Mit Video - Die Concordia thront wieder über dem Schlossplatz. Nach einer fast einjährigen Restaurierungs-Kur ist die Figur am Mittwoch mit einem Autokran auf die Jubiläumssäule gesetzt worden. Das Gerüst wird bis zum 10. Mai abgebaut.

Stuttgart - Einmal tief durchatmen. Peter Wenk steht auf der 30 Meter hohen Plattform um die Jubiläumssäule. Gleich kehrt die Bronzefigur Concordia an ihren alt bekannten Platz zurückt. „Ganz ehrlich“, sagt Wenk, Leiter des Amtes für Vermögen und Bau in Stuttgart. „Wir sind froh, dass die Restaurierung endlich abgeschlossen ist. Nicht nur darüber, dass die Arbeiten unfallfrei verliefen.“ Auch den Druck der Öffentlichkeit habe Wenk deutlich gespürt. „Ich habe alle Zeitungen dabei, in denen über die Restaurierung geschrieben wurde.“ Die Sanierungsarbeiten haben sich mehrmals verzögert, die Kosten verdoppelt. Er freue sich darüber, dass in seinem Amt nun wieder „ein bisschen Ruhe“ einkehre.

Wie kam es überhaupt zu den umfangreichen Arbeiten an der Bronzefigur? 2013 stand eine Routinereinigung der fünf Meter großen Concordia an. Dabei entdeckten Experten, dass die Tragkonstruktion der Bronze-Göttin marode war und ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Besucher darstellte. Eisenteile des 150 Jahre alten Konstrukts waren verrostet, Sandsteine, in denen die Figur verankert war, gerissen. Ein heftiger Windsturm hätte die drei Tonnen schwere Figur von der Säule fegen können. „Wir mussten die Concordia sofort sichern, um garantieren zu können, dass die Veranstaltungen rund um den Schlossplatz überhaupt sicher stattfinden können“, sagt Amtsleiter Wenk. Wegen den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit konnte mit den Arbeiten erst im Mai 2014 begonnen werden.

„Eigentlich war jeder Tag der Sanierung spannend“, erzählt Restauratorin Ariane Brückel. „Wir haben immer mehr Zerstörungen im Inneren der Konstruktion entdeckt.“ Selbst am letzten Tag habe man noch einen zerbrochenen Stein gefunden, der ausgetauscht werden musste. Insgesamt wurden 150 Einzelteile repariert und 700 neue Schrauben eingebaut. Weil die Sanierer immer mehr kaputte Stellen entdeckten, dauerte die Kur für die alte Dame ein knappes halbes Jahr länger als geplant. Die Kosten verdoppelten sich im Lauf der Zeit. Knapp 400 000 Euro hat die Erneuerung gekostet.

„Wir haben das Geld gern ausgegeben“, sagt Staatssekretär Peter Hofelich vom Finanz- und Wirtschaftsministerium des Landes. „Wir brauchen unsere Denkmäler. Die Concordia steht an einem der schönsten Plätze Deutschlands“, so Hofelich. Die „Göttin der Eintracht“ habe eine hohe Symbolik für das Land.

Mit einem großen Autokran wurde die Concordia auf die Jubiläumssäule gesetzt – direkt auf die von Hofelich mitgebrachte Kapsel mit Erinnerungsstücken für künftige Generationen. Dazu gehört ein Speicherstick mit dem Sanierungskonzept sowie eine Tageszeitung und ein Euro-Münzensatz. „Die aktuelle Tabelle der Bundesliga haben wir mit Rücksicht auf den VfB nicht dazulegt“, so Hofelich.

Die vorgenommenen Restaurierungsarbeiten waren die ersten, seitdem die Figur ihren Platz vor rund 150 Jahren eingenommen hatte. Die Jubiläumssäule wurde 1841 zum Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. in Holzform errichtet. Fünf Jahre später wurde sie durch die jetzige Jubiläumssäule aus Stein ersetzt. Erst 1863 folgte die Concordia, die römische Göttin der Eintracht, die vom damaligen Stuttgarter Hofbildhauer Johann Ludwig von Hofer modelliert wurde.

Nach knapp einem Jahr in Kur blickt die Concordia nun wieder auf den Schlossplatz. Das Gerüst um die Jubiläumssäule wird aber noch eine Weile zu sehen sein. Die Planer wollten es ursprünglich bis spätestens Ende Mai abgebaut haben. Da das Trickfilmfestival in diesem Jahr aber vorgezogen wurde, soll mit dem Abbau schon früher angefangen werden. Die Arbeiten beginnen bereits am heutigen Donnerstag. Spätestens am 10. Mai können die Stuttgarter die Göttin der Eintracht und die Säule dann wieder in ganzer Pracht bewundern.