Jugendgewalt ist auch in Zuffenhausen ein Thema. Foto: Philip Weingand

Schüler und Schülerinnen berichten über ihre Erfahrungen mit den Themen Sucht und Gewalt und betonen, wie wichtig die Präventionswoche ist.

Zuffenhausen/Rot - Vor kurzem hat in Zuffenhausen und Rot die Präventionswoche „Body and Soul“ stattgefunden. Bei gut 40 Veranstaltungen sind Jugendliche dabei über die Gefahren von Sucht und Gewalt aufgeklärt worden. „Wir haben viel Neues erfahren“, sagt Evelyn. Zusammen mit der Klasse 7B der Park-Realschule hat die 13-Jährige die Drogenberatungsstelle „Release U 21“ in Stuttgart besucht.

Viele Mitschüler, das berichtet Evelyn, würden Spaß mit einem ernsten Thema machen. Sie schauen sich beispielsweise Bilder von Betrunkenen im Internet, etwa auf Facebook an und lachen darüber. Auch der Griff zur Zigarette ist für einige junge Leute anscheinend selbstverständlich. „Ich kenne viele in meinem Alter, die rauchen“, erzählt Sarah, ebenfalls 13 Jahre alt und ebenfalls aus der Klasse 7B. Zwar würde sie versuchen, ihre Mitschüler davon abzuhalten, bringen würde das normalerweise aber nichts.

Gespräch mit Ex-Süchtiger bringt wichtige Einsichten

Wie es ist, wenn man nicht nur regelmäßig zur Flasche, sondern auch zu harten Drogen greift, haben Sarah und Evelyn zusammen mit ihren Mitschülern aus der 7B von der ehemaligen Süchtigen Anna im persönlichen Gespräch erfahren. Die junge Frau, deren Geschichte auch in dem Film „Annas Weg ins Leben“ erzählt wird, trank mit neun Jahren ihren ersten Schnaps, danach kamen Ecstasy und noch härtere Drogen. Schließlich hat Anna es aber geschafft, ihre Sucht zu besiegen. Dieses Schicksal hat die beiden Mädchen aus der Park-Realschule sehr beeindruckt. Sie haben ganz konkret vor Augen geführt bekommen, welche Auswirkungen Drogen haben. Die beiden 13-Jährigen sind daher froh, dass „Body und Soul“ ihnen diese Gelegenheit gegeben hat.

Schon öfters bei der Präventionswoche dabei gewesen sind Yousef und Yunus. Beide sind 15 Jahre alt und besuchen die Klasse 10A der Hohensteinschule. Vergangenes Jahr hatten sie in einem Theaterstück mitgespielt, bei dem es um das Thema Gewalt in der Beziehung gegangen war und das im Rahmen von „Body and Soul“ in der Zuffenhäuser Zehntscheuer aufgeführt worden war. Auch sie hatten schon die Gelegenheit, sich mit einem ehemaligen Heroinsüchtigen zu unterhalten. Mit den Themen Drogen und Gewalt, so erzählen sie, würden sie oft konfrontiert. So gebe es in ihrer Klasse einige Raucher und Mitschüler, die Alkohol trinken. An verschiedenen Schulen, so behauptet Yousef, würde auch Gras, also Marihuana, geraucht und sogar damit gehandelt. Die Verkäufer seien 13 bis 15 Jahre alt, sie bekämen die Ware von einem älteren Verteiler, der wiederum von Großhändlern versorgt werde. Wegen Drogen geraten sich seinen Worten nach Jugendliche auch hin und wieder in die Haare, manchmal seien die Streitobjekte aber auch Waffen wie Messer und Softairpistolen.

Auch Internet-Kriminalität ist ein Thema

Zudem würden bei Schülern Filme kursieren, in denen gezeigt wird, wie Leute gehauen oder geohrfeigt werden (so genannte Slap-Videos). Er selbst, das erzählt Yousef, habe einmal einem Achtjährigen geholfen, der von drei Zwölfjährigen verhauen worden sei. „Ich finde es lächerlich, Probleme mit Gewalt zu lösen“, sagt Sarah. Auch in ihrer Klasse gebe es eine Mitschülerin, die andere schlage. Der Schulsozialarbeiter der Park-Realschule habe mit der Täterin geredet, nun hoffe man auf Besserung.

Das Thema Internet-Kriminalität beschäftigt die Heranwachsenden ebenfalls. „Ich bin selbst schon reingefallen“, sagt Yusun. Er habe im Netz eine Kamera gekauft und auch bezahlt, sie aber nie bekommen. Und eine Flasche teuren Parfums, die er bestellt hatte, entpuppte sich als eine Flasche mit Leitungswasser. Von der Polizei im Allgemeinen, das betonen Yousef und Yusun, erwarten sie in solchen Fällen wenig. Hohe Stücke hingegen halten sie von Werner Mast, dem Präventionsbeamten des Zuffenhäuser Polizeireviers. „Wir vertrauen ihm, er hört uns zu und hilft uns sogar bei Bewerbungen“, erzählt Yousef. „Die Präventionswoche bringt echt etwas“, sagt der 15-Jährige. Er denkt dabei nicht zuletzt auch an jüngere Jahrgänge: „Die Generation nach uns ist noch schlimmer. Die fangen schon mit zehn Jahren das Rauchen an.“