haushaltsdebatten an.

Die Schulsozialarbeit, die im Statusbericht lediglich mit einer gelben Ampel bewertet wurde, erstaunte die Grünen-Stadträtin allerdings: „Da haben wir ja wirklich viel reingesteckt in den letzten Jahren.“ Judith Vowinkel (SPD) sieht die Sache pragmatisch: „Wenn überall lächelnde Smilies gestanden hätten, würden wir glauben, dass alles in Ordnung ist. Wir brauchen mehr als Goodwill, wir brauchen Vorlagen.“ Beispielhaft nannte sie die Spielflächenpflege; nur 700 000 Euro stünden dafür jährlich bereit, der Bedarf der nächsten zwei Jahre liege allerdings bei 5,9 Millionen Euro. „Wir haben ein großes Manko“, so ihr Fazit. Was die Verkehrssicherheit an Schulen angeht, die laut Statusbericht nicht gegeben ist, hat die SPD bereits reagiert und schriftlich mitgeteilt, sie setze sich für Tempo 30 vor allen Stuttgarter Kitas und Schulen ein. Laura Halding-Hoppenheit von der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus versicherte: „Unsere Unterstützung haben Sie.“

Grüne und CDU loben Fortschritte

Bernd Klingler (AfD) sprang für Kinder aus dem europäischen Ausland in die Bresche und wünscht sich schulische Verbesserungen in den Vorbereitungsklassen, Rose von Stein (Freie Wähler) sieht die Inklusion „stiefmütterlich behandelt". „Das ist Entwicklungsgebiet“, räumte Maria Haller Kindler ein. Gabriele Nuber-Schöllhammer und Iris Ripsam zogen den Schluss, die Stadt sei beim Thema Kinderfreundlichkeit „schon ganz schön weit“, vor allem „im Vergleich zu anderen Ländern“, so die Grünen-Stadträtin.