Foto: Chris Lederer

Vier Sozialarbeiter haben im Bezirksbeirat Stammheim über den aktuellen Stand der Jugend-, Schul- und Straßensozialarbeit gesprochen. Ihr Einsatzbereich ist vielfältig und reicht von kleinen Streitigkeiten bis zu Missbrauch.

Stammheim - „Cool!“, so kommentierte SPD-Bezirksbeirat Peter Dietz-Vowinkel kurz und knackig die mehr als einstündige Präsentation der vier Sozialarbeiter kürzlich im Bezirksbeirat. Nicht nur Dietz-Vowinkel war beeindruckt – auch die anderen Kommunalpolitiker zeigten sich durch die Bank zufrieden mit der Arbeit der vier Sozialpädagogen.

Den Vortrag eröffnete Michael Klamm, der seit 1990 das Kinder- und Jugendhaus leitet. Zielgruppe seien die Sechs- bis 27-Jährigen. „Der offene Bereich mit freien Angeboten ist unser Herzstück“, erklärte Klamm. „So kommen die Kids ins Haus, und so können wir sie und sie uns kennenlernen. So entsteht unsere Stammbesucherschaft.“ Dazu kommen zahlreiche andere Arbeitsbereiche wie der internationale Jugendaustausch, diverse Veranstaltungen wie Konzerte oder ähnliches und die Zusammenarbeit mit dem Förderverein. Auch das Spielmobil Mobifant sei mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin beim Jugendhaus angesiedelt. Weitere wichtige Schwerpunkte seien außerdem die Schulsozialarbeit und die Mobile Jugendarbeit. Schulsozialarbeiter sind Matthias Gaccione und Andreas Fischer, die sich zudem eine halbe Stelle bei der Mobilen Jugendarbeit teilen.

Fischer ist seit 2002 der Schulsozialarbeiter an der Schule am Fliegenweg: „Ich bin für die Schüler da“, bringt er seine Aufgabe auf den Punkt. Der Löwenanteil ihrer Zeit verbringen die Schulsozialarbeiter mit Einzelfallhilfen: Sie beraten und vermitteln, wenn die Schüler Probleme haben; beispielsweise mit Freunden, Eltern und Lehrern oder generell in der Schule. Manchmal müssten auch Lehrer und Eltern beraten werden: „In unserem Focus steht aber immer das Kindeswohl“, macht Fischer klar. Neben der Beratung ist auch die Prävention ein wichtiger Aspekt. Durch Aktionen und bei Ausflügen werden soziale Kompetenzen vermittelt. Bei Projekten geht es unter anderem um die Themen Medien, Gewalt, Sucht, Sexualität. Wichtig sei überdies die Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus, der Jugendfarm und Vereinen oder der Jugendhilfe. Auch Matthias Gaccione ist seit einem halben Jahr als Schulsozialarbeiter in Stammheim, seit zwei Jahren an der Park-Realschule in Zuffenhausen tätig: „Die Jugendlichen kommen zu uns mit akuten Problemen, die reichen von kleinen Streitigkeiten unter Schülern bis hin zu Missbrauchsfällen“, sagt der 28-Jährige. Geholfen werde aber auch bei der beruflichen Orientierung oder dabei, wie man sich gegen Cybermobbing wehrt, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Seit 2013 gibt es in Stammheim auch die Mobile Jugendarbeit

Seit 2013 gibt es in Stammheim auch die Mobile Jugendarbeit, zunächst als halbe Stelle, die Chris Sluiter inne hat, und seit vergangenem Oktober mit zusätzlichen 50 Prozent, die durch Gaccione und Fischer besetzt werden. „Wir unterliegen alle der Schweigepflicht und es gilt die Anwaltschaftlichkeit, das heißt, wir vertreten die Interessen der Jugendlichen, die zu uns kommen“, sagte Sluiter. Die Mobile Jugendarbeit fuße auf vier Säulen. Der aufsuchenden Arbeit, der Clubarbeit, der Einzelfallhilfe und der Gemeinwesenarbeit.

„Wir sind regelmäßig draußen auf der Straße, wo die Jugendlichen sich treffen“, sagt Chris Sluiter. „Wir sind aber keine Hilfssheriffs, sondern machen Small Talk und knüpfen Kontakte.“ Wichtig sei es, das Vertrauen der Jugendlichen zu

gewinnen. Bei den Einzelfallhilfen verhält es sich ähnlich wie bei der Schulsozialarbeit, nur seien gegebenenfalls andere Schwerpunkte zu setzen: etwa bei Problemen mit der Justiz, wegen Wohnen, Geld, Beruf oder Ausbildung. Drittens, die Clubarbeit mit Jugendgruppen und zu guter Letzt die Gemeinwesenarbeit, deren Ziel die Vernetzung im Bezirk ist.

„Die Jugendlichen, mit denen wir es zu tun haben, bewegt selten nur ein Thema, meistens sind es viele Bereiche, wo es nicht rund läuft“, sagt Sluiter. Vertrauensarbeit stehe an oberster Stelle. „Es ist oft lange harte Arbeit, um mit den Jugendlichen in Beziehung zu treten, es dauert, bis sich jemand einem anvertraut.“ Seit einiger Zeit gibt es auch eine Bewerbungswerkstatt im Jugendtreff an der Asperger Straße. „Das Angebot wird gut angenommen, wir vergeben Termine, an die sich die Jugendlichen halten müssen.“ Ziel sei es, ihnen so zu helfen, dass sie sich selbst finanzieren.

Ein weiterer Bereich seien Ausflüge und andere Freizeitmaßnahmen. „Wichtig ist uns auch, dass die Jugendlichen sich engagieren, zum Beispiel, indem sie den Thekendienst übernehmen oder beim Neujahrsempfang servieren.“ Dafür gebe es dann beispielsweise einen Ausflug als Dankeschön. „Jugendliche sind sehr hilfsbereit, ich finde es ist wichtig, dass man diese Ressource sieht und es anerkennt“, sagte Sluiter. Auf Nachfrage der Bezirksbeiräte machte der Streetworker deutlich, dass die Aufsuchende Arbeit auf keinen Fall vernachlässigt werde. „Die Situation momentan ist ruhig, aber im Sommer kommt’s wieder – versprochen!“ Eines machte er aber auch deutlich: „Wir sind kein Mac-Drive, wir sind Sozialarbeiter und das braucht Zeit, denn eine Beziehung zu den Jugendlichen zu haben, ist Basis für jede gelungene Jugendarbeit.“