Jürgen Kaiser legt sein fünftes Schwabenbuch vor. Foto: Susanne Müller-Baji

Der Feuerbacher Autor Jürgen Kaiser erzählt in seinem neuen Buch von Schwaben, die in die Welt hinausgezogen sind.

Feuerbach - Daheim bleiben ist auch keine Lösung. Jedenfalls für die Schwaben, für die Autor Jürgen Kaiser nun eine Lanze bricht – sie haben draußen in der Welt Großes bewegt. Entstanden ist daraus ein Buch voller Erfindergeist und Aufbruchstimmung. Doch der Leser sei gewarnt: Nicht in jedem Fall ging der schwäbische Tatendrang gut aus.

Schwaben gelten gerne mal als „verhockt“, also als bis ins Starrsinnige heimatverbunden. Das hat was für sich, meint Jürgen Kaiser – Feuerbacher Autor und Leiter des Evangelischen Medienhauses in Stuttgart – und sei für Tüftler ja auch gar nicht so verkehrt: Schließlich braucht man Geduld, Durchhaltevermögen und Sturheit, um eine Idee zu verwirklichen. Dass es sich spätestens dann aber empfiehlt, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und in die Welt hinaus zu gehen, das zeigen die 17 Episoden von „Daheim verkannt – in der Welt bekannt: Wie knitze Schwaben die Welt veränderten“.

Beim Lesen kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, lernt etwa Hermann Frasch kennen, den „Schwefelkönig von Lousiana“: Mit 16 in die USA ausgewandert, machte er eine Apothekerlehre und begann im eigenen Labor zu tüfteln. Erst stellte er reineres Petroleum als alle anderen her, dann Paraffin, das die Basis für Kerzen, Wachspapier und die heutigen Tetrapaks bildet. Die „Frack’sche Schwefelpumpe“ machte ihn vollends zu einem der reichsten Männer seiner Zeit – und legte den Grundstein für das umstrittene Fracking-Verfahren. Sein letzter Wunsch blieb unerfüllt: Er hatte sich nach dem Vorbild der Grabkapelle von Wilhelm I. und seiner Gemahlin Katharina in Gaildorf ein Mausoleum errichten lassen. Doch seine Tochter ließ seine sterblichen Überreste exhumieren und bei New York bestatten.

Weltgeschichte wurde buchstäblich von Männern geschrieben

Kaiser lässt den Leser auch hinter die Kulissen blicken: Er beschreibt den ungewöhnlichen Verlauf, den Recherchen nehmen können. Er erklärt, warum Weltgeschichte lange buchstäblich von Männern geschrieben wurde: Lesen und Schreiben konnten fast nur die besser gestellten Frauen, „und die gingen in der Regel nicht in die Welt hinaus und erlebten Abenteuer“. Falls sie, wie die im Buch erwähnte Molly Pitcher, doch einmal in den Fokus der Weltgeschichte gerieten, nutze ihnen das nicht viel: Maria Ludwig, so hieß sie in Wirklichkeit, wurde von George Washington zum Sergeant ernannt und in einem Gedicht besungen. Profitiert hat sie davon nicht und endete wieder als Zimmermädchen.

Es ist Jürgen Kaisers fünftes Schwabenbuch. Er selbst sieht seine Faszination für „die schwäbischen Mödele“ in seiner Kindheit begründet: Durch den urschwäbischen Vater und die aus dem Norden zugezogene Mutter habe er immer schon „diesen Blick von außen“ gehabt. An sich hatte er angekündigt, dass er erst im Ruhestand wieder ein Buch schreiben würde. Das Thema hatte er aber bereits für einen Vortrag bearbeitet und so kam eines zum anderen.

Das Buch sorgt auch für ein Wiedersehen mit dem Feuerbacher Ernst Elsenhans, „der von den Preußen meist gesuchte und auch meist gehasste badische Revolutionär der deutschen Revolution 1848“, wie Kaiser schreibt. Im Ländle, das erkannte Elsenhans bald, würde seinen Ideen kein Erfolg beschieden sein, also schloss er sich dem badischen Aufstand an. Die Revolution wurde auf der Festung Rastatt niedergeschlagen und Elsenhans hingerichtet. Manch großer Schwabe muss offenbar erst sterben, um unsterblich zu werden.

Info

Daheim verkannt – in der Welt bekannt

Jürgen Kaiser

Edition Gemeindeblatt

ISBN 978-3-945369-28-9