1938 begann der Bau der Pestalozzischule. 1940 wurde diese eröffnet. Am Samstag feiert die Schule Jubiläum. Foto: Dietmar Speidel, Vaihingen auf den Fildern, Sutton Verlag 2005

Die Pestalozzischule in Stuttgart-Rohr begeht am Samstag, 25. Juli, ihr 75-jähriges Bestehen mit einem großen Schulfest.

Rohr - Schule ist immer spannend und wird jeden Tag spannender“, sagt Peter Dünschede. Der 60-Jährige weiß, wovon er spricht. Denn er ist bereits seit 1982 an der Rohrer Schule. Mehr als ein Drittel der Schulgeschichte hat der heutige Konrektor mit erlebt. Die Diskussionen um gebundene und offene Ganztagsschulen, um Werkrealschulen, den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung und nicht zuletzt um den geplanten Vaihinger Campus, halten das Kollegium der Pestalozzischule im Jahr ihres 75-jährigen Bestehens auf Trab. Dennoch versucht die Schule ihr Motto „Offenheit nach außen, Geborgenheit nach innen“ zu leben. Die Pesta habe es seit jeher geschafft, sich auch in schwierigen Zeiten zu behaupten.

Als die Schule entstand, regierten die Nazis Deutschland. „Wegen der Rüstungsmaßnahmen musste damals jedes Projekt als besonders vordringlich anerkannt werden, um überhaupt Bezugsscheine für Baumaterialien und die erforderlichen Zuteilungen an Arbeitskräften zu erhalten.“ So steht es in der Chronik, welche die Schule anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens herausgab.

Eine Schule für 300 000 Reichsmark

Die Architekten Mahron und Gutbier überarbeiteten ihre Pläne so lang, bis die Baukosten auf 300 000 Reichsmark geschrumpft waren. Am 3. Juni 1938 begannen endlich die Arbeiten für die Ostmarkschule, wie die Pesta früher hieß. „Die Betonarbeiten im Keller und Erdgeschoss waren knapp fertiggestellt, als im September 1938 kein Zement mehr angeliefert werden konnte“, heißt es in der Chronik. „Es begann ein wahrer Papierkrieg um einige 100 Sack Zement, Bauholz und Baustahl.“ Tatkräftige Gemeindearbeiter trieben das Projekt dennoch weiter voran. Und so konnte am 8. Dezember 1938 Richtfest gefeiert werden. Zur Eröffnung am 15. Januar 1940 zogen rund 400 Schüler mit ihren Lehrern in die neuen Räume.

Doch schon bald waren diese zu eng. Rote-Kreuz-Kolonnen, Polizei, Baukompanien und ein Baubetrieb belegten Teile der Schule. Zudem wurde die Alte Rohrer Schule im Krieg völlig zerstört. Die Schüler mussten fortan in die Ostmarkschule.

566 Schüler und nur drei Lehrer

Als die Alliierten im Winter 1942/43 immer mehr Luftangriffe flogen, wurde die Schule geräumt. Nach dem Krieg nahm die Schule schnell wieder den Betrieb auf: Der 1. Oktober 1945 war der erste Schultag für 566 Schüler und drei Lehrer. „Jede Lehrkraft hatte nun zwei Klassen zu betreuen, die Klassen umfassten bis zu 90 Schüler“, heißt es in der Chronik. Und die Schülerzahlen stiegen weiter. Die Stadt musste die Schule mehrfach ausbauen. Im April 1970 konnten die Schüler endlich den lang ersehnten zweigeschossigen Anbau in Besitz nehmen. „Damit hatte die räumliche Enge endlich ihren Abschluss gefunden“, heißt es in der Chronik von 1990.

25 Jahre später ist dieser Satz längst Makulatur. Im kommenden Schuljahr wird die Pesta Ganztagsschule. „Dafür brauchen wir viel Platz. Schließlich sind die Kinder den ganzen Tag bei uns“, sagt der Konrektor Peter Dünschede. Doch die Pavillons sind marode. Der Interimsbau steht noch nicht. Die Folge: die Fünft- und Sechstklässler werden im nächsten Schuljahr an der Robert-Koch-Realschule unterrichtet. Die Raumnot ist wieder erdrückend.

Heute: gute Kontakte zur Wirtschaft

Trotzdem ist die Pestalozzischule bei Eltern und Kindern nach wie vor beliebt. Die Schule ist in vielen Klassenstufen sogar dreizügig. Und auch die so oft totgesagte Werkrealschule steht derzeit auf sicheren Füßen. „Auch bei den Firmen haben wir einen guten Ruf“, sagt Dünschede. Die Schule ist in engem Kontakt mit den Betrieben in Vaihingen und Umgebung. Manchmal würden die Betriebe die Pestalozzi-Schüler regelrecht abwerben, sagt Dünschede.

Ein Grund mehr, am Samstag das 75-jährige Bestehen der Pesta zu feiern. Einen offiziellen Festakt gibt es nicht, dafür aber ein großes Schulfest. In einer Ausstellung können die Besucher der Schulgeschichte nachspüren. Zudem zeigen verschiedene AGs ihr Können. Der Förderverein bewirtet die Gäste. Alle Einnahmen kommen über den Förderverein der Schule zugute.