Die Stammheimer Jubilarin Waltraud Lücke mit ihrem Sohn Hans-Ulrich, bei der Familienfeier am Samstag. Foto: Margret Rilling

Waltraut Lücke aus Stammheim hat vergangene Woche ihren 100. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Gratulanten schauten vorbei.

Stammheim - „No sports“ soll der britische Premierminister Winston Churchill auf die Frage geantwortet haben, wie man ein hohes Alter erreichen kann. Mit Sicherheit kein Geheimrezept: „Ich habe immer sehr gern Sport betrieben, besonders Schwimmen“, sagt Waltraut Lücke, geborene Keller, die vergangene Woche gleich zweimal ihren 100. Geburtstag gefeiert hat – am Dienstag offiziell und im Beisein der Bezirksvorsteherin und am Samstag in Stammheim im Kreise ihrer Familie.

Ihrer Familie imponiert unter anderem ihre „Geradlinigkeit“, ihre Energie, die positive Lebenseinstellung und nicht zuletzt auch ihr Durchsetzungsvermögen, wie Sohn Hans-Ulrich Lücke betont. „Wer 100 Jahre ist, hat sich zweifellos ja auch durchgesetzt im Leben“, sagt Waltraut Lücke lachend dazu. Der Familie gefällt auch der Humor der Jubilarin. Bestens gelaunt begrüßte Waltraut Lücke ihre Gäste und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Gefeiert wurde im Restaurant „Auszeit unter Kastanien“ dem Vereinslokal des TV Stammheim an der Solitudeallee.

Die Jubilarin ist 1917 in Beeghof-Ellrichshausen bei Crailsheim geboren und ist zusammen mit einem Bruder im damals noch zum Oberamt Ludwigsburg gehörenden Stammheim aufgewachsen. Ihr Vater Richard Keller war zunächst Lehrer an der Volksschule, später dann als Rektor tätig. Ihre Mutter Elisa Keller war Konzert- und Oratoriensängerin. Waltraut Lücke entschied sich für den Lehrerberuf: „Ich war zunächst Hauswirtschaftslehrerin, im Krieg fehlten ja dann aber Lehrer, deshalb unterrichtete ich auch andere Fächer.“ 1942 schloss sie mit dem aus Norddeutschland stammenden, sechs Jahre älteren Diplom-Ingenieur Hans-Heinrich Lücke in der evangelischen Kirche von Stammheim den Bund fürs Leben.

Fast wäre der Traum in Weiß geplatzt

Fast wäre der Traum von einer Hochzeit ganz in Weiß geplatzt: „Es war in den Kriegszeiten schwer, ein Hochzeitskleid zu bekommen“, berichtet die Jubilarin. Doch sie habe Glück gehabt: „Ich konnte dann doch noch ein Kleid ausleihen, das auch sehr gut gepasst hat.“ Zwei Kinder kamen zur Welt: 1944 Tochter Jutta, 1949 folgte Sohn Hans-Ulrich. Gern hat Waltraut Lücke im Garten in Stammheim gearbeitet. „Doch ich hatte nicht viel Platz für den Gemüseanbau, mein Sohn hat so gern im Garten gebuddelt“, das hat er auch dem Besuch des Kindergartens immer vorgezogen“, erzählt sie lachend. Heute gehören zur Familie auch die beiden Enkeltöchter Kerstin und Melanie und die Enkelsöhne Volker und Matthias. Ein schwerer Schicksalsschlag war für Waltraut Lücke der Tod ihrer Tochter Jutta, die 1999 im Alter von erst 55 Jahren verstarb.

Zum 100. Geburtstag gratulierten neben dem Vorsitzenden des Bürgervereins Martin Hechinger auch Pfarrerin Simone Sander, und die Stammheimer Bezirksvorsteherin Susanne Korge persönlich und überbrachte die Glückwünsche von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Else-Heydlauf-Stiftung in Zuffenhausen, in der die Jubilarin seit Kurzem lebt. „Doch am liebsten würde ich wieder in Stammheim wohnen“, sagt die Jubilarin.