Dieser Autofahrer handelt derzeit noch gegen das Gesetz, wenn er zur Jugendfarm Birkach fährt. Foto: Archiv Judith A. Sägesser

Seit Jahrzehnten benutzen Lieferanten und Mitarbeiter einen Weg zur Jugendfarm, der Teil des Radel-Thons ist. Für Autos ist der Weg ein verbotener, doch es fehlt bisher an einer Alternative. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.

Birkach - Peter Falkenstein von der Jugendfarm fällt vor Freude in den Jugendjargon zurück. „Wow, sensationell“ seien die Neuigkeiten zum leidigen Dauerthema Zufahrt. In der 37. Kalenderwoche, also im kommenden September, soll es laut Stadtverwaltung losgehen mit den Arbeiten zu einem verbreiterten Weg. Innerhalb von acht Wochen soll die bisher zweieinhalb Meter breite Strecke dann ausgebaut werden, damit Lastwagen und Radfahrer künftig nebeneinander her fahren können.

2013 begann die Unsicherheit für alle, die etwas zur Jugendfarm transportierten oder von der Einrichtung in Richtung Aulendorfer Straße wegfuhren. Mitarbeiter der Stadt hatten bei einem Vororttermin an der Aulendorfer Straße erkannt, dass die Zufahrt zur Jugendfarm gar keine ist. Tatsächlich gehört die Strecke zum Stuttgarter Radel-Thon. Sie ist folglich für Autos oder Lastwagen tabu, um die Sicherheit der Radfahrer zu gewährleisten. Für die Jugendfarm ergab sich ein kaum zu lösendes Problem. Denn zur vermeintlichen Zufahrt gibt es keinen alternativen Transportweg für Lieferanten oder Tierärzte.

Aufforstung erforderlich

Die Lösung schien auf der Hand zu liegen. Der Weg müsste so verbreitet werden, dass motorisierte und nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer ihn parallel verwenden können, hieß es bei der Stadt. Doch die Umsetzung blieb aus. Die Verwaltung verwies darauf, dass die Strecke zur Jugendfarm in einem Naturschutzgebiet liege. Das Stück Natur, das der Verbreiterung des Wegs zum Opfer falle, müsse an anderer Stelle aufgeforstet werden. Dies schien sich schwierig zu gestalten, denn über Jahre passierte nichts an der illegalen Zufahrt. Immerhin sicherte die Stadt den Mitarbeitern und Lieferanten der Jugendfarm zu, dass sie keine Knöllchen zu befürchten hätten, wenn sie tun, was sie seit Jahrzehnten tun. Die Stadt werde ein Auge zudrücken und auf Kontrollen verzichten, hieß es.

Zu Beginn des Jahres verkündete die Stadt dann, dass das Tiefbauamt noch im ersten Quartal grünes Licht bekommen habe, die Planungen für den verbreiterten Weg abzuschließen. Es hieß, dass sich die aus Naturschutzgründen notwendige Aufforstung schnell realisieren lasse und nicht der Knackpunkt bei dem Projekt gewesen sei. Bei einer Bezirksbeiratssitzung gab Renate Kübler eine andere Erklärung dafür, dass die Stadt die Jugendfarm über Jahre eine illegale Zufahrt nutzen ließ. Sie sprach von hoher Arbeitsbelastung und mangelndem Personal und verwies unter anderem auf Stuttgart 21 und auf die Flüchtlingskrise seit dem vergangenen Sommer. Bei den vielen Großprojekten sei die Zufahrt der Jugendfarm in Birkach weit hinten auf der Prioritätenliste gelandet, erklärte Kübler.

Die Birkacher Bezirksvorsteherin Andrea Lindel ist erleichtert, dass der Jugendfarm künftig keine Unsicherheit mehr zugemutet wird: „Da wurde der Jugendfarm einiges aufgebürdet. Ich bin froh, dass der Verein das so lange mitgemacht hat, jetzt gibt es endlich ein Happy End.“