Im Jahr 1990 wurde eine „totale Nacht“ zur Erweiterung des Scala in Ludwigsburg gefeiert. Foto: factum/Archiv

Als die Clubmusik und das Programmkino nach Ludwigsburg kamen: Das Kulturhaus an der Stuttgarter Straße hat im Dezember 1986 seine Pforten geöffnet. Am kommenden Sonntag wird gefeiert.

Ludwigsburg - Auch wenn 30 keine markante Zahl für ein klassisches Jubiläum ist: die Leute vom Scala in Ludwigsburg wollen das denkwürdige Datum nicht einfach so verstreichen lassen. 1986 hat der inzwischen legendäre Ludwigsburger Musikverein das Scala gekauft – und seit dem 5. Dezember jenes Jahres dort Programm gemacht. Zur 30-Jahr-Feier am Sonntag, 4. Dezember, werden der Mitschnitt eines Queen-Konzerts und eine Preview gezeigt. Bei einem Filmquiz können die Gäste unter Beweis stellen, wie oft sie in diesen drei Jahrzehnten im Kino gewesen sind.

Am Anfang war der Enthusiasmus: Eine Gruppe von Kinofans tat sich mit einer Gruppe von Musikfans zusammen, um den Ludwigsburgern auch einmal die etwas andere Kultur zu präsentieren. „Wir wollten zeigen, dass es noch mehr gibt als das, was die Musikvereine gespielt haben“, sagt Thomas Rothacker, einer der Mitbegründer des Clubs, der sich dann ausgerechnet Ludwigsburger Musikverein genannt hat. „Zugegeben, das hat von Anfang an zu Missverständnissen geführt“, sagt Rothacker, der in diesem Sommer als Kunstmanager beim Ludwigsburger Kunstverein eingestiegen ist. Aber ein bisschen Provokation gehörte damals eben dazu.

Das Gebäude war lange Zeit ein Porno-Kino

Die Bedingungen waren wenig rosig: Das neue Kulturhaus an der Stuttgarter Straße war lange Zeit ein Pornokino gewesen, weshalb die Mitarbeiter des neuen Kulturvereins mit dem Gebäude auch das Image des Scala aufpolieren mussten. In der Anfangsphase wechselten sich Konzerte und Kinoaufführungen noch tageweise ab. War keine Band verpflichtet, konnten Filme gezeigt werden. „Das ginge heute nicht mehr“, sagt Markus Klare vom Verein Kinokult. Das Verleihgeschäft habe sich stark gewandelt, heute komme man nicht mehr so leicht und so rasch an die Filme.

Allerdings waren die selbst ernannten Kulturmacher damals auch in Sachen Vereinssatzung recht sorglos. Weshalb ihnen das Finanzamt schon bald die Gemeinnützigkeit aberkannte. Die Begründung: Unter den Vereinszielen fand sich kein Hinweis darauf, dass auch Filme gezeigt werden sollten. So kam es zur Zweiteilung, die so ähnlich noch immer funktioniert: Die Kinomacher gründeten den Verein Kinokult und die Musikmacher das Scala Live. Heute wechseln sich die beiden Sparten bei der Programmgestaltung im Scala-Theater im 14-Tage-Turnus ab.

Eine Dokumentation über die Geschichte ist in Arbeit

Dass nun der Verein Kinokult mit der Programmgestaltung und der Einladung die Federführung für das kleine Jubiläum übernommen hat, habe ganz schlichte Gründe, sagt Edgar Lichtner von Scala Live. „Nur im Verein Kinokult sitzen die Leute der ersten Stunde.“ Wer heute das Scala Live vertrete, sei erst später dazugekommen. Außerdem hätten die Filmfreunde die 30-jährige Geschichte besser dokumentiert, während es bei den Konzertveranstaltungen Lücken gebe: „Wir haben kein Archiv, und vieles aus den achtziger und neunziger Jahren ist verschüttgegangen.“

Rainer Storz kann dafür umso mehr erzählen, der Kinokult-Geschäftsführer ist von Anfang an dabei. „Wir erstellen gerade eine Dokumentation für die Kinogeschichte im Scala“, sagt er. Aber das sei viel Arbeit, und man könne sie erst im April 2017 präsentieren – wenn sich die Gründung des Vereins Kinokult zum 30. Mal jährt. Das Jubiläum am kommenden Sonntag wird jedenfalls mit einem Klassiker des Konzertfilms bestritten: Um 17 Uhr wird das Queen-Konzert in Montreal vom November 1981 gezeigt. Um 19 Uhr schließt sich der „Filmquiz für Kinokenner“ an.