Für seinen Auftritt als Schulmeister in Telemanns Kantate hatte sich der Musiklehrer Philipp Hackert eine passende Perücke besorgt. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Schüler, Eltern und Lehrer haben das 100-Jährige des Wagenburg-Gymnasiums gefeiert. Es sind nicht nur festliche Reden gehalten worden, es gab auch ein Schulfest für alle – und den amüsanten Auftritt eines Musiklehrers.

S-Ost - Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ Als sie diese Worte vor mehr als einem Jahr auf der Jugend-Generalversammlung der Vereinten Nationen sprach, war Malala Yousafzai 16 Jahre alt und hatte ein Attentat der islamistischen Taliban überlebt. Nun erhält die pakistanische Schülerin dafür, dass sie sich für Recht auf Bildung insbesondere für Mädchen engagiert, den Friedensnobelpreis. Claudia Rugart, Leiterin der Abteilung „Schule und Bildung“ am Regierungspräsidium Stuttgart, zitierte Malalas Worte zu Beginn ihrer Rede, die sie beim Festakt zu 100 Jahre Wagenburg-Gymnasium hielt. Im April 1914 sei die Schule als Volks- und Bürgerschule gegründet worden, nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. „Auch 100 Jahre danach gibt es noch viele Konflikte auf der Welt“, sagte Rugart. „Am Wagenburg-Gymnasium wird durch dessen Ausrichtung die Frage gestellt, wie kann man die Welt ein bisschen besser machen.“

Damit spielte die Regierungsschuldirektorin auf eine Besonderheit an, die Rektorin Petra Wagner schon zuvor dargelegt hatte: Die Schule besitzt seit 1988 eine deutsch-französische Abteilung, die Schüler können neben dem deutschen Abitur auch das französische Baccalaureat erwerben, das AbiBac. Das Wagenburg leistete Pionierarbeit und war Wegbereiter für den bilingualen Französischunterricht in Baden-Württemberg. Dafür wurde es vom Kultusministerium als „Partnerschule für Europa“ ausgezeichnet. Seit Mai 2013 ist das Gymnasium zudem interessierte UNESCO-Projektschule. Die Schlüsselrolle der Schule würdigte auch Nicolas Eybalin, Generalkonsul Frankreichs in Stuttgart und Direktor des hiesigen Institut français. Er erinnerte an die Anfänge, als eine französische Dozentin in der damals benachbarten französischen Schule auch im Gymnasium unterrichtete. Und kaum hatte der Musiklehrer Philipp Hackert mit lockiger Langhaarperücke, Schulchor und Orchester in barocker Manier den Schulmeister in Georg Philipp Telemanns Kantate gegeben, schlug der Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle passenderweise den großen historischen Bogen. Vom Namen Wagenburg, der auf die Belagerung Stuttgarts durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1286 zurückgeht, führte er zu den Flüchtlingen von heute, denen man in Stuttgart eine Unterkunft bieten müsse, und von dort zum weltoffenen Profil der Schule.

In dem Elsässer-Bau steht nun eine Sanierung an. „Ich bin sicher, dass wir das genauso gut hinkriegen wie diese Turnhalle, die junge und alte Bausubstanz verbindet.“ Wölfle betonte indes auch, er sei nicht der Geschenkeonkel. Er habe zwar ein Pausenspiel mitgebracht, könne aber in Sachen Dachgeschoss nichts versprechen – hatte doch die Schulleiterin Wagner zuvor gewünscht, dieses ausbauen lassen zu dürfen. Ein anderer Festredner, Medizin-Nobelpreisträger Bert Sakmann und Schüler am Wagenburg von 1952 bis 1961, wusste sogar schon, wie man ein solches verwenden könnte: für die Ausstellung 100 Jahre Wagenburg-Gymnasium, die derzeit im Muse-o zu sehen sei. Zu Sakmanns Zeiten noch eine Jungenschule, erinnerte er sich schmunzelnd daran, wie ein forscher Junge Schillers Luise Millerin in Schwäbisch las oder Lehrer kauzige Sprüche klopften. Damals habe man nichts von der Nazizeit oder über Genetik erfahren, bedauerte Sakmann. „Die Lehrpläne in Geschichte und Biologie sind heute viel besser und es gibt einen Austausch mit Israel.“ Passend dazu spielte die Schüler-Big Band des Gymnasiums den Titel „Respect“, indes im Hof bereits Sektgläser angestoßen wurden. Auf den Festakt folgte ein großes Schulfest mit Leckereien und allerlei Präsentationen.